Der Mauerweglauf in der Viererstaffel: Matze Weiser, Jens Noack, Steffie Osbahr und Tom Meier haben sich zu einem Team zusammengefunden und am 15. und 16. August 100 Meilen lang Freude am Laufen erlebt, aber auch gelitten, gekämpft, mitgefiebert – und am Ende gemeinsam gejubelt. Glückwunsch!

1. Abschnitt: Matthias Weiser – 34 Kilometer

Am Freitag haben wir uns im Hotel Ramada getroffen, um die Startunterlagen abzuholen. Anschließend hatten wir die Möglichkeit, uns bei Pasta und anderen Leckereien auf dieses Event einzustellen. Das erste richtige Kribbeln kam bei mir beim Briefing. Mit mehr als 300 anderen Staffelteilnehmern lauschten wir den Ausführungen von Hajo Palm über die Strecke und ihre Besonderheiten. Ich war so angetan davon, Teilnehmer dieser Veranstaltung zu sein, die ich vor zehn Monaten noch gar nicht kannte. Da für den Renntag hohe Temperaturen vorausgesagt waren, wurde die Mitnahme von Getränken zur Pflicht erklärt. Davon war ich weniger begeistert, da ich es für nicht notwendig hielt. Für einen bequemen Lauf habe ich mir dann spontan einen Trinkrucksack zugelegt. Da die Einzelstarter bereits um 6:00 Uhr starteten, habe ich mich mit Jens für 5:40 Uhr im Kleinen Stadion des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks verabredet, um auch alles bei meinen ersten 100 Meilen mitzubekommen.

Bis zu meinem Start hatte ich so eine gute Stunde Zeit, mich auf das Rennen einzustimmen. Das Frühstück konnte ich bei vielen Gesprächen mit anderen Teilnehmern Matzegenießen. Nach ein paar Fotos erfolgte der Start um 7:00 Uhr, wobei ich mit den zwei LGM-Läufern Mario Hein und Torpedo, die in anderen Staffeln starteten, losgelaufen bin.

Mein Ziel war es, die 34 Kilometer in einem Tempo von 6:00 min/km zu absolvieren, sodass dies auch mein Anfangstempo sein sollte. Tom, der mich auf den ersten Kilometern begleitete, riet mir aufgrund der vorausgesagten hohen Temperaturen am Anfang nicht zu überpacen. Das angestrebte Tempo konnte ich nicht mit den anderen erreichen, da wir eher 5:45 liefen. Bei der ersten Ampel am S-Bahnhof Wollankstraße habe ich meine Begleiter verloren, da ich schneller weiter gelaufen bin. Nach dem ersten Verpflegungspunkt (VP) in Wilhelmsruh ergab es sich, dass ich mit Christiane zusammenlaufen konnte. Sie hatte ihrerseits je eine Begleitung per Rad und zu Fuß. Bis Kilometer 11 ging es gemeinsam, bis sie mir sagte, dass sie vermutlich einbrechen werde wegen des hohen Anfangstempos. Ich erwiderte, dass mir wahrscheinlich später auch so etwas passieren würde. Wir wünschten uns gegenseitig einen guten Lauf, und ich bin allein weiter auf dem Laufabschnitt, den ich bisher immer nur in der Gruppe beim Mauerweglauftreff in entgegengesetzter Richtung gelaufen bin.

