Von Monique Sahan und Ralf Leuschner-Stryczynski

Natürlich gehört immer etwas Aufregung dazu, wenn man eine Veranstaltung zum ersten Mal durchführt. Gemessen an den eigenen Ideen und Vorstellung sind auch die eigenen Erwartungen hoch und die Ziele weit gesteckt. Alles soll doch so gelingen, wie wir es uns gedacht haben. Nichts soll schief gehen. Je näher der entscheidende Tag kam, umso größer wurde auch unsere Anspannung und Aufregung. Es gab trotz bester Vorbereitung noch so unheimlich viel zu tun, zu bedenken und zu koordinieren.

Doch aller Aufgeregtheit und Zweifeln zum Trotz wurde die erste Schülermauerwegtour ein toller Erfolg. Diesen verdanken wir auch den vielen Helfern, die uns mit ihrem Einsatz an den Checkpoints (manchmal erst in letzter Minute) unterstützten.

Die erste Schülermauerwegtour war ein Staffellauf, bei dem sich sportlich ambitionierte und weniger sportlich ambitionierte Schüler gleichermaßen beteiligten. Die gemeinsame Aufgabe der Teams bestand darin, einerseits auf einem Streckenabschnitt des Originalverlaufes der Berliner Mauer kürzere Streckenabschnitte durch Einzelläufer zu bewältigen und andererseits darin, als Team an Wissenspunkten (so genannten „Checkpoints“) Aufgaben und Fragen rund um die jüngste deutsche Geschichte zu lösen. Bei diesem, nicht an den sportlichen Leistungen gemessenen, Wettkampf galt es, Sport, Politik, Kultur und Geschichte miteinander zu verbinden.

Schüler und Organisatoren der ersten Schüler-MauerwegTour in der Bernauer Straße. Auch im November 2013 soll es wieder diese Verbindung aus Sport und Geschichte geben.

Alles klappte, wie geplant. Es gab keine Ausfälle, keine Unfälle, kein Schüler hat sich verlaufen. Kritisiert wurde von den Schülern lediglich, dass die jeweiligen Laufstrecken viel zu kurz gewesen sind. Einige meinten, dass sie sich für eine so kurze Strecke nicht extra Sportschuhe anziehen würden. Diesen Hinweis greifen wir gern für die zweite Schülermauerwegtour und alle folgenden auf. Doch neben der sportlichen Herausforderung wurde der zweite Teil der Aufgabe, nämlich das Beantworten von Fragen zur jüngsten deutsch-deutschen Geschichte an den Checkpoints hervorragend gelöst. Die Schüler hatten sich gut auf das Ereignis vorbereitet und konnten so fast alle Fragen richtig beantworten. Diese waren zum Teil wirklich nicht leicht zu beantworten. Sicher hätte manch ein anderer, der nicht mehr die Schulbank drückt, so seine Schwierigkeiten beim Beantworten gehabt.

Einen Höhepunkt fand die Veranstaltung nach den offiziellen Feierlichkeiten zum 23. Jahrestag des Mauerfalls in der Kapelle der Versöhnung. Im  Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer wurde der LG Mauerweg die Auszeichnung als „Ausgewählter Ort 2012“ im Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“, der seit 2006 von der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ gemeinsam mit der Deutschen Bank realisiert wird, überreicht. Beate Hofmann, Direktorin im Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank Berlin, überreichte die Auszeichnung an die Vertreter der LG Mauerweg Monique Sahan und Ralf Leuschner-Stryczynski (beide Mitglieder der LG Mauerweg und Konzeptentwickler für die Bewerbung für die Teilnahme am Wettbewerb „Land der Ideen“) und hob lobend hervor: „Der 100MeilenBerlin-Lauf ist ein Stück lebendige Demokratie in Deutschland. Über den Sport bildet dieses einzigartige Engagement eine Plattform für Menschen, die sich begegnen wollen: in der Bewegung und der Politik. Dieser durch und durch leidenschaftliche Einsatz für unser Land ist ein Vorbild.“

Preisverleihung in der Gedenkstätte Berliner Mauer mit den Schirmherren Rainer Eppelmann und Michael Cramer (Foto: „Deutschland – Land der Ideen“).

Monique Sahan kommentierte die Auszeichnung: „Wir sind sehr stolz, ein ,Ausgewählter Ort‘ im Land der Ideen zu sein. Wir möchten uns auch ganz herzlich bei  Rainer Eppelmann bedanken, der als Schirmherr der ersten 100Meilen von Berlin 2011 aus seiner Begeisterung für unsere Ideen heraus anregte, uns auch an Schulen zu engagieren. Er beschrieb seine Erfahrung mit Berliner Schülerinnen und Schülern, dass einer unserer höchsten Werte, nämlich eine demokratische Gesellschaftsordnung, für diese jungen Menschen eher ein Selbstverständnis ist. Der Unterschied zu einem diktatorischen Regime sei ihnen teilweise nicht vertraut. Hier mahnte Eppelmann: ‚Machen Sie was! Gehen Sie an die