Klein, aber fein: So der Fontane-Lauf in Rauen, so die Abordnung der Mauerwegläufer, die an dem familiären Laufevent teilnahm. LGM-Mitglied Matze Weiser über die Stimmung auf und an der 15 Kilometer langen Strecke, die ein oder zweimal durchlaufen werden kann:

„Mein langer Lauf am Wochenende führte mich zum Fontane-Lauf, der bereits zum 37. Mal ausgetragen wurde. Harald und Nina hatten vorab von einem kleinen Lauf mit toller (Ziel-)Verpflegung geschwärmt. Angebotene für mich interessante Distanzen waren 15 oder 30 Kilometer. Ich entschied mich bei der Anmeldung für die letztere.

Während andere Mitglieder an diesem Wochenende entweder beim Marathon in Hamburg, auf dem Darß oder im schönen Spreewald mit dem wechselhaften Aprilwetter – von Regen, Wind bis Sonne war für alle genannten Regionen alles angekündigt – zu kämpfen haben würden, interessierte mich das Wetter am Samstag in den Rauener Bergen. Rauen ist das Dorf in der Nähe von Fürstenwalde, in dem Start/Ziel der 15-km-Runde liegt, und die Berge erstrecken südlich der nahe liegenden Autobahn 12. Bei gerade mal zehn Grad waren für mich lange Hose und Windjacke angesagt.

Ein paar Tage vor dem Lauf hatte ich mir erstmals den Streckenverlauf angesehen. Viel Grün war auf der Karte zu sehen und ein paar Höhenangaben. Erst das Höhenprofil ergab dann die Herausforderung: 259 Meter Anstieg auf einer Länge von 15,195 Kilometern mit mindestens fünf Anstiegen, die nur ganz oder teilweise gehend erklommen werden konnten. Laut Profil würden schon auf dem ersten Kilometer mehr als 50 Meter Höhenunterschied zu bewältigen sein. Nach absolvierten 10 Kilometern dann sogar 60 Meter. Ob hier die sieben Zwerge wohnen, habe ich später nicht herausbekommen, aber ich habe mindestens sieben Berge gezählt. Also würde das Bergtraining nicht zu kurz kommen und meine termintechnische Nichtteilnahme bei der Ostermarathonserie dieses Jahr kompensieren.

Für mich war es ein Wettkampf, allerdings mit Handbremse, denn der Trainingsplan gab 85 bis 90 Prozent der Herzfrequenz vor. Guter Dinge fuhr ich zusammen mit Harald, Nina und Sonja Eigenbrod am Samstag los. Wir konnten sehr günstig parken und waren schnell bei der Startnummernausgabe. Für die 30 Kilometer waren rund 70 und für die 15 sogar 100 Teilnehmer mehr angemeldet. Ein 5-km-Lauf sowie 10km-Walking wurden auch angeboten, so dass sich der Veranstalter über mehr als 300 Starter freuen konnte. Einige mir bekannte Läufer wie Thomas Müller, Thomas Fanslau sowie Lukas Lange waren für die lange Distanz gemeldet, die wir eine halbe Stunde vor den 15-km-Läufern in Angriff nahmen.

Zwei Runden hatte ich also vor mir – eine zum Kennenlernen und eine zum Ausprobieren. Wenn man bei einem Berglauf von Zieltempo sprechen kann, dann wollte ich es mit 5:45min/km im Schnitt probieren. Vorbereiten aufs Berglaufen konnte ich mich schon ein wenig beim Warmmachen. Nach dem Start wollte ich mich an Sonja halten, aber sie ging verhaltener an als ich, so dass ich am ersten Anstieg allein war. Mit etwas Schwung bin ich diesen zunächst angelaufen, aber dann sofort ins Gehen gewechselt. Die Route befindet sich fast ausschließlich im Wald, so dass das jeweilige Anstiegsende erst direkt vor dem Berg sichtbar wurde. Immer wieder erfolgten Tempowechsel – Berg hoch gehen, bergrunter laufen.

Nicht nur das Tempo wechselte, auch das Wetter: Regen und kurzzeitig Hagel setzten ein. Mitten im Wald bekamen wir Gegenwind. Der Lauf bot somit nicht nur Abwechslung auf der Strecke. Nach drei Kilometern war der zweithöchste Punkt und etwas später der erste Verpflegungspunkt (VP) mit einer Auswahl verschiedener Getränken erreicht. Dankbar nahm ich einen Wasserbecher entgegen. Weitere kurze, aber knackige Anstiege folgten. Aber nach jedem gab es sofort die Möglichkeit der Regeneration durch lockeres Bergablaufen. Bei letzterem wurde ich immer wieder von Sonja eingeholt.

Nach der Hälfte der Runde war ich mit mir und dem Tempo zufrieden und der Puls passte auch. Hier befand sich auch der zweite VP, bei dem ich auf den Schildern u.a. Grieß und Erdinger Alkoholfrei las. Kaum aus dem Rhythmus kommend nahm ich wieder Wasser zu mir. Laut Streckenprofil stand ab Kilometer zehn ein fast durchgehender Anstieg über drei Kilometer zum höchsten Punkt an. Bei dieser Wegmarke informierte ein anderer Teilnehmer mich, dass er nicht gegen mich laufen würde. Er kam vielleicht darauf, weil ich mich umdrehe, wenn ich Läufer hinter mir höre, um gegebenenfalls Platz zu machen. Ich entgegnete ihm: „Ich laufe auch nicht gegen dich, sondern gegen mich und möchte einfach nur mein Tempo durchhalten“. Das lag um die 5:40min/km. Ich fragte ihn nach seiner Erfahrung zum Fontanelauf und erfuhr, dass er Wiederholungstäter sei, weil dies ein richtiger Crosslauf sei. Außerdem stellte er mir in Aussicht, dass die zweite Runde härter werden würde.

