Wie war Euer Laufjahr 2015? Für jeden Mauerwegläufer war´s wohl etwas anders. Hochs wechselten wahrscheinlich mit Tiefs – auf der Laufstrecke wie auch im richtigen Leben. LGM-Mitglied Sonja Schmitt, bekannt für ihre abwechslungsreichen Texte, hat bei Facebook ihren persönlichen Jahresrückblick niedergeschrieben, den wir auf unserer LGM-Seite veröffentlichen dürfen. Viel Spaß bei der Lektüre!

„Betrachtet im Weitwinkel wie der Weltpolitik war 2015 ein furchtbares Jahr. Und ohne das ignorieren zu wollen, komme ich nicht umhin festzustellen, dass 2015 für mich ein besonderes und besonders schönes Jahr war. Und weil das – nicht nur, aber ganz viel – mit euch Mauerwegläufern zu tun hat, ich Weihnachten immer zu einer gewissen Sentimentalität neige und ich mal wieder – Terroranschläge und ein lebloser Fahrradfahrer auf der Straße, um den ich und andere Verkehrsteilnehmer kürzlich notdürftig herumgeleitet wurden – festgestellt habe, dass es nicht verkehrt sein kann, Menschen immer mal wieder zu sagen, womit sie einen erfreut haben (denn manchmal geht es dann eben plötzlich nicht mehr), verpacke ich meine persönliche Freude über viele kleine und größere Erlebnisse mit euch mal ganz facebookvorlagenfrei in Textform und lege sie euch virtuell unter den Baum (oder wo immer ihr gerade sitzt). (PS: Ja. Ihr seht, ich kann auch Bandwurmsätze ;-)).

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Triebfeder Tom: Die Autorin, sehr happy nach ihrem ersten Ultra, dem Juni-XXL nach Brieselang.

Mein Jahr begann in Lindow. Ein Ort, rund 70 Kilometer von Berlin entfernt, von dem ich nie zuvor gehört hatte. Und der nicht nur an Silvester/Neujahr eine tragende Rolle spielte, sondern an noch an zwei weiteren Wochenenden des Jahres 2015 besondere Momente für mich bereithalten sollte. Aber beginnen wir am Silvester-Wochenende. Ich kannte kaum jemand von den Leuten und (zumeist) Mauerwegläufern, die zum „Run & Brunch“ da waren, das hatte ich aber bereits fünf Minuten nach der Ankunft vergessen – dank eines herzlichen Empfangs von Alex an der Rezeption (wo ich nach ein paar Irrungen und Wirrungen über das Gelände dann doch noch fast pünktlich gelandet war), dank Anke, mit der ich gleich übereinkam, mir das Zimmer zu teilen, und dank Sonja und Wolfgang, die bei den drei Läufen innerhalb der 21 Stunden „Run & Brunch“ dermaßen begeisternd vom Laufpark Stechlin und den Run2Yoga-Wochenenden erzählten, dass eine Rückkehr bald beschlossene Sache war. Sehr nett an dem Silvesterwochenende unter Läufern war auch, dass ich endlich mal nicht gefragt wurde: „Was du willst heute an [Silvester/Neujahr/beliebiger anderer Feiertag] laufen? Muss das denn sein???!!“ Zum krönenden Abschluss durfte ich Neujahr noch Sigrid mit nach Berlin nehmen, die ich bis zum Vorabend nur vom Hörensagen kannte. Silvester zum Abendessen nämlich hatte ich neben einer netten älteren Dame am Tisch gesessen… und erst als diese in unser Gespräch „Badwater, also da hab ich ganz schön gelitten“ einflocht, wurde mir bewusst, mit wem ich mich da grade unterhielt. Nunja, ein voller Erfolg also, dieser läuferische Jahresstart und richtungsweisend für das ganze kommende Jahr, auch wenn ich das zu jenem Zeitpunkt natürlich noch nicht wusste.

