Auch Mauerwegläufer Matze Weiser war erneut als Staffelläufer bei den 100Meilen auf dem Mauerweg rund ums alte West-Berlin unterwegs. So ganz loslassen konnte auch er nicht und sprang als Helfer bei der Ausgabe der Startnummern ein und unterstützte sein Staffel-Team entlang der Strecke an den Verpflegungsstationen. Hier sind seine Erfahrungen:
„Endlich ausgeschlafen. An diesem sonnigen Montagmorgen bin ich nun in der Lage, die letzten drei Tage Revue passieren zulassen. Ich war seit Samstag 10 Uhr wach. Dann ich hatte das nächste Mal gestern nach der Siegerehrung etwas Mittagsschlaf und bin auch nach dem Abendbrot früh ins Bett.
Dieses Jahr war ich auch der Teil der Orgateams, das in den Monaten vor dem Lauf viel zu tun hatte. Wie im Vorjahr hatte ich mich außerdem als Volunteer bei Christiane gemeldet. Ich finde es großartig, bei der Startnummernausgabe helfen zu können. Nach der Einweisung war ich dafür zuständig, den Läufern ihr Bändchen auszuhändigen, das den Zugang zur Pastaparty ermöglichte. Erneut stand ich neben Thomas Steinicke, der die Mauerwegstücke an die Läufer ausgab, wobei ich ihn dabei tatkräftig unterstützte. Es war grandios diese 100Meilen-Atmosphäre so hautnah zu erleben – die positive Aufregung der Läufer, ihrer Begleiter, Freunde und Verwandten, aber auch die gemeinsam Freude bei uns Helfern. Wir haben die sieben Stunden gut gemeistert und allen Hilfesuchenden kompetent weitergeholfen.
Oft wurde ich nach den Räumlichkeiten des Briefings gefragt, wo zuvor die Talkrunde mit den Sportpsychologen Prof. Dr. Oliver Stoll und Dr. Michele Ufer veranstaltet wurde. Ich war froh darüber, daran teilnehmen zu dürfen. Keine geringere als Sigrid Eichner hat mich in Abwesenheit vertreten, so dass sie mit einigen Athleten ins Gespräch kam. Das Gespräch der Experten war für mich eine gute Einstimmung auf meinen Staffeleinsatz, bei dem ich dieses Jahr den Streckenabschnitt vom Sportplatz in Teltow zum Ziel im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark laufen durfte, knapp 60 Kilometer. Die Tipps, die ich für mich mitnahm, und bereit war, sie auch umzusetzen umzusetzen, waren folgende:
- Bleibe bei deinen Ritualen vor einem jeden Lauf. Ein Lauf-Shirt oder anderes Accessoire, das bei vorherigen Wettkämpfen zum Einsatz kam, ist ein guter Talisman.
- Wenn du während des Laufes negative Gedanken hast, greife auf vorher überlegte positive Gedanken zurück.
- Informiere dich vor dem Rennen umfassend über Strecke und Gegebenheiten.
Gut gefüllt, jetzt auch größtenteils mit Staffelläufern, war das Foyer, als ich fertig präpariert mit den Tipps der Sportpsychologen zur Startnummernausgabe zurückkam. Wie verabredet waren Steffen, Florian, Bine und Gritta, die leider selbst nicht laufen konnte, da. Anfang der Woche haben wir nach einem Aufruf Florian gewinnen können, der für Gritta einsprang. Nachdem ich abermals eine Vertretung in mein Aufgabengebiet eingewiesen hatte, war mein Einsatz als Helfer beendet, und ich war fortan nur noch Teilnehmer. Dazu gehörte die Abholung unserer Startnummern sowie der Mauersteine. Alle fünf durften sich ihr Andenken selbst aussuchen. Dann gingen wir gemeinsam zur Pastaparty und ich folgte dem Rat von Michele Ufer und gönnte mir das ein oder andere (alkoholfreie) Bier. Denn es ist eins meiner Rituale, welches meine Aufregung vor dem Rennen mindert. Nach zwei Tellern Pasta gingen wir zum Briefing und lauschten den Ausführungen von Rennleiter Ulrich Wetzel. Da dies nicht so lange dauerte, gönnte ich mir am Büfett ein Eis.
Gut gestärkt und eingestimmt durch viele Gespräche mit Helfern und Teilnehmern ging es mit Bine nach Hause. Wie bereits die ganze letzte Woche fiel es ihr nicht schwer einzuschlafen, denn eine Woche zuvor hatte sie ihre Masterarbeit abgegeben. Besonders in den letzten Tagen hatte die Abschlussarbeit ihres Studiums viele Nachstunden gekostet. Für ihren ersten 32-Kilometer-Einsatz in unserer Staffel hat sie dennoch gut trainiert und nebenbei noch eine 50-Stunden-Arbeitswoche gemeistert. Sie brauchte jede so kurz vor dem Start jede erdenkliche Erholung. Ich eigentlich auch. Aber die Aufregung hielt mich wach. Offenbar hatte mich das Biertrinken nicht beruhigt. Vielleicht würde das Schauen der Leichtathletik-WM mir Ablenkung verschaffen. Wer das 3.000-Meter-Hindernis-Rennen gesehen hat, wird wissen, dass auch das nicht geholfen hat.