Die letzten fünf Kilometer der Runde waren durch den erwähnten Anstieg geprägt, der zwar lang aber nicht so anstrengend war, wie ich befürchtet hatte. Nach dem Erreichen des Gipfels ging es zwei Kilometer fast nur bergab und nach 1:25 h konnte ich mich auf die zweite Runde begeben. Sonja war etwas hinter mir.

Der Streckenverlauf war mir nun bekannt und so konnte ich mich frühzeitig auf Tempowechsel wie durch das Berghochgehen einstellen. Allerdings fiel es mir, wie von dem Läufer prophezeit, deutlich schwerer. Auch mein Puls erreichte schneller oder überstieg sogar die 90%-Schwelle. Als einzige Energiespende hatte ich bisher meine Colagummigels genommen. Am ersten VP nahm ich zwei Becher Wasser zu mir und fast an der gleichen Stelle wie auch in der ersten Runde hagelt es. Die Rauen(er) Berge werden ihrem Namen gerecht. Nach 1:45 h bin ich platt. So lange war ich laufend das letzte Mal beim Berliner Halbmarathon drei Wochen zuvor unterwegs, nur mit dem Unterschied, dass ich damals schon im Ziel war. Heute hatte ich noch zwölf Kilometer vor mir. ,Was soll‘s, es ist ein Trainingslauf und du wirst ankommen, aber langsamer als noch in der ersten Runde gedacht´.

Diesmal konnte ich der vorbeistürmenden Sonja bergab nicht folgen. Sie hatte es sich wohl besser eingeteilt und konnte gleichmäßig ihr Tempo laufen. Am VP mit dem Grieß habe ich das letzte Mal gesehen. Ich genehmigte mir hier eine ausgiebige Pause und konsumierte einmal das komplette Angebot: Je Becher Cola, Erdinger Alkoholfrei, Wasser und Grieß (auch als Einstimmung auf den Schleim beim Rennsteiglauf). Mit Apfel- und Banananstücken ging ich im Flachen sogar ein paar Meter. Es war eine sehr wohltuende Erholungspause und ich war bereit für die letzten 7,5 Kilometer, die ich bis auf die beiden Gehanstiege als nicht sehr anstrengend in Erinnerung hatte.

Kurze Zeit später wurde ich von meinem „Propheten“ wortlos überholt. Ich war dennoch guter Dinge und wollte diesen 30Km-Lauf einfach nur noch unter drei Stunden beenden. Die Oberschenkel brannten schon ein wenig, aber der Puls war stabil und darauf lag mein Hauptaugenmerk. Vor mir sah ich in ein paar hundert Meter Entfernung einen Läufer, der mich indirekt zog. Am letzten Gipfel hatte ich ihn erreicht. Nun freute ich mich einfach nur auf das lockere Auslaufen bergab ins Ziel. Nach 2:58:16 lief ich über die Ziellinie.

Dort wurde ich schon von Sonja erwartet. Etwas später erfuhr ich von ihrem Sieg bei den Damen. Auch Thomas und Thomas hatten mit ihren Leistungen Podiumsplatzierungen in der Altersklasse erreicht. Herzlichen Glückwunsch dazu. Leider konnten sie das nicht sofort beim Veranstalter in Erfahrung bringen und haben die Siegerehrung dadurch verpasst, weil sie schon auf dem Heimweg waren. Bei der Veranstaltung erfolgt die Zeitnahme manuell und handgestoppt. So ist eben bei gerade mal acht Euro Startgebühr für 15/30 km etwas Geduld gefragt.

Ich genehmigte mir erstmal einen Grieß im Ziel und begab ich mich dann mit steifen Beinen auf die Sache nach der Massage, die bei diesem Laufevent angeboten wurde. Ob man dafür bezahlt, ist jedem selbst überlassen. Ich wollte mir auf jeden Fall diese Möglichkeit nicht entgehen lassen und wurde wunderbar umsorgt. Dadurch versäumte ich zwar die Siegerehrungen und die Möglichkeit, mich auf dem Basar von den selbstgebackenen Kuchen auszutoben, aber das kann ich vielleicht beim nächsten Besuch hinbekommen. Danke Nina fürs Fahren und Harald für Idee hier zu laufen.

Mein Fazit lautet:
• Es ist wunderbar liebevoll organisierter Lauf mit abwechslungsreicher Strecke.
• Die Verpflegung ist top und die Stimmung auch.
• Es gibt einen Massageservice.
• Der Lauf eignet sich blendend als Vorbereitung für den Rennsteiglauf oder andere Bergläufe. Mit 530 Höhenmetern auf 30 Kilometer hat er im Verhältnis zum Marathon „Um den Brocken“ (mit 600 Höhenmetern) bei der Laufserie im Volkspark Prenzlauer Berg relativ gesehen etwas mehr zu bieten.“

Text: Matze Weiser; Fotos: Nina Blisse

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