Zurück zuhause setzte ich gleich meinen ersten guten Vorsatz für 2015 um und stellte bei Nina einen Mitgliedsantrag (der auch auch E-Mail-wendend sofort positiv beschieden wurde).
So nahm ich dann am 4. Januar 2015 erstmals als echtes LGM-Mitglied an „Langsam laufen mit John“ teil. Man muss dazu sagen, dass ich ohne John´s Angebot wohl nie bei den Mauerwegläufern gelandet wäre. Mit dem langsamen Tempo, den schönen verschiedenen Strecken und der Tatsache, dass das Angebot kostenlos bzw. gegen Spende ist, ist es nunmal die perfekte Einstiegsdroge. Das Tempo beim Mauerweglauf oder einen XXL hätte ich mir 2014, als ich im Juni erstmals bei John war, nie zugetraut. Ich glaube, das ging schon vielen ähnlich – danke, John!
Bei den John-Läufen 2014 übrigens hatte ich bereits Harald und Nina kennengelernt, die mich im Laufe des zweiten Halbjahres 2014 – durch begeistertes Erzählen von den Veranstaltungen der Mauerläufer und motivierende Kommentare über meine Lauffortschritte – überzeugten, ab 2015 Mitglied zu werden. Dabei zeigten sie sich völlig unbeeindruckt von der Tatsache, dass ich weder je einen Ultra gelaufen war, noch es zu diesem Zeitpunkt für etwas hielt, was ich jemals machen wollte. Naja, ihr wisst, was dabei rausgekommen ist…

Mit Sebastian lief ich im Januar meinen ersten Sonntags-Mauerweglauf, vorher hatte ich mir die 6:30-er Pace nicht für ganze 25km zugetraut. Weil er auch erst das zweite Mal dabei war, wir intensivst in ein Läufergespräch vertieft waren und weil die übrigen LGMler an jenem Tag entweder schneller oder langsamer unterwegs waren als wir, verliefen wir uns prompt zwischen VP1 und VP2. Irgendwer rannte nach und sammelte uns wieder ein. Dafür nochmal vielen Dank und liebe Grüße nach Stuttgart an Sebastian, wo er uns bestimmt vermisst…

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Von wegen „dolce far niente“, si corre una maratona: Vorfreude auf den Verona-Marathon mit Alex und Itta im November.

Itta und Alex trugen einen guten Teil dazu bei, dass ich mich schon nach wenigen Wochen gar nicht mehr als Neuling (oder ultra-unerfahrener-Nichtwillkommling) bei den Mauerwegläufern fühlte, indem sie mich ziemlich schnell in die Redaktionsarbeit für die LGM-Website einbezogen, nachdem ich vorsichtig angedeutet hatte, dass mir das Spaß machen würde. Der Kontakt intensivierte sich im Laufe des Jahres und im November gab es mit den beiden ein wunderbares Marathonlaufwochenende in Verona, das so viel Spaß gemacht hat, dass es 2016 eine Wiederholung bekommt – zwar nicht in Verona, dafür aber auch mehr als ein Wochenende. Und mehr als ein Marathon. Der Dank für die Idee zum Veronawochenende gebührt übrigens Florian, der dann selbst zu seinem und unseren großen Bedauern leider nicht mitkonnte nach Italien. Vorab war er 2015 häufig mein Laufpartner bei einigen Mauerweg-Trainingsläufen und sorgte dort für meine Unterhaltung, genau wie Nicole beim THF oder Uwe bei den Wochenenden im Laufpark Stechlin.

Mit Sylke zu laufen ist immer extrem kurzweilig – sei es beim frühmorgendlichen Pre-Mauerweglauf-Lauf, sei es beim  Fluchen auf den vorletzten Kilometern beim Stechlin-Ultratail. Außerdem kriegt sie von mir den Preis für diejenigen Facebook-Kommentare, über die ich am häufigsten lachen muss. Wie selbstlos Mauerwegläufer sein können, bewies Arne im Mai beim BIG25. Er rettete mir den Lauf durch den Verleih seines Stirnbands an mich (ich hätte sonst haarprachtbedingt blind laufen müssen). Das Haarband hat er nie wiedergesehen. Sorry, Arne!

Beim THF6 im Mai unterstützte ich spontan Jörn bei der Verpflegung, nachdem ihm sein geplanter Mithelfer abgesprungen war. Durch eine unachtsame Bewegung hätte er mich fast mit dem Kartoffelschäler erstochen. Ein Aufeinandertreffen mit Folgen. Bis heute.

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Die besten Bodyguards, leider beide etwas zu schnell für die Autorin: mit Jörn und Matze vor dem Berlin-Marathon.

Olaf attestierte mir beim LGM-Sommerfest, wo der Wettkampf: „Schätze möglichst gut, wie weit du in zwei Stunden laufen wirst“ hieß, dass mein Tempo um einen Hauch zu schnell war, um die von mir vorausgesagte Pace zu treffen. Ich bremste ab und heimste mit Platz 2 stolz erstmalig bei einem Laufwettkampf einen Treppchenplatz ein. Dass es dann ausgerechnet Olaf war, der – mit einer Punktlandung – Platz 1 abräumte, sei ihm daher voll gegönnt… 😉  Ja, das Sommerfest… Schon während des Laufs und auch danach noch beim Grillen bequatschte mich Tom liebevoll-penetrant so lange, bis ich zusagte, mich am folgenden Tag erstmals an eine volle XXL-Teilnahme zu wagen. Und ich kam – nach 58 Kilometern durch Kornfelder und Brennnesseln in Brieselang – tatsächlich bis zum Ziel. Tom verdanke ich insofern meinen ersten Ultra. Und nicht nur den.