Im Stadion frühstücken und mitfiebern
Irgendwann hatte die Müdigkeit wohl gesiegt. Bereits um 5:30 Uhr klingelte der Wecker, denn den Start wollten wir uns nicht entgehen lassen. Also rauf aufs Fahrrad und ab zum Jahn-Sportpark. Wir kamen rechtzeitig an, so dass uns die Einzelstarter entgegenkamen. Mehr als 350 wollten die gesamten 161 Kilometer angehen. Bei leichtem Niesel entdeckte ich neben weiteren Wiederholungstätern Jörn Künstner, Jörg Levermann, Cindy Krutzsch, Andreas Urbaniak, Mark Fietkau sowie die Debütanten Christiane Radatz, Olaf Jung und Sascha Dehling von meinem Verein, der LG Mauerweg. Ich wünschte ihnen viel Glück, ehe sie pünktlich auf die Strecke geschickt wurden.
Dann widmeten wir uns dem Frühstück, das die vielen Helferinnen und Helfer im Stadion unter der Leitung von Anna Langhinrichs seit 2 Uhr in der Nacht vorbereitet hatten, mit allem was dazu gehört: mit gekochten Eiern, belegte Brötchen, Haferflocken und vieles mehr. Das Frühstück ließ keine Läuferwünsche offen. Mit vielen anderen Staffelteilnehmern fieberten wir dem Start unserer eigenen Staffel entgegen. Wir waren komplett vertreten und schickten Steffen guter Dinge auf seine 34 Kilometer lange Strecke nach Hennigsdorf. Steffen sollte gegen 10:30 Uhr den Transponder der Zeitmessung an Florian übergeben. Mit ihm wiederum waren wir zwischen 15 und 15:30 Uhr in Sacrow verabredet. Für Bines Distanz-Debüt hatten wir rund fünf Stunden eingeplant. So rechnete ich damit, dass ich sie in Teltow gegen 21 Uhr ablösen würde.
Aber bis dahin waren es noch 14 Stunden. Also schnell wieder nach Hause, schlafen, ruhen und entspannen vor dem Wettlauf rund um das ehemalige West-Berlin. Der Wecker war für 12 Uhr gestellt. Aber meine Aufregung ließ uns schon anderthalb Stunden früher das zweite Frühstück einnehmen und alles für die Abfahrt vorbereiten. Vielleicht hat mich auch Steffen geweckt, denn mein Aufwachen deckte sich mit seiner Ankunft am Wechselpunkt. Alles lief nach Plan, denn auch Florian meldete sich pünktlich von seinem ersten Verpflegungspunkt.
Auf zum Mauerweglauf
Nachdem alle Taschen und Beutel gepackt waren, hielt uns nichts mehr zu Hause und wir entschieden uns, früher als geplant nach Sacrow mit dem Auto zu fahren. Als Zwischenstopp wählten wir den Verpflegungspunkt (VP) 11 Pagel and Friends. Dieser VP gilt als legendär, denn dort werden nicht nur die Läuferinnen und Läufer fürstlich versorgt, sondern auch kräftig gefeiert. Darüber hinaus hatten wir so die Möglichkeit schon früher etwas vom Laufgeschehen mitzubekommen. Als wir dort ankamen, meldete Florian, dass er soeben den VP 10 passiert hatte. Nur Minuten früher waren wir ebenfalls dort vorbeigekommen.
Die Stimmung bei Pagel and Friends sollte jeder Läufer mal erlebt haben. Anwohner und das Helferteam selbst empfangen jeden mit Applaus. Musik läuft die ganze Zeit und neben dem ohnehin reichhaltigen Nahrungsangebot des Veranstalters locken allerlei Sorten selbst gebackener Kuchen und – wer will – bekommt auch Bier mit oder ohne Alkohol. Den Genuss von Letzterem konnte ich bei Jörg Levermann live erleben, den wir dort antrafen. Auch Olaf Jung und die Staffelläuferinnen Helga Brokat und Karina Gössl trafen wir dort. Völlig überraschend kam auch unser Staffelläufer Florian in unserer Anwesenheit noch dort an. Das war unser Startsignal, kurze Zeit danach uns ebenfalls auf den Weg zum zweiten Wechselpunkt zu machen. Für die Läufer ist es nur eine Distanz von rund sieben Kilometern – mit dem Auto ein paar mehr.
Wir wählten die schnellere Verbindung, die uns am VP 13, der Alten Revierförsterei vorbei führte. Auf dem Weg nach Sacrow bekam Bine einen Vorgeschmack auf ihren ersten Streckenkilometer, denn wir fuhren sie in entgegengesetzter Laufrichtung. Ob es positiv für sie war in einige gequälte Gesichter von Einzelläufern zu schauen, die hier schon mehr als acht Stunden unterwegs waren, blieb offen. Gut gelaunt und kamen wir im Schlosspark an. Bei Smalltalk mit bekannten und unbekannten Läufern, aber auch mit den Helfern, stimmten wir uns auf unsere bevorstehenden Etappen ein. Wie schon beim vorherigen VP habe ich ordentlich bei Essen und Trinken zugelangt. Bine und ich verzichteten beide auf den Genuss von alkoholischem Bier. Der Grund bei Bine war natürlich die Aussicht auf frischgezapftem Gerstensaft am übernächsten VP, der Meierei Potsdam. Da ich noch Autofahren und einige Stunden Einsatz vor mir hatte – nicht nur in sportlicher Hinsicht als Läufer – verzichtete ich auf Bier mit Alkohol.
