Zu seinem 60. Geburtstag hat sich LG Mauerweg-Mitglied Bill Nickl aus Bad Belzig etwas Besonderes ausgedacht: Laufen inmitten der höchsten Berge der Erde. Er entschied sich für den Solu Khumbu Trail, eine Veranstaltung, die im Jahr 2014 zum siebten Mal stattfand und vor allem auf Läuferinnen und Läufer aus Frankreich ausgerichtet ist. Auf insgesamt 16 Etappen und 300 Kilometern läuft man mitten im Himalaya, die großen Berge wie Mount Everest, Chou You und Ama Dablam in Sichtweite. Bill Nickl berichtet:

„Ins Leben gerufen wurde der Lauf von Dawa Sherpa, einem nepalesischen Weltklasseläufer, der mit seinen Veranstaltungen die Menschen seiner Heimatregion unterstützt und den Europäern Nepal und seine Bevölkerung näher bringt. So starteten am 4. November etwa 25 Läufer und Läuferinnen in Jiri, dem früheren Ausgangspunkt der Everest Expeditionen. Daneben machte sich auch eine Gruppe von Trekkern auf den Weg, die das Ganze etwas gemütlicher angehen wollten und manchmal auch einfachere Strecken zu bewältigen hatten. Es gab unter den vielen Franzosen noch einen Griechen und eine Griechin, die die Reise gewonnen hatten. Sie waren nämlich die Sieger des berühmten Olympus Marathons, der wiederum eine Partnerschaft mit dem nepalesischen Lauf hat. Für mich, der kein Französisch spricht, war das ein großes Glück: So hatte ich Menschen um mich, mit denen ich mich gut in Englisch verständigen konnte. Die Franzosen waren oft nicht so willig, ihre angestammte Sprache mal abzulegen.

Die Lauftage begannen meist schon sehr früh, aufgestanden wurde meist um 5.00, um 6.00 musste das große Gepäck für die Träger bereitstehen, und es gab ein einfaches Frühstück. Um 7.00 wurde dann gestartet. Im Schnitt waren die Läufer dann so um die sechs bis sieben Stunden unterwegs. Die schnellen Läufer bewältigten die Strecken meist in der halben Zeit. Da täglich auch viele Höhenmeter im Aufstieg und im Abstieg zu bewältigen und die Wege meist sehr anspruchsvoll waren, war meist ein Wechsel zwischen Laufen und schnellem Marschieren angesagt. In den ersten Wochen bewegte sich die Gruppe in Höhen zwischen 3000 und 4000 Metern und durchstreifte dichte Rhododendrenwälder, blühende Felder und kleine landwirtschaftlich geprägte Dörfer, wo Bauern noch mit den Ochsen ihre Felder pflügten. Da gab es wenig Tourismus, und so war auch ein engerer Kontakt zu den Einheimischen möglich.

An einem Rasttag wurden die Ausdauersportler in ein Kloster und eine Schule eingeladen, die von Dawa Sherpa unterstützt wird. Da gab es dann auch einen Laufwettbeweb für die Träger und für die Kinder des Ortes.

Bill Nepal 2

In der zweiten Woche ging es dann in die Nähe der großen Berge und damit auch in Höhen zwischen 4500 und 5400 Metern. Da wurde die Luft dann schon knapp, und an die Stelle des Laufens trat dann das eher langsamere Steigen. Mit der Höhe hatte auch ich meine Probleme, vor allem weil man nicht mehr so richtig durchschlafen konnte und dann am Tag doch volle Leistung bringen musste. Jetzt wurde es auch technisch schwieriger. Es mussten hohe Pässe mit Schnee und Eis überquert werden, und des Öfteren wurden den Laufschuhen spezielle Steigeisen übergezogen. Dafür wurde die Berglandschaft immer gewaltiger und die Achttausender waren oft zum Greifen nahe. Es gab türkisfarbene Bergseen, und man war manchmal überwältigt von der Schönheit der Farben und Formen.

Übernachtet wurde meist in Lodges, das sind sehr einfache Unterkünfte, wo man auch, meist wenig abwechslungsreich, verpflegt wurde. Nur einmal war Übernachten im Zelt angesagt. Die Temperaturen nachts und am Morgen bewegten sich meist unter dem Gefrierpunkt, tagsüber war es stets sommerlich warm und sonnig.

Bill Nepal 3

Meinen 60er feierte ich dann in Lukla, dem letzten Etappenort. Dieser Tag begann für mich mit einem Frühstart um 4.00. Inzwischen befand sich die Gruppe in einer stark frequentierten Gegend und es war ratsam, den vielen Yaks und Mulis und anderen Trekkern durch frühzeitigen Aufbruch aus dem Weg zu gehen. Vor allem auf den Hängebrücken kommt es sonst immer wieder zu Staus. Am Abend gab es dann eine schöne Geburtstagsfeier mit einer Riesentorte und nepalesischer Disco. Auf jeden Fall ein Geburtstag, der in Erinnerung bleiben wird.

Die Favoriten beim Solu Khumbu Trail kamen aus Nepal. So blieb der 24-jährige Pemba Sherpa aus Lukla auf jeder Etappe ungeschlagen und bei den Frauen dominierte die 27-jährige Nepalesin Ang Chuten Sherpa. Für mich spielte die Platzierung keine so große Rolle, ich war stolz darauf, die Herausforderung bestanden zu haben.

Von Lukla flog die Gruppe dann mit zweimotorigen Maschinen, in denen je 15 Menschen Platz fanden, nach Kathmandu. Der Flug dauerte 35 Minuten und bot nochmal eine fantastische Aussicht auf die Berge. Dann blieben noch einige Tage zum Relaxen und Einkaufen in Nepals Hauptstadt. Hier kann man sich glücklich schätzen, wenn man inmitten des chaotischen Verkehrs und der schlechten Luft irgendwo eine ruhige Ecke findet. Nach über drei Wochen in der Ferne freute ich mich auch wieder auf das heimatliche Bad Belzig und auf ,geordnete Verhältnisse‘.“

(Text und Fotos: LGM-Läufer Bill Nickl)