Andreas ist ja irgendwie ein Codewort für Trainer bei der LGM. Zunächst Andreas Deák. Ihn kennenzulernen, ist zumindest am Anfang eher schmerzhaft: Nie jedenfalls hatte ich schöneren Muskelkater als an den Tagen, nachdem ich beim Donnerstags-training, wo ich im Sommer ausnahmsweise mal teilnehmen konnte, Burpees kennengelernt hatte… Da mein kinderfreier Abend ansonsten der Mittwoch ist, nutzte ich auch ein paarmal das vereinsfreie Angebot von Andreas Nummer Zwei Urbaniak im Kissingenstadion – weniger schmerzhaft, dafür koordinationstechnisch anspruchsvoll: Ich zumindest war froh, dass ich die Laufrunden rückwärts ohne Unfälle überstanden hatte (wo ich das ja manchmal nicht mal vorwärts hinkriege).

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Himmel, waren wir platt! Aber schön, dass auf dem Bild die Freude über den geschafften Nachtlauf überwiegt: mit Jens im Juli beim Jugendherbergsfrühstück .

Dass ich beim Nachtlauf im Juli noch einigermaßen gut die letzten zehn Kilometer gelaufen bekam, lag im Wesentlichen an Jens. Im gleichen Tempo, das man zu diesem Zeitpunkt übrigens kaum mehr Tempo nennen konnte, zockelten wir – schon ziemlich energielos – Richtung Jugendherberge, wobei wir uns gegenseitig zogen. Das war total klasse, und wir waren zwar fertig mit der Welt, aber sooo stolz, als wir ankamen. Insofern fällt auch das Foto, das wir beim Frühstück von uns machten, in die Kategorie: „Völlig fertig, aber extrem glücklich.“

Unvergessen auch die Augustnacht, die ich – eine Wespe war schuld – sehr spontan mit meinem Zweitbodyguard Matze im Bett verbrachte. Man muss dazu sagen, dass es viel unschuldiger war, als es klingt, und vor allem die übrigen anwesenden LGMler einen Heidenspaß an der Geschichte hatten – jedenfalls mehr als Matze und ich…

Claudia kannte ich noch gar nicht, als sie das erste Mal auf mich zukam. Doch sie mich offenbar, denn ohne großes Vorstellungsvorab hatte sie, während wir uns im Cantianstadion für das Training mit Andreas aufwärmten, enthusiastisch meinen Text über jenen ersten Ultra im Juni gelobt, was mich natürlich sehr erfreute, Diesen Enthusiasmus meine Texte betreffend zeigte sie immer wieder, zuletzt beim Mauerweglauf im November. Kaum aus der S-Bahn, stürmte sie auf mich zu, zeigte auf ihren Pferdeschwanz und tönte: „Hey, ich hab extra zwei Gummis mit. Du hast ja gesagt, Gummis sind total wichtig.“ Nunja, als Schreiber meines Textes über den Berlin-Marathon konnte ich diesen Ausruf durchaus einordnen. Ich weiß aber nicht, was die Nichtleser unter den Anwesenden gedacht haben mögen. Die Blicke zumindest sprachen Bände.

Abschließend noch Dank an die Ultra-Möhren Andrea und Norbert, für immer wieder lustige Geschichten aus dem Leben eines Läuferpaares, und speziell an Andrea für ihre unschlagbaren Ultramarathon-Tipps. Mein Highlight war ihr Statement zu meinem Sinnieren darüber, dass ich bei langen Läufen beim hinter-die-Büsche-müssen doch lieber ein Mann wäre, da das Hinhocken ab km 30 doch ziemlich schwierig sei… Das Statement selbst gebe ich aus daten- wie jugendschutzrechtlichen Gründen hier lieber nicht wieder… 😉

 

So dann, liebe Mauerwegläufer, namentlich genannten und alle anderen: Habt schöne Weihnachtstage. Tragt Warnwesten im Dunkeln. Und passt auf euch auf! Ich freue mich sehr auf das neue Laufjahr mit euch!“

Sonja