Bines Debüt und Helferdienst
Nach einigen Wechseln anderer Staffeln kam Florian kurz nach drei an. Nach dem fotografischen Beweis des Wechsels ging es für Bine los, nicht ohne den Hinweis von mir sich bei jedem VP zu melden.
Gemeinsam sprach ich mit Florian über seine Tageserlebnisse, bevor er sich auf den Heimweg machte. Ich nutzte meinen Aufenthalt in Sacrow für zahlreiche Gespräche feuerte Läufer an und genoss das Essenangebot immer weiter. Auch der Verlauf des Einzelrennens, bei dem Sascha Dehling sich mittlerweile in die Top Drei gelaufen hatte, sorgte für Gesprächsstoff. Etwas später stand ich erst für Cindy und später für Sigrid Eichner als Helfer zu Verfügung, in dem ich ihnen ihre Dropbags oder Getränke holte. Sigrid hat mir auch einen Milchreis mitgegeben, den sie erst in Teltow zu sich nehmen wollte. Das war bereits mein zweiter Kurierauftrag, denn auch die Warnweste für Tom Meier hatte mir seine Staffelpartnerin zur Übergabe am gleichen Wechselpunkt mitgegeben. Die reflektierenden Westen gehören zur Pflichtausrüstung in der Nacht. Nach zwei Stunden in Sacrow, wo auch noch auf René Klobedanz traf, begab ich mich zu meinem Startort Teltow.
Die Fahrt dorthin war von der Distanz ebenfalls länger als jene, welche die Läufer zu bewältigen hatten. Zudem hielt die Autostrecke noch einige baustellenbedingte Umleitungen bereit. Aber ich hatte ja Zeit. Bine schickte fast immer Fotos von den Verpflegungspunkten. Ihre voraussichtliche Ankunftszeit lag genau im Plan. Auch in Teltow war ich zum ersten Mal, so dass ich mich vor Ort erst orientieren musste. Nachdem das geglückt war, bereitete ich mich auf meinen Lauf für das Finale unserer Staffel vor: Essen, Trinken und umziehen. Meine Ausrüstung war die gleiche wie beim Nachtlauf vor drei Wochen. Der Rucksack war gepackt auch mit der Regenjacke und einer gefüllten Wasserflasche.
Doch bis zum Start hatte ich noch zwei Stunden Zeit. So half ich hier und dort aus, unterstützte die Läuferinnen und Läufer und tauschte mich mit ihnen über ihre Erlebnisse dieses Lauf-Events aus. Wie schon in Sacrow habe ich das sehr ausgiebig mit Sonja Kley gemacht, die mehrere Staffeln an diesem Tag betreute. Eine Nachricht von Bine hatte ich bereits erhalten, dass sie den Königsweg bereits gerockt hatte und nach einer Pause die letzten sechs Kilometer in Angriff nehmen wollte. Sie war mittlerweile mehr als vier Stunden unterwegs, ich war so stolz auf sie. Denn so lange und so weit ist sie nie zuvor gelaufen. Sollte ich ihr entgegen laufen? Nein, einerseits traute ich ihr zu, ihren den Schlussabschnitt auch allein zu schaffen, darüber hinaus hatte sie schon andere große Herausforderungen bewältigt. Ich wartete also ab und bereitete mich selbst mental auf meinen Einsatz vor.
Den Streckenverlauf kannte ich bereits vom Nachtlauf 2015. Die ersten 45 Kilometer auf dem Mauerweg waren wir damals als Gruppe unterwegs. Meiner Unerfahrenheit und meinem Übermut musste ich vor zwei Jahren Tribut zollen musste und die letzten Kilometer größtenteils alleine laufen. Dass es auch anders laufen kann, hatte ich beim Nachtlauf in diesem Jahr gelernt. Zwar war die Strecke eine andere, aber ich war disziplinierter und konnte mit Willen mein Ziel erreichen. Für diese August-Nacht bei den 100Meilen auf dem Mauerweg baute ich vor allem auf meine Disziplin.
