Den Marathon in Marathon loslaufen und dann nach Athen und in einer der ältesten Sportstätten der Welt einlaufen: „The authentic one“, wie der Lauf beworben wird. Auch für Mauerwegläufer, die ja ohnehin gerne einen läuferischen Bezug zu geschichtlichen Hintergründen pflegen, war der Athen-Marathon diesen Herbst das Ziel einer Reise nach Griechenland. LGM-Mitglied Matthias Rottenbach berichtet vom antiken Lauf-Abenteuer:

„Wo einst Pheidippides nach dem Sieg gegen die Perser im Jahr 490 v. Chr nach Athen gelaufen sein soll, wird heute jährlich dieser Lauf veranstaltet. Wobei manche Quellen auch aussagen, dass Pheidippides nicht diese Strecke gelaufen sein soll, sondern von Athen nach Sparta und wieder zurück. Das ist aber ein anderer Laufwettbewerb in Griechenland und nicht Thema dieses Laufberichts.

Immer wieder: Fest installierte Streckenmarkierungen, tolle Aussichten. Hier auf der Strecke bei Kilometer 6.

Wie in der geschichtlichen Überlieferung startet der Punkt-zu-Punkt-Lauf im Ort Marathon und führt nach Athen in das historische Panathinaiko-Stadion. Für die rund 15.000 Teilnehmer wurde aus diesem Grund ein Bustransfer eingerichtet, der um 5:30 Uhr nach Marathon abfuhr. Dabei wurde genau die Strecke gefahren, die es später in die gegensätzliche Richtung zu laufen galt. Während der noch nächtlichen Hinfahrt wurde das Streckenprofil bereits deutlich, denn eine sehr lange Zeit ging es nur bergab. Da lag also einiges an Laufarbeit vor uns Teilnehmern. Insgesamt ca. 340 Höhenmeter bergauf und 280 bergab standen auf dem Programm.

Wenn nicht hier, wo dann?
In Marathon angekommen, hatte es bereits angefangen zu dämmern und es zeichnete sich ein warmer Tag ab. Anfangs war es noch etwas kühl, die Wettervorhersage hatte aber um die 20 Grad prophezeit und dazu auch etwas Bewölkung. Das Startgelände füllte sich zunehmend, und so langsam kam ein Mix aus Anspannung und Faszination für diesen Lauf auf. Was für ein historischer Startort. Wenn nicht hier, wo dann einen Marathon starten?

Leere Ränge mit Geschichte: Seit mehr als 2000 Jahren für den Sport gebaut, das Panathinaiko-Stadion.

Der Veranstalter hatte die Startnummern entsprechend der Meldezeiten vergeben und in verschiedene Startblöcke unterteilt. Vor dem Start wurde noch ein Eid des Marathons mit erhobener Faust (!) geschworen. Auf was genau geschworen wurde, war nicht genau verständlich, es brachte jedoch einen Schuss Pathos und Feierlichkeit in die Veranstaltung.

Punkt 9 Uhr fiel dann der echte Startschuss. Die ersten 10 Kilometer waren weitgehend flach und es wurde der Grabhügel der in der Schlacht gefallenen Athener umrundet. Uns Läufern stand heute, mehr als 2500 Jahre später, allerdings eine harmlosere, rein sportliche Schlacht bevor. So ein Lauf wird aber auch als Wettkampf bezeichnet und die Strecke bot auch reichlich Potenzial für den Kampf mit dem berüchtigten inneren Schweinehund.

Gegensätze prallen aufeinander
Seitlich an der Strecke waren auch hier im eher ländlichen Umfeld schon einige Zuschauer, die teilweise Ölzweige an die Läufer verteilten, die am Ende von manchen Teilnehmern bis ins Ziel getragen wurden (das Symbol des errungenen Siegs?). Auch einige Landarbeiter, die aus dem mittelasiatischen Raum zu stammen schienen, waren darunter und flankierten die Strecke. Was für einen Eindruck so eine Veranstaltung auf solche Menschen wohl hat? Hier traf ein wohl sehr schweres Leben auf den „Luxus“ Freizeitsport, für den viele Menschen aus ganz Europa und anderen Teilen der Welt eigens nach Griechenland reisen.