Bis Kilometer 20 konnte ich mit 5:55 das Laufen allein genießen und war glücklich darüber, Wasser dabei haben zu müssen, da es schon toll war, zwischendurch den Trinkwunsch stillen zu können. Nach dem Verlassen der Oranienburger Chaussee kurz nach dem VP3 wurde es etwas beschwerlich für mich. Der Weg verlief zwar schattig im Wald, aber es gab einige kleine Anstiege oder Kopfsteinpflaster. Ich musste mein Tempo etwas drosseln und wurde von einem anderen Läufer eingeholt, mit dem ich den VP bei Kilometer 23 erreichte. Bei jedem VP gibt es ein Schild, auf dem steht, wie weit der nächste entfernt ist. Ich wollte nach dem Halt draufschauen, habe es aber vergessen. Ich bin alleine weiter mit einem Tempo von 6:15 und wurde etwas später von Christiane mit ihren Begleitern eingeholt, sodass wir gemeinsam bis zur Gedenkstelle für Marienetta Jirkowsky bei 24,7 Kilometern liefen. Meine vorbereitete Karte hatte ich vergessen, sodass ich mich spontan entschied, eine neue zu verfassen und anzupinnen. Dadurch entstand ein Rückstand von vielleicht 300 Metern. Ich hatte die Wahl, wieder alleine weiterzulaufen oder aufzulaufen. Mit einer Tempoverschärfung auf 6:00 gelang mir letzteres. Allerdings war es doch sehr kraftraubend, und ich konnte ihr konstantes Tempo (ca. 6:00 min/km) nicht mithalten.

Ich rechnete auch jederzeit mit dem nächsten VP, der einfach nicht kam. Ich wusste zwar, bei welchem Kilometer ich war, aber nicht, an welchem der VP kommen würde. Ich überholte die ersten Einzelstarter und war sehr am Kämpfen, ein Tempo von 6:15 zu halten, um mein Ziel nicht zu verfehlen. Dann kam auch noch ein Anstieg, den ich wie in letzter Zeit öfter mit ordentlichem Elan bezwang. Auf dem Gipfel angekommen, konnte ich den VP 5 in Frohnau sehen und bin bergab mit vollem Risiko gelaufen. Die 7 Kilometer zwischen VP 4 und 5 waren die schwersten für mich. Diesmal sichtete ich erst das Schild. Euphorisch stellte ich fest, dass ich nur noch 4 Kilometer bis Hennigsdorf und damit zum Wechselpunkt hatte. In ca. 100 Metern Entfernung lief Christiane vor mir, was an ihren mittlerweile drei Freunden auf Rädern gut zu erkennen war. Ich wollte sie unbedingt noch abfangen. Die relative kurze Restdistanz bin ich zunächst mit 5:53 min/km angegangen, die ungefähr 80% entsprachen, um noch Reserven zu haben. Der Abstand wurde zwar nicht geringer, aber ich hatte meinen Fixpunkt vor mir. Den Blick auf die App wegen der Restkilometer ersparte ich mir, da mich dies beim vorherigen Streckenabschnitt sehr demotiviert hatte, weil ich nur beschwerlich vorankam und die Distanz kaum voranschritt.

Ich erreichte den Orteingang von Hennigsdorf und dachte, es wären noch ca. 2 Kilometer. Leider habe mich geirrt, denn der letzte Anstieg gehörte zur Brücke in unmittelbarer Nähe zum Wechselpunkt. Mein geplanter und zu jedem Lauf dazugehörender finaler Sprint ist sehr kurz ausgefallen, sodass ich nicht alle Reserven aufbrauchen konnte. Die Trauer war sehr kurz, denn an der Einbiegung zum Ruderclub standen einige Menschen, um mich und alle anderen Läufer euphorisch zu bejubeln. Jens machte sich sofort bemerkbar, und die Übergabe des Zeittransponders konnte schnell erfolgen. Mit den Worten „Geh nicht zu schnell an“ habe ihn verabschiedet. Zuerst habe mich auf den Rasen gesetzt und von Beate eine Wasserdusche bekommen. Etwas später wurde ich sehr fürsorglich von einer Volunteerin namens Anja versorgt, so dass ich nach kurzer Zeit entspannt u.a. mit Mario Hein erste Auswertungen vornehmen konnte.