Aber zuerst galten alle Gedanken und Aufmerksamkeit meiner Bine. Die Zweier-Staffelläufer Jörn Seelig und Tom Meier erreichten die Turnhalle und kündigten an, dass auch Bine bald eintreffen sollte. Tom hingegen hatte das Fehlen seiner Warnweste und auch die Nachrichten seiner (Staffel-) Partnerin Sonja Schmitt auf seinem Smartphone noch nicht mit bekommen. Etwas überrascht nahm er die Weste entgegen. Den Milchreis für Sigrid hatte ich gleich bei meiner Ankunft in ihrem Dropbag deponiert. Meine liebste Staffel- und Lebenspartnerin meldete sich erneut auf ihrem letzten Kilometer. Aufgeregt ging ich zur Hauptstraße, um sie dort abzufangen und die letzten Meter zur Sporthalle zu begleiten. Läufer Michael Labs kündigte sie an, wenige Augenblicke später erkannte ich sie an ihrem seit Monaten eingeübten langsam disziplinierten Laufstil und ihrem gelben Shirt. Ich war überglücklich, sie zu sehen. Sie auch, wenn auch ein wenig gezeichnet. Ihre Tränen rührten von der Freude und Hand in Hand gingen wir die letzten Meter zur Sporthalle. Bine, du hast auch diese Herausforderung eindrucksvoll gemeistert. Ich bin so stolz, dass du 32 Kilometer geschafft hast. Ob du das wiederholst, entscheidest du. Ich interpretiere deine Worte „So was mache ich nie wieder“ einfach als Ergebnis deines Laufes, wo auch viele andere Läufer unüberlegte Dinge von sich geben.
Start in die Nacht
Noch ein Kuss, die Warnweste über den Rucksack gestreift, dann ging auch ich auf die Piste. Es war mein dritter Nachtlauf und meine dritte Teilnahme am Mauerweglauf. Nach 34 Kilometer 2015, einem Sprinteinsatz über sechs Kilometer in einer 10-Plus-Staffel und der Begleitung von Jörn über eine Strecke von 34 Kilometern im vergangenen Jahr, standen mir dieses Mal knapp 60 Kilometer bevor. Mein viertlängster Lauf überhaupt. Ich befürchtete, die Strecke größtenteils allein zu bewältigen zu müssen. Wie sich das anfühlt, hatte ich Tom Meier bereits in Sacrow gefragt. Zwei Abschnitte der Strecke auf dem südlichen Mauerweg irgendwo bei Lichtenrade führten durch den Wald oder bestanden aus einem schmalen Pfad. Meine Strecke hatte ich mir vorab sehr oft auf der Karte angesehen, so, wie es die Laufexperten vom Vorabend empfahlen. Aber ich praktiziere das schon immer so.
Zunächst bin ich in Teltow los. Meine Uhr hatte ich so eingestellt, dass mir nur Tempo, Puls und auf einem weiteren Bildschirm der Track angezeigt wurde. So konnte ich sicher sein, mich nicht zu verlaufen. Bei einer Abweichung von mehr als 50 Metern würde sie vibrieren. Offenbar kam ich nicht allzu weit von der vorgeschriebenen Route ab, denn ich hatte tatsächlich den Abzweig auf den Mauerweg vor dem Teltowkanal übersehen. Etwas verwunderte blickte ich nach dem Überqueren der Brücke auf die andere Straßenseite zu einigen Fahrradbegleitern, die dort auf ihre Läufer warteten. Ich war davon überzeugt, die gleiche Strecke wie beim Nachtlauf vor zwei Jahren auf der nördlichen Uferseite laufen zu müssen. Aber heute war der Mauerweglauf. Und der folgte nun mal dem offiziellen Mauerweg! Also lief ich zurück und entdeckte den gelben Markierungspfeil. Jetzt war ich auf dem richtigen Weg und würde nun in den nächsten Stunden den gelben Pfeilen folgen. Nach den Erfahrungen vom Nachtlauf in diesem Jahr hatte ich damit gerechnet neun Stunden einschließlich Verpflegungsstopps bis zum Ziel zu brauchen. Wie Tom prophezeit hatte, war ich tatsächlich allein in weiter Flur unterwegs. Den Mauerweg hier an der südlichen Grenze zu Brandenburg mutterseelenallein in dem letzten Tageslicht zu erleben, zog mich in den Bann.
Ich hatte mir vorgenommen, einerseits langsam mit sieben Minuten pro Kilometer zu laufen, um meine Herzfrequenz auf weniger als 75 Prozent zu halten. Ich hoffte dadurch noch immer schnell genug zu sein, um Mirko Jachmann einzuholen. Denn gemeinsam mit ihm wollte ich die einsamen Passagen laufen. Er war 13 Minuten vor mir in Teltow gestartet, als Schlussläufer des Pankrunner-Quartetts. Doch so richtig bremsen konnte ich mich nicht, denn für die ersten zwölf Kilometer benötigte ich jeweils nur sechseinhalb Minuten. Einer war etwas langsamer und das auch nur, weil ich vor dem Überqueren der Osdorfer Straße kurz warten musste. An dem gleichnamigen Verpflegungspunkt 18 nach sechs Kilometer habe ich gar nicht angehalten, denn getrunken und gegessen hatte genug. Ich musste erst einmal etwas verwerten. Im Gegenteil ich war zweimal am Busch, um die Blase zu leeren. Den Streckenabschnitt VP 18 bis VP 19 bin ich im Vorjahr in entgegengesetzter Richtung gelaufen, so kannte ich mich dort bestens aus. Diverse Einzelläufer erleichtert mir die Orientierung. Immer öfter überholte ich sie. Die Überquerung der Mariendorfer Chaussee klappte viel schneller als im vergangenen Jahr, denn die Ampel sprang sehr schnell auf grün. Also weiter.