Wie vorhergesagt verschwand die anfangs tief stehende Sonne hinter dünnen Wolken und es blieb erträglich zu laufen. Allerdings blies ein ordentlicher Südwind dem Läuferfeld entgegen und dies bis zum Schluss ins Ziel. Die als schwierig geltende Strecke hatte sich ja bereits bei der Hinfahrt bemerkbar gemacht. Nach den ersten zehn Kilometern ging es eine kürzere Steigung hinauf und wieder hinunter. Ab km 20 begann dann jedoch ein Anstieg von ca. elf Kilometern Länge mit etwa 230 Höhenmetern. Für einen Straßenlauf dieser Größe etwas Besonderes.

Von wegen langweilig und einsam!
Die große Begeisterung der Zuschauer in den Ortschaften war hier sehr hilfreich und entsprach nicht dem, was man allgemein von diesem Lauf so hört. Von wegen langweilig und einsam! Überall wurde „Bravo! Bravo!“ gerufen, Kinder und auch Erwachsene wollten abklatschen. Es wurde getanzt und Musik gespielt. Teilweise erinnerte dies an eine Bergetappe bei der Tour De France. Das war alles sehr motivierend. Nach und nach kamen dann die ersten städtischen Passagen Athens links und rechts der Strecke in Sicht, es wurden noch mehr Zuschauer und ab km 31 war dann der topografische Höhepunkt des Laufs erreicht. Interessant an dieser Steigung war, dass man immer den Eindruck hatte, man sei schon oben und dann ging es irgendwie doch noch weiter bergauf.

Glücklicher Finisher: Dietmar Penteker nach dem Zieleinlauf im Panathinaiko.

Die hervorragend organisierte Veranstaltung bot auf der gesamten Strecke alle 2,5 Kilometer Verpflegung an. Generell immer Wasser und an jedem zweiten Verpflegungspunkt dann auch Bananen, Isogetränke, teilweise auch Gels und Energieriegel. So ließen sich auch die Kilometer bergauf gut bewältigen. So eine Versorgung hätte sich einst der gute Pheidippides nicht einmal erträumen können.

Die letzten Kilometer Richtung Ziel waren nun großstädtisch geprägt. Breite Straßen, Bürohäuser, Geschäfte und staatliche Einrichtungen. Hier waren dann links und rechts durchgängig Zuschauer, nicht weniger begeistert und lauter als die entlang der ca. 30 Kilometer vorher jenseits der Innenstadt. Bevor es dann ins Panathinaiko-Stadion ging, musste noch eine ca. einen Kilometer lange, etwas steilere Passage bergab bewältigt werden und dann ging es links in die historische Sportstätte.

Sport-Spuren von mehr als 2000 Jahren…
Das Panathinaiko-Stadion wurde im Jahr 330 v. Chr. erbaut und war mehrere Jahrhunderte lang Austragungsort der Panathenäischen Spiele, gleichfalls Sportwettkämpfen wie die olympischen Spiele. Auch zu Zeiten der Römer wurden diese fortgeführt und das Stadion auch noch einmal erweitert. Es fasste in der Antike schätzungsweise 50.000 Zuschauer. Anlässlich der olympischen Spiele 1896 wurde das Stadion von Grund auf erneuert. Es ist heute jedoch nur noch selten Austragungsort von Veranstaltungen.

Der Gedanke, dass an genau diesem Ort schon vor mehr als 2000 Jahren Sportwettkämpfe stattgefunden haben, verfolgte sicherlich so einige Finisher an diesem Tag. Viele, viele große Sportler sind hier gegeneinander angetreten, haben gewonnen oder verloren, sich angestrengt und auch den ein oder anderen Schmerz überwunden. Sicherlich eine der ältesten Sportstätten weltweit, die noch genutzt wird. Auf jeden Fall ein würdiger Ort, um bei einem Langstreckenlauf ins Ziel zu kommen, erst recht wenn dieser in Marathon gestartet wurde.

An diesem Tag kamen insgesamt 14 .741 Teilnehmer ins Ziel. Für die LG Mauerweg waren folgende Teilnehmer am Start – und mit folgenden Ergebnissen im Ziel:

Mathias De Prest: 3:27:19 h
Matthias Rottenbach: 3:36:19 h
Dietmar Penteker: 4:13:28 h
Jürgen Reuter: 4:22:53 h

Text: Matthias Rottenbach
Fotos: Dietmar Penteker, Matthias Rottenbach

Neongelbe Namenszwillinge: Mathias De Prest und Matthias Rottenbach, nach dem Lauf.

 

 

 

 

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