Über „Langsam laufen mit John“ ist sie zu den Mauerwegläufern gekommen. Mittlerweile ist sie auch öfter mal schneller unterwegs – doch dem Lauf mit „Mr. Slowrun“ John Kupferschmidt  am ersten Sonntag im Monat hält sie gerne die Treue: Mauerwegläuferin Sonja Schmitt berichtet vom gemütlichen Gruppenlauf am 1. März 2015.

„Sonntagmorgen, kurz vor neun, am S-Bahnhof Grunewald. Es ist der 1. März, meteorologischer Frühlingsanfang, doch das strahlend leuchtende Gelb am S-Bahn-Bogen ist keineswegs auf die Sonne zurückzuführen. Vielmehr sammeln sich hier gut 20 Mauerwegläufer, die mit John durch Berlin laufen wollen – und von denen wie üblich viele im neongelben Outfit unterwegs sind.

Heute geht es um und durch den Grunwald, in gemütlichen 7:30 min/km, dem üblichen Tempo dieser Veranstaltung, die erstens aus diesem Grund „Langsam laufen mit John“ heißt. Und zweitens deswegen, weil der Lauf, der jeden 1. Sonntag im Monat stattfindet, stets von LGM-Mitglied John Kupferschmidt angeführt wird.

LLMJ_WSLos geht es südlich Richtung Hundekehlesee, wir laufen ein paar Kilometer durch den am östlichsten gelegenen Teil des Grunewalds, überqueren die Königsalle, machen einen Schlenker bis nah an den Grunewaldsee und kommen schließlich nach etwa fünf Kilometern zwischen Clayallee und Hohenzollerndamm wieder in etwas bebautere Gegenden. Dabei wäre jetzt mehr Wald besser, denn es ist doch sehr nass von oben, und die kärglichen Bäume auf den langen Geradeaus-Kilometern auf der Rheinbabenallee und der Podbielskiallee sind als Regenschutz nicht sonderlich tauglich.

Da ist es doch besser, sich abzulenken und sich mit dem jeweiligen Nebenläufer über die letzten Lauferlebnisse auszutauschen. Alex und Itta berichten vom Kielmarathon am vorherigen Tag (da hatten sie Sonne), Sonja und Wolfgang vom Run2Yoga und Trailrunning-Camp Lindow am Wochenende zuvor und Jessica freut sich einfach, dass sie diesmal nicht wieder die S-Bahn verpasst hat und dem Pulk hinterherhetzen musste wie beim Mauerweglauf im Februar.

Ab Kilometer acht geht es wieder in östliche Richtung und nach ca. zwölf Kilometern hat John eine Überraschung für uns: Wir biegen auf einen Lidl-Parkplatz ab, wo seine Frau Christiane, unterstützt von Wolfgang, mit einem reich gedeckten Tisch mit Kuchen, Keksen und Getränke auf uns wartet – zum Glück gibt es sogar einen kleinen Dachvorstand als Regenschutz. Eigentlich sind die Läufe bei John ohne Verpflegung, aber wer öfter dabei war, dem ist schon aufgefallen, dass „Chrissi“ bei fast jedem von Johns Läufen für die Verpflegung der Läufer sorgt. Das ist toll – danke!

Lange können wir uns nicht aufhalten, denn nass wie wir sind, frieren wir doch ziemlich, so ohne zu laufen. Also geht es weiter. Jetzt berichtet mir Harald von seinen Fahrradtouren durch Algerien, Syrien und andere Wüstengebiete und ich bin mir nicht sicher, ob mir davon nun wärmer oder kälter wird.

Große Sandhügel hat auch John zu bieten: Nachdem wir die A 115 gequert haben und nun wieder im Grunewald unterwegs sind, laufen wir durch die ca. 18 Hektar große Sandgrube dort, ein ca. 250 Meter vom Teufelssee entfernt gelegenes Naturschutzgebiet.  Zwischen 1966 und 1983 wurden hier zur Baustoffgewinnung 3,5 Mio. m3 Feinsand abgebaut. Ein kleines Missverständnis führt in der Sandgrube zu einem netten Gruppenfoto: John sieht etwas aus meiner Tasche fallen und ruft „Bücken! Da vorne!“ – was alle glauben lässt, er will ein Bild machen und die erste Reihe soll sich hinhocken. Es klärt sich dann zwar, das Bild haben wir aber bei der Gelegenheit trotzdem gemacht.

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Der Weg aus der Sandgrube führt über eine recht lange, recht steile Treppe, die uns John mit Vergnügen hochjagt. Ohnehin baut er gerne mal die ein oder andere Steigung in seine Läufe ein. Langsam heißt ja schließlich nicht anspruchslos. Und so  höre ich eine Mitläuferin hinter mir nach Luft japsend kommentieren: „Also der Mauerweglauf ist leichter!“

Zumindest hat er nicht so viele Steigungen. Dafür ist der Mauerweglauf schneller, oder vielleicht doch nicht? Auf dem letzten Stück ziehen alle das Tempo unmerklich an, so dass wir die letzten Kilometer im Siebener-Schnitt unterwegs sind. Nicht mal John bremst mehr, der zuvor wie üblich streng über das Tempo wachte. Aber jetzt kann er unseren Wunsch, möglichst schnell in trockene Gefilde zu kommen, wohl gut nachvollziehen.

Und so kommen wir mit einem kleinen Endspurt wieder am S-Bahnhof Grunewald an. Nach Dank an John und fröhlicher Verabschiedung machen sich alle auf den Heimweg, mit der S-Bahn, mit dem Auto oder weiter per pedes, aber auf jedem Fall mit dem festen Vorhaben, bald wieder dabei zu sein. Die nächste Gelegenheit gibt es am 6. April, dann heißt es wieder – und zwar ausnahmsweise nicht am Sonntag, sondern am Montag, denn es ist das Osterwochenende – „Langsam laufen mit John“. Start ist am U-Bahnhof Alt-Tegel.“

(Text: LGM-Läuferin Soja Schmitt, Fotos: Wolfgang Schwericke und Sonja Schmitt)