(Gem)einsam auf dem Mauerweg
Ich hatte soeben eine Anfrage per WhatsApp an meine Teammitglieder gesendet, um mir den Rückstand zum Pankrunner-Quartett übermitteln zu lassen, da erreichte ich Mirko zwei Kilometer vor dem nächsten VP. Ich studierte kurz gehend noch die Rückstände zu anderen Staffelläufern, um vielleicht zu ihnen aufzuschließen. Aber die Abstände waren erheblich. Also war das keine Option für mich. Den VP Lichtenrade verließen Mirko und ich zeitgleich, wobei er die Möglichkeit wahrnahm das Dixi zu nutzen. Mich zog es jedoch weiter. Unterwegs wünschte ich meinen Teammitgliedern per WhatsApp eine gute Nacht und schrieb ihnen, mich erst wieder gegen drei Uhr zu melden oder wenn etwas Außerplanmäßiges passiert. Mein Plan in der derzeitigen Verfassung war eine Ankunft zwischen vier und 4:15 Uhr.
Die Strecke führte nun durch den Wald und bot einige Stolperfallen, die trotz Stirnlampe schwer zu erkennen waren. Ursprünglich wollte ich diese Abschnitte nicht allein laufen. Jetzt wollte ich es doch. Denn Vereinskamerad Andreas Déak hatte vor meinem ersten Nachtlauf erklärt: „Wenn du es nicht ausprobierst, weißt du nicht, wie es ist und ob du es schaffst.“ Im Nachhinein möchte ich diese Erfahrung nicht missen. Es war wie später auch der Abschnitt auf dem schmalen Pfad einer der intensivsten Streckenpassagen der Nacht. Ich war ruhig, zwar aufmerksam, aber einfach bei mir und dankbar, das erleben zu dürfen. Das war Flow, wie ihn auch Michele Ufer beim Experten-Talk beschrieben hatte. Es ist dieser Gemütszustand, in dem man vollkommen darin aufgeht und vertieft ist, in dem, was man gerade tut. Ich hatte dieses Gefühl schon diverse Male erlebt bei den großen Veranstaltungen in Berlin, Rodgau oder Münster. Aber dieses Mal erlebte ich es nur für mich allein. Das war grandios.
Selbiges galt auch für den VP Familie Blisse. Neben Ninas Eltern verpflegten auch Nina selbst und John Kupferschmidt die Mauerwegläuferinnen und -läufer. Ein Becher alkoholfreies Bier ließ ich mir einschenken und genoss das Abendbrot: Kartoffeln, Gemüsekuchen, Kartoffelsuppe und vieles mehr. Ich hätte noch ewig dort verweilen können, aber ich war gut gesättigt. Mit Jörn Seelig hätte ich gemeinsam den VP zu verlassen können. Er hatte hier schon die Hälfte seiner 90 Kilometer-Etappe hinter sich und erklärte, dass er mit 7:30 pro Kilometer unterwegs sei und es eher noch langsamer angehen wolle. Deshalb entschloss ich mich, allein weiter zu laufen. Vielleicht konnte ich zu Tom aufschließen.
Nach dem Überqueren einer Straße begann der Singletrail. Manchmal nur zwei Fußbreit war der Naturpfad, auf dem die Strecke verlief. Die Alternative war unebenes hohes Gras. Hier hieß es wachsam bleiben, denn neben Bodenunebenheiten boten auch Pfützen und rutschige Schlammpassagen, die sich immer wieder auftaten, Sturzpotential. Diesen Streckenteil kannte ich nicht nur von Toms Erzählungen, sondern auch ich kannte ihn und erinnerte mich nach einigen Metern hier schon einmal gelaufen zu sein. Die Baumreihen schlossen sich, und wieder gab es nur den Weg und mich. Bald traf ich auf eine Gruppe von Einzelläufern, die von ihren Fahrradbegleitern gehend begleitet wurden. Denn Radfahren war hier etwas riskant. Einen Riesenrespekt an alle Begleiter, die wie die Läufer bestimmt schon mehr als 20 Stunden unterwegs waren! Dann war es wieder ruhig um mich herum – die schlafende Stadt vor mir. In der Ferne erkannte ich die erleuchteten Häuser. Selig und entspannt trabte ich dem nächsten VP an der Buckower Chaussee entgegen.
Mit einem Glockenläuten wurde jeder Ankömmling begrüßt und die Auswahl an Leckereien und aufgestellten Bierbänke hätten wieder zum Verweilen eingeladen. Noch gut versorgt vom letzten Stopp ließ mir nur eine Hühnerbrühe geben und beließ es außerdem bei ein paar Bechern Wasser, bevor es mich weiter nach Rudow zog. Ich war in der Stadt angekommen und nutzte meistens die weniger unebenen Radwege und wich nur auf den Fußweg aus, wenn ich zum Überholen ansetzte. So traf ich zunächst auf Oliver Behnke, der tapfer gehend die restliche Distanz bis zum Ziel in Angriff nahm. Wenige hundert Meter vor dem VP traf ich endlich Tom Meier. Ihm wollte ich mich anschließen, um bei der Passage am Teltowkanal nicht auf mich allein gestellt zu sein. Am VP setzte er sich, denn er hatte als Läufer seiner Zweierstaffel nun schon mehr als 60 Kilometer in den Beinen hatte.