Mein Fazit der 34 Kilometer:

  • Ich habe mit 3:25 h (5:52min/km) meine Zielzeit erreicht, war 5 Minuten unter Plan und bin sehr zufrieden damit.
  • Das Tempo von 6:00 min/km hätte ich am Anfang doch laufen sollen
  • Wenn ich jemand finde, der fast mein Tempo läuft, dann sollte ich erstmal mitlaufen, auch wenn es evtl. längere Pausen am VP bedeutet
  • Die Hinweisschilder an den VP lesen oder vorher die Distanzen zu den VPs kennen. Sie standen im Internet und dem Plan, der zu Hause lag
  • Die technische Ausstattung der App immer nutzen
  • Last but not least: Ich möchte nächstes Jahr Startläufer einer 4er-Staffel sein und bis Teltow 60 km laufen. (MW)

2. Abschnitt: Jens Noack – 37 Kilometer

Lange sprachen wir von dem 100-Meilen-Mauerweglauf. Unsere „Alten Hasen“ berichteten von früheren Auflagen, ihren Erlebnissen und Emotionen dabei. Ich war absolut heiß auf dieses Event und habe schon viele Wochen den Start herbeigesehnt. Also meldete ich mich kurzerhand in einer FB-Gruppe „Berliner Laufgruppe“ für die Teilnahme in einer 10+Staffel. Schnell fanden sich 11 Leute, und die Strecke wurde aufgeteilt. Jeder bekam einen Abschnitt in der Nähe seines Wohnortes, meiner war 16,2 Kilometer lang. Doch mit der Zeit lernte ich Woche für Woche neue Mitglieder der LG Mauerweg Berlin e.V. kennen. Es waren ausschließlich tolle Leute. Durch die Lauftreffs und Trainings wurde ich immer heißer auf den Mauerweglauf im August. Eines Tages kam mir die Idee – eine 11er Staffel ist zu wenig, ich will mehr von diesem Event. Also fragte ich Stefanie Osbahr, die kurz zuvor erstmalig beim Mauerweglauftreff von Hermsdorf zum Brandenburger Tor die Distanz von 25 km bewältigte, ob sie sich bis August auch eine Distanz von 32 Kilometern vorstellen könnte. Auch Matze Weiser war von dieser Idee sofort angetan und wollte aus organisatorischen Gründen den Anfangsabschnitt mit 34 Kilometern übernehmen. Gut sagte ich, dann laufe ich als zweiter die 37 Kilometer. Den vierten Mann, einen erfahrenen Ultraläufer fanden wir sehr schnell in Tom Meier auch bekannt als Velo Tom. Unser Team war vollständig. Stefanie, Matze und ich sorgten für Ersatz in der 11er-Staffel. Somit konnte unser Projekt starten, und die andere Staffel war auch nicht gefährdet. Jetzt musste nur noch der August kommen, damit es losgehen kann. Urlaub hatte ich für diese Zeit auch bewilligt bekommen.

Endlich war es soweit. Am 13. August – dem Tag des Mauerbaus – trafen wir uns mit etwa 50 bis 60 weiteren Läufern in Wilhelmsruh, um entspannt bei einem Nachdenk- und Gedenklauf mit vielen interessanten Informationen rund um die Mauer und ihre Opfer zum Brandenburger Tor zu laufen. Am 14. gab es endlich die Startunterlagen. Mit schlafen war nicht viel in der Nacht zum Samstag, da zum einen die Aufregung ins Unermessliche gestiegen war und mein Wecker bereits um 3:30 Uhr klingelte. Um 4:20 Uhr habe ich das Haus verlassen, um den Start der Einzelläufer im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark zu erleben. Dort war auch Tom, und Matze als Startläufer sowieso. Nach einem sehr kleinen Frühstück, ich kriegte einfach nix runter, fiel pünktlich 7:00 Uhr der Startschuss für die Staffeln und Matze war auf dem Weg nach Hennigsdorf. Ich fuhr mit der S-Bahn nach Hennigsdorf, um dort auf Matze zu warten. Dort angekommen meldete sich Matze bei mir und signalisierte, dass es eventuell Probleme mit unserem Zeitnahmetransponder gebe. Nach einem kurzen Telefonat mit Friederike am Zentralrechner kam die Entwarnung.

