Da fehlen doch drei Buchstaben, sagte sich Autor Gerd Gladasch, als er am Wegweiser „Mauerläufersteig“ vorbeikam. Nun, er war eben auf dem Zugspitz Supertrail unterwegs und nicht in Berlin… Hier sein Bericht:

„Jedes Jahr findet im Juni in Grainau Deutschlands größtes Trailrun-Event statt. Angeboten werden fünf verschiedene Distanzen von 25 km bis hin zu 102 km mit 5400 Höhenmetern im Auf- und Abstieg.

Ich entschied mich ein zweites Mal für den Supertrail mit 63 km Länge und 3000 Höhenmetern. Voriges Jahr habe ich diese Strecke schon einmal in Angriff genommen, musste aber wegen schlechten Wetterbedingungen bei der Hälfte das Handtuch werfen, das sollte dieses Jahr natürlich nicht wieder passieren.

Mauerwegläufer am Mauerläufersteig: Gerd Gladasch beim Zugspitz Supertrail.
Mauerwegläufer am Mauerläufersteig: Gerd Gladasch beim Zugspitz Supertrail.

Das Wetter spielte schon mal mit, es hatte zwar auch in der Zugspitzregion wie in ganz Deutschland gefühlt seit zwei Wochen pausenlos geregnet, aber zum Start war perfektes Laufwetter.
Um 9 Uhr wurden knapp 500 LäuferInnen auf die Strecke geschickt, nach knapp zwei km zum Einlaufen geht es die ersten 1000 hm hinauf zum Scharnitzjoch. Dort stand ich voriges Jahr frierend bei 5 cm Neuschnee, dieses Jahr war eitel Sonnenschein und man konnte eine kleine Pause machen. Natürlich nur kurz, denn schon ging es die eben erarbeitenden Höhenmeter doppelt so schnell wieder runter zum ersten VP. Nach der Stärkung geht es relativ eben weiter nach Mittenwald und dann zum Ferchensee, meinem Ausstiegspunkt vom vorigen Jahr. Das kam natürlich nicht schon wieder in Frage, weiter ging es im leichten Bergauf- und ab rund um das Wettersteingebirge Richtung Partnachalm.

Die Aussagen der Helfer ließen nichts Gutes ahnen
Nach einem fantastischen Trail abwärts ging es, wie sollte es anders sein, steil hinauf zum nächsten VP. Langsam spürte ich meine Oberschenkel von den vielen Höhenmetern und die Aussagen der Helfer, dass es jetzt zur Talstation Längenfelder (diese „Talstation“ liegt allerdings auf einer Höhe von 1600 m) erst richtig losgeht, ließen nichts Gutes ahnen. Nach einem kurzen Stück Forstweg begann der Steig hinauf zur Talstation, und wirklich, dieser Steig zog sich gefühlt ewig hin, er bestand durch die vielen Regenfälle fast nur noch aus einem Bachlauf und Schlamm und die 700 Höhenmeter raubten mir fast alle Kräfte. Endlich oben angekommen erstmal eine ausgiebige Stärkung an dem bestens ausgerüsteten VP. Aber auch das sollte es noch nicht gewesen sein, wo wir doch schon mal da waren, durften wir noch weitere 300 Höhenmeter hinauf zur Bergstation der Alpspitzbahn erklimmen.

Man kann ja nicht alles haben…
Endlich oben angekommen sehe ich einen Wegweiser mit der Aufschrift „ Mauerläufersteig“ , na das war doch mal eine Überraschung, ok, die Bayern haben drei Buchstaben „vergessen“, aber man kann ja nicht alles haben ;-).

So, von nun an ging es nur noch bergab, aber wenn man schon 54 km in den Beinen hat, sind 1300 hm hinab über rutschtigen Fels und Schlamm nicht zum Tempo machen geeignet, vor mir waren schon ein paar Läufer gestürzt und so stand ein halbwegs sicheres Gehen an erster Stelle.

Zeit spielte eh keine Rolle mehr, nur noch das gesunde Ankommen, nach knapp 12 Stunden und ziemlich schweren Beinen war ich dann endlich im Ziel.“

Text und Bild: Gerd Gladasch