Selig am Teltowkanal entlang
Ich fühlte mich noch gut in Form und fieberte dem nun folgenden Streckenabschnitt entgegen, bei dem ich vor zwei Jahren so sehr gelitten hatte. Den Einstieg dazu bildete ein Ampelstopp, an dem ich Dio traf, der sich nach Olivers Aufenthaltsort erkundigte. Ich deutete auf die andere Straßenseite, wo dieser gerade auf dem Weg zur Ampel war. Er wollte auf ihn warten und wieder war eine Chance dahin, mit einem Bekannten zulaufen.
Aber schon kurz vorher war ich auf eine Läuferin getroffen, die in einem für mich angenehmen Tempo von 7:20 min pro Kilometer unterwegs war. Ich schloss zu ihr auf und wir liefen jeder am äußersten Wegesrand wortlos einträchtig nebeneinander her. Beide kontrollierten wir immer wieder unsere Uhranzeigen. Bei mir war Halbzeit – etwas mehr als 30 Kilometer hatte ich geschafft und hatte dafür 3:45 Stunden benötigt. Ich fühlte mich blendend. Auch die Aussicht den Streckenabschnitt nicht allein laufen zu müssen, bei dem ich vor zwei Jahren so gelitten hatte, beflügelte mich. Leider hielt die Zweisamkeit nur zwei Kilometer, denn die internationale Starterin ging mit den Worten „Now I have to walk … Dankeschön“ ins Gehen über. Ich bedankte mich ebenfalls, wünschte ihr alles Gute und lief in dem angenehmen Tempo weiter.
Erneut war ich auf mich allein gestellt, schaltete ich meine Stirnlampe aus. Das verstärkte die Intensität des Laufens auf diesem Streckenteil, der im Dunkeln ein ganz anderes Flair hatte und auf glattem Asphalt verlief. Die für mich triste Umgebung – links der Teltowkanal, am anderen Ufer Industrieanlagen und rechts die Autobahn – hatte ich damals im Tageslicht als so zermürbend empfunden. Dieses Mal war ich ein Teil der Nacht und ich passte wunderbar hierher. Die Beleuchtung der Autobahn genügte mir vollkommen zur Orientierung. Nun passierte ich dieses Teilstück in tiefer Nacht. Bis hier war ich diszipliniert gelaufen. Diese Durststrecke konnte mir in dieser Nacht nichts anhaben. Diese Gedanken hatte ich mir vorher schon zu Recht gelegt und griff selbständig darauf zu, bevor Zweifel überhaupt aufkommen konnten. Nach drei Kilometer, also nach rund der Hälfte der Passage entlang des Teltowkanals, erreichte ich den VP Johannisthaler Chaussee. Mit Applaus wurde ich begrüßt. Den Volunteer, der mich beim Namen nannte, erkannte ich leider nicht. Aber es war schön nicht nur hier persönlich angesprochen zu werden, obwohl ich mein neongelbes Shirt unter der Warnweste trug. Danach begegnete ich immer wieder Einzelläufern auf der Strecke und dann kam schon der markante Knick nach rechts, den ich so früh gar nicht erwartetet hatte. Ich hatte es geschafft und war so glücklich diese sechs Kilometer doch so mühelos und beseelt geschafft zu haben. Mittlerweile war ich wieder mit eingeschalteter Lampe unterwegs, damit die zu überholenden Läufer von mir rechtzeitig Notizen nahmen. Bald erreichte ich die Chris-Gueffroy-Allee. Beim Passieren der Brücke rief ein Einzelläufer in die Nacht „Wir sind doch alle Helden“ und ich konnte ihm nach meinen 37 Kilometer nur zustimmen.
Zurück in der Stadt
Ich erschrak kurz vor dem VP Dammweg. Zwei Zuschauer hatten es sich einer Parkbank gemütlich gemacht und kündigten den Verpflegungspunkt an. Ich hatte gerade eine S-Bahnunterführung durchlaufen. Durch meine Stirnlampe hatten sie mich zuerst wahrgenommen. Mein Schock war von kurzer Dauer, denn freundlich sagten sie mir, dass es noch 20 Kilometer zum Ziel seien und nur wenige Hundert Meter bis zum Verpflegungsstand. Bernd Kutz von meinem Verein und seine Helfer im Team begrüßten. Aber lange aufhalten wollte ich mich dort nicht. Denn ich war schon fünf Stunden unterwegs.
Es folgten einige dunkle Parkpassagen, dann die Kiefholzstraße, die ich zweimal dank bereits dort stehender Läufer, bei grüner Ampel ohne Stopp überqueren konnte. Denn sie hatten bereits auf den Knopf der Ampel gedrückt. Auf „das haben wir toll gemacht mit der Ampelschaltung für dich“ folgte dann auch ein aufmunterndes „Das sieht noch toll aus bei dir, wie bei einer Nähmaschine“. Für beides konnte ich mich nur bedanken. Am Landwehrkanal entlang laufend hatte ich dann auch noch die Freude, für ungefähr einen Kilometer einen Einzelläufer zu ziehen, der zuvor im Wanderschritt neben seinem Fahrradbegleiter unterwegs war. Auch mich motivierte das. Lief ich hier wieder im 7er-Tempo. Es war das ideale Warmlaufen für die Schlesische Straße, auf die ich später einbog. Mit höherem Tempo wollte ich hier einfach so schnell wie möglich durch. Immer wieder wich ich dem dem Partyvolk aus, das sich gegen zwei Uhr die Nacht um ihre Ohren schlug. Das gelang fast problemlos. Die beiden Rempler und die darauf folgenden komischen Sprüche ignorierte ich. Das hatte ich mir vorher schon vorgenommen, mich auf gar nichts einzulassen.
Es hat durchaus Vorteile als Berliner den Streckenverlauf zu kennen, denn ich entschied mich auf der leeren linken Seite der Oberbaumbrücke die Spree zu überqueren. Denn auf der anderen Seite wäre das Risiko, von Radfahrern über den Haufen gefahren zu werden, extrem hoch gewesen. Der nächste gelbe Pfeil erwartete mich an der Mühlenstraße, direkt am Anfang der East Side Gallery. Hier lief ich vorsichtshalber immer ganz rechts und suchte sehnsüchtig nach dem gleichnamigen VP. Ich empfand es ganz schön hart, ihn erst ganz am westlichen Ende zu erblicken. Das war auch das Erste, was ich Vereinsmitglied Matthias Rottenbach erklärte, der dort als Volunteer arbeitete. Ich trank nur etwas und suchte dann das dort vorhandene Dixi auf. Diese Sitzpause tat doppelt gut, denn an dem von Künstlern gestalteten Mauerabschnitt war ich überwiegend gehend unterwegs gewesen, und anschließend ging es etwas leichter weiter.
Ein Mauerweg-Genießer
Gehpausen habe ich mir immer wieder gegönnt, um mich zu erholen, denn inzwischen war ich ja bereits mehr als sechs Stunden unterwegs. Ja auch diesen Lauf wollte ich nicht mit 100 Prozent laufen, denn er ist für mich auch ein Trainingslauf für den 6-Stundenlauf in Bernau in einem Monat. 13 Kilometer mit zwei Verpflegungsstationen standen mir noch bevor. Die erste von beiden war am menschenleeren Checkpoint Charlie an der Friedrichstraße. Das obligatorische Hinweisschild an jedem VP kündigte weniger als acht Kilometer bis zum Ziel an. Höchste Zeit sich bei meinen Staffelpartnern zu melden. Per Sprachnachricht kündigte ich meine Ankunft am letzten VP sowie am Stadion an. Letztere prophezeite zwischen 4:15 und 4:30 Uhr.
An der britischen Botschaft kam mir ein Pärchen entgegen. Die Frau rang mir ein Lächeln ab, als sie mir zurief: „Ich habe eben mitbekommen, Sie haben nicht mehr sieben Kilometer. Das ist toll.“ Ja in der Tat es war toll. In nicht mal mehr einer Stunde würde ich es geschafft haben und von meiner Staffel empfangen werden. Wo wusste ich nicht, denn keiner hatte bisher auf Nachricht reagiert.
Bei der Überquerung „Unter den Linden“ erblickte ich das Brandenburger Tor. Ich war tatsächlich nicht allein, als ich den Reichstag passierte, da zwei Männer dort eifrig Fotos machten. Den 27. VP an der Gedenkstätte Günter Litfin bei Streckenkilometer 157 erreichte ich zeitgleich mit einigen Einzelläufern. Mit einigen stieß ich mit Cola an, denn langsam mussten Vorbereitungen für die anschließenden Stunden getroffen werden, die ich noch wach im Stadion erleben wollte.
Noch vier Kilometer und dann würde ich es geschafft haben. Alle Teammitglieder hatten es geschafft, wach zu werden und waren laut Nachrichtenlage zum Empfang bereit. Gehend reflektierte ich den gesamten Tag. Es war perfekt verlaufen. Steffen und Florian haben ihre vorher prognostizierten Zeiten erreicht und meine Bine hatte ihr unglaubliches Langstreckendebüt so grandios und tapfer gemeistert. Gritta hatte uns über alles informiert und alle sind unverletzt geblieben. „Sicher würde ich ziemlich platt sein im Ziel, wenn ich meine Etappe in weniger als acht Stunden schaffen sollte. Als ich später die Daten meiner Laufuhr auswertete, wurde mir klar, dass ich im Durchschnitt mit 75 Prozent meiner maximalen Herzfrequenz unterwegs war. So gab es also genug Gründe zu feiern.
Das gemeinsame Finale
Nach der letzten Ampel kam mir mein Freund Steffen entgegen und bescheinigte mir großartige Leistung. Etwas später erblickte ich in einiger Entfernung die anderen drei. Ich klatsche mit allen ab, knutsche meine Freundin und begaben wir uns gemächlichen Laufschritt zum Stadion. Diese Stadionrunde gemeinsam im Team oder sogar mit geliebten Menschen noch zu haben, ist unbezahlbar. Am Stadioneingang warteten Babette , die als Volunteer schon mehrere Stunden im Einsatz war, und Sonja Kley, der ich nun meinen Rucksack und die Warnweste in die Hand drückte. Jetzt wollte ich mit meinem gelben Shirt zeigen „Niemand hat die Absicht 100 Meilen zu laufen“. Tatsächlich möchte auf absehbare Zeit nicht die gesamte Strecke als Einzelläufer unter die Füße nehmen – aber in einer Staffel jederzeit wieder.
Gemeinsam über die Ziellinie zu laufen, war für mich sehr emotional. Hand in Hand sind wir, die Mauerweg-Genießer, glücklich empfangen worden. Das war so schön. Auch gleich das Finisher-Shirt zu bekommen, sich von Freunden und Bekannten feiern zu lassen war großartig. Das ging natürlich am besten mit einem Bier, das der Veranstalter zur Verfügung stellte. Um 4:29 Uhr – also planmäßig– hatten wir die Staffel zusammen gemeistert. Jetzt war ich nur noch Zuschauer. Ich kann nur jedem nahelegen, sich ebenfalls abends, nachts oder am Vormittag im Stadion einzufinden. Denn hier können so viele intensive Momente erlebt werden, von ins zielkommenden Läufern zusammen mit Helfern, Freunden und Familiengehörigen.
Nach einer ausgiebigen Dusche machten wir es uns nahe der Frühstückausgabe zu fünft gemütlich und genossen das kulinarische Angebot. Gritta und Steffen war auch gleichzeitig als Helfer dabei, wofür ihr meinen Respekt habt. Ich weiß von meinem Einsatz 2015, wie es sich anfühlt nach dem Laufen noch als Helfer zu sein. In 2017 wollte ich einfach nur genießen und mitfiebern mit den Läufern, die wir im Ergebnisticker verfolgten oder euphorisch im Ziel empfingen.
Oliver Behnke und Mark Fietkau, die ich auf der Strecke getroffen hatte, erliefen sich ihren Buckle, da sie für die 100 Meilen weniger als 24 Stunden benötigt haben. Sigrid Eichner erreichte ebenfalls das Ziel, wohin gegen Cindy, Christiane und René das Rennen abbrechen mussten. Wie alle anderen Teilnehmer habt ihr große Leistungen vollbracht und werdet euer Ziel bestimmt beim nächsten Mal erreichen.
Ich hatte nur noch zwei Ziele – die Siegerehrung und mein Bett. Kurzfristig Kraft konnten wir durch die obligatorische Suppe gegen 9:30 Uhr erhalten, die Bine und ich gemeinsam mit anderen fröhlich einnahmen. Bei teilweisem Sonnenschein konnten wir bis zur Abfahrt zur Siegerehrung mit vielen Menschen reden, staunen und gratulieren. Von einem geplanten Heiratsantrag eines Einzelläufers hatte mir Bine schon vorher erzählt. Sie hatte das Paar auf ihrem Teilstück schon getroffen, als die spätere Verlobte Christine ihren Philippe-Henry noch auf dem Fahrrad begleitete. Das Vorhaben sollte umgesetzt werden, wenn er das Rennen erfolgreich beendet hatte. Immer wieder fragte Christine bei uns nach dem Verbleib ihres Angebeteten und so wurden wir mitfiebernde Anhänger von Philippe-Henry. Seinen fulminanten Zielsprint konnte ich auf dem Weg zur U-Bahn gerade noch mitbekommen. Den Heiratsantrag konnte Bine dann auch miterleben, da sie mit dem Fahrrad etwas später losfuhr.
Die Siegerehrung moderierten Alexander und Itta wunderbar, obwohl sie ebenfalls schon seit Freitag, für den Mauerweglaufen arbeiteten. Ich hoffte, dass sie Zeit für einige Pausen hatten. Die Auszeichnungen der vielen Athletinnen und Athleten bildete einen wunderschönen Abschluss. Nach der Würdigung der 10-Plus-Staffeln, wurden wir als 38. Viererstaffel frühzeitig bei der nächsten Siegerehrung auf die Bühne gerufen. Alle das Finisher-Shirt tragend freuten wir uns über die Medaillen, Urkunden und den Applaus.
Die Siegerehrung der Einzelläufer hätten wir, wie im letzten Jahr, gerne miterlebt. Aber wir beide waren einfach k.o. So verabschiedeten wir uns bald. Zu Hause sind wir sofort ins Bett gefallen.
Mittlerweile ist der Mauerweglauf schon mehr als zwei Wochen her. Eine Woche Urlaub und abschalten war einfach nötig und schön. Aber ich erlebe es immer so hautnah und fiebere dem nächsten Mauerweglauf schon jetzt entgegen.“
Text: Matthias Weiser