Nach unglaublichen 3:26 kam Matze um die Ecke und übergab mir den Transponder mit den Worten: Geh nicht zu schnell an. Endlich war es soweit, ich lief los. Es ging trotz Hitze eigentlich ganz gut. Ich kämpfte mich von VP zu VP. Doch die Hitze wurde immer unerträglicher. Es kam eine lange Passage bei Schönwalde – Falkensee, wo wir ewig ungeschützt in der brütenden Sonne liefen. Ich konnte hier einige Läufer überholen, es lief prima. Endlich etwas Schatten, aber gleichzeitig die ersten Hügel und Schwüle. Dann wieder Sonne und es ging in Staacken auf den Hahneberg zu. Den Hahneberg in der JensSonne umlaufen, erreichten wir am Karolinenhof den VP10 – Kilometer 58,5. Hier sagte mir Michael Labs: „Noch 13 km bis Sacrow“. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon völlig tot. Die B2 Richtung Gatow laufend, kam mir auf einmal Tom auf dem Fahrrad entgegen. Zusammen mit Stefanie hatte er in Sacrow bereits auf mich gewartet. Als unser erfahrenster Läufer und selbst Finisher der 100 Meilen wollte er uns dieses Jahr alle heile über unsere Strecken bringen und war seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen. Tom stimmte mich auf den nächsten VP bei Pagels ein, sprach mir Mut zu und blieb bis zum VP bei mir. Und der Empfang bei Pagels war gigantisch: Hier herrschte Partystimmung. Ich hielt ich mich hier gar nicht groß auf, trank etwas und lief weiter. Ich hoffte, in den schattigen Passagen noch etwas verlorene Zeit wieder gutmachen zu können. Leider gelang mir dies nicht, da noch einige Hügel auf mich warteten und mich die sonnigen Abschnitte doch mehr geschlaucht hatten als befürchtet. Ich konnte nur noch mit Gehpausen laufen. Das Ziel Sacrow wollte einfach nicht näher kommen. Oder war ich doch schon ein großes Stück herangekommen? Endlich war der letzte Berg erklommen und danach ging es dann endlich aus dem Wald heraus auf die Straße und nur noch leicht bergab. Hier lief ich mit einem Pärchen (Einzelläufer) zusammen bis Sacrow. Das Ziel war zum Greifen nahe. Nach unglaublichen 5 Stunden erreichte ich völlig fertig, unglücklich und unzufrieden mit meiner Leistung den Schlosspark Sacrow, wo Stefanie schon ewig auf ihren Einsatz wartete. Danke, Tom, für die kurze mentale Unterstützung unterwegs. Das war enorm wichtig, einfach deine Anwesenheit und deine aufmunternden Worte.

Nachdem ich mich einigermaßen gesammelt hatte, fuhr ich nach Hause, duschte und machte mich auch schon wieder auf den Weg in den Jahn-Sportpark, wo wir unsere Staffel gemeinsam ins Ziel laufen wollten. Von Matze erfuhr ich, dass Tom, der ja unser Schlussläufer war, um ca. 20 Uhr in Teltow übernommen hatte. Da ich so aufgeregt war, war ich natürlich kurz vor 22 Uhr viel zu früh im Stadion. Aber das war egal, hier war eine tolle Stimmung, ich konnte mit Patricia Rolle die erste Frau finishen sehen und noch ganz viele andere.

Irgendwann erhielten wir die Nachricht von Tom, dass er am Brandenburger Tor sei, und es ihm nicht so gut gehe. Also bin ich mit Matze los, um ihn auf den letzten Kilometern zu unterstützen. Ca. am letzten VP am Litfin-Turm kam er um die Ecke, und wir liefen die verbleibenden 4,5 Kilometer zu dritt. Es war für mich sehr flott, aber wunderschön. Ich wusste, gleich haben wir es geschafft, wir werden finishen. Am Stadioneingang wartete Stefanie bereits auf uns. Wir liefen zu viert nebeneinander in das Stadion ein, unsere Staffel „Die Horizontläufer“  wurde angekündigt. Jetzt kam der ganze Stolz, das Glücksgefühl Emotionen pur in mir hoch. Auf die Zielgerade einbiegend, fassten wir uns an den Händen, streckten die Arme nach oben und liefen zu viert nebeneinander gegen 3:17 Uhr über die Ziellinie. Diesen Augenblick werde ich so schnell nicht vergessen, auch wenn es davon leider kein Zielfoto gibt. Im Kopf ist dieses Bild gespeichert (danke, Matze, für diese treffenden Worte). Wir sind ein tolles Team, alle waren voll bei der Sache und haben Tage und Nächte für einander gefiebert. Keiner macht dem anderen Vorwürfe für eventuell nicht erreichte Zielzeiten. Denn das Ziel haben wir erreicht – 100 Meilen als 4er-Team. (JN)

3. Abschnitt: Stefanie Osbahr – 32 Kilometer

Für mich als relativer Neuling im Laufsport war die Herausforderung enorm, an den 100 Meilen von Berlin in einer 4er Staffel teilzunehmen. Der Respekt vor der Strecke war riesig, und da ich auf Grund persönlicher Umstände im Vorfeld nicht richtig zum Trainieren kam, ging ich am Samstag lediglich mit dem Wissen an den Start, dass ich solche eine Distanz im Training schon einmal bewältigt habe und das ich körperlich dazu theoretisch in der Lage bin.

So ging es für mich um 15:30 Uhr in Sacrow endlich los. Wegen meines Trainingsdefizits wollte ich es langsam angehen und hatte mir mit einer 7:30er Pace einen Zeitrahmen von 4 Stunden gesetzt. Auf den ersten Metern traf ich auf Arne, der die 100 Meilen an diesem Wochenende komplett bewältigen sollte. Wir liefen ein Stück zusammen, unterhielten uns kurz und dann ließ ich ihn erst einmal ziehen. Ich war noch auf der Suche nach meinem Laufgefühl und trabte daher für circa 10 Minuten hinter ihm her. Nach den obligatorischen 1 bis 2 Kilometern Einlaufzeit fand ich endlich meinen Rhythmus. Mit einem „ToiToiToi“ zog ich an Arne vorbei und machte mich auf den Weg zum ersten VP an der Revierförsterei Krampnitz. Um die Strecke mental abzustecken, hatte ich mir die 32 Kilometer in 5 VPs eingeteilt. Der 6. VP war bereits mein Ziel, also der Wechselpunkt in Teltow, und da die Strecken zwischen den einzelnen VPs maximal 7 Kilometer auseinander lagen, musste ich ja quasi nur 5 mal 7 Kilometer laufen. Das klang durchaus schaffbar 🙂

Die ersten Kilometer waren im Nu vorbei, am ersten VP trank ich ein wenig Wasser und ging zügig wieder auf die Strecke. Das Wetter war nun weitaus läuferfreundlicher mit ein wenig Nieselregen und kleiner Wolkendecke. Ich hielt mein Tempo und fühlte mich gut, dadurch machte mir das Ganze auch einen enormen Spaß. Es dauerte nicht lang und schon kam ich am zweiten VP, der Brauerei Meierei, an. Zuhause hatte ich mir die Abschnitte gut eingeprägt, so wusste ich immer ziemlich genau, wann der nächste VP kommen würde. Und bei diesem VP wusste ich, dass es frischgezapftes Bier geben würde. Nun, ich war grade mal 12 Kilometer unterwegs, also leider noch zu früh für das erste Helle am Tag. Also nur kurz einen Becher Wasser getrunken, was gegessen und weiter. Hier überholte ich einige 100Meiler, mit denen ich gelegentlich in Gespräch kam. Hiermit einen lieben Gruß an Thorsten – ich hoffe du bist gut durchgekommen! In diesem Abschnitte hatte ich ein paar Hügelchen, die ich zum größten Teil gehend beschritt. Zu wissen, wann man weiterläuft und wann es sich empfiehlt, einfach mal zu gehen, ist wirklich wertvoll. Nach insgesamt 19 Kilometern erreichte ich den VP Gedenkstätte Griebnitzsee. Für mich VP3, also der Vorletzte in meiner Zählung. Hier merkte ich so langsam, dass ich schon ein paar Minuten unterwegs war. Ich nahm ein Malzbier und 2 Schmalzstullen zu mir, denn ich wusste, was jetzt kommen sollte: Der Königsweg (Döm döm dööm dööööm).

Viel habe ich von ihm im Vorfeld gehört. Von „Anspruchsvoll“ bis „Langweilig, da immer nur geradeaus“, „Immer hoch und runter“, „Stets Bergauf“ und zu Guter Letzt „Aiaiai, du kennst den Weg noch gar NICHT?“ war alles dabei. Ich bin meinen Abschnitt komplett blind gelaufen, heißt ich bin die Strecke vorher nie zuvor gelaufen oder gefahren. Ich habe Ecken gesehen, die ich in meinen neun Jahren Berlin noch nie gesehen habe. So auch eben dieser berühmt-berüchtigte Königsweg. Gut gestärkt machte ich mich auf den Weg zu meinem persönlichen Goliath. Was soll ich sagen … ich hab‘s überlebt 😉 Es geht so ziemlich nur geradeaus, mal hoch, mal ein bisschen runter. Aber es ist ein Waldweg, ruhig und fast meditativ. Ich lief vor mich hin und lies die Gedanken einfach schweifen. Als ich die Autobahn kreuzte wusste ich dann, dass ich den längsten Part des Weges geschafft hatte. Jetzt waren es noch gut 2 Kilometer zum nächsten VP, mein letzter vorm Ziel und ich war erleichtert, als der VP endlich in der Ferne auftauchte. Recht zügig wühlte ich mich durch die angebotenen Speisen und Getränke, wusch mir kurz das Gesicht und lief dann direkt weiter. 6,2 Kilometer bis zum Ziel, jetzt wollte ich auch fertig werden. Durch den Regen und den Wind merkte ich, wie sich langsam eine Verspannung durch meinen Rücken zog. „Naja“, sagte ich mir. „Wenigstens sind es nicht die Beine.“

Die letzten 4 Kilometer liefen auf dem Mauerweg am Wasser entlang, auf der gegenüberliegenden Seite war mein Ziel. Mental war das  ‘ne harte Nuss, und mTomundStefffieein Rücken verkrampfte sich immer mehr. Hier aber kam mir mein Mann auf dem Rad entgegen und spornte mich die letzten Kilometer noch mal an. Als ich die Brücke überquerte und somit auf der Zielgeraden war, wusste ich, dass ich es geschafft habe. Nach 4 Stunden und 7 Minuten erreichte ich mein Ziel, den WP3 Sportplatz Teltow, und war überglücklich. Hier schickte ich Tom auf die Strecke, machte mich frisch und fuhr dann mit meinem Mann nach Hause, um später noch zu den anderen ins Stadion zu kommen. (SO)

4. Abschnitt: Thomas Meier – 57 Kilometer

Um kurz vor 20 Uhr machte sich dann unser Schlussläufer Tom in Teltow auf den Weg. Die Voraussetzungen waren nicht die Besten: nachdem er seit 7 Uhr auf den Beinen war, um Matze, Jens und mich auf unseren jeweiligen Abschnitten immer wieder mal zu unterstützen, kämpfte er sich 57 Kilometer einsam durch die Nacht. Wenn ein so erfahrener Läufer wie Tom sagt, dass es hart war, möchte ich mir gar nicht vorstellen, wie es uns anderen ergangen wäre. Hiermit noch einmal meinen vollsten Respekt für deine Unterstützung den ganzen Tag über und dass du es durchgezogen hast, trotz widriger Umstände. Danke dafür.

Der gemeinsame Zieleinlauf war dann noch einmal ein wundervoller Abschluss und stand für alles, was wir an diesem Tag erlebt haben: Höhen und Tiefen, Sonne und Regen, Anstrengung und Erleichterung, Kämpfen und Finishen, in Stille oder lautstark, aber immer lächelnd. In anderen Worten: unser ganz persönlicher Königsweg. (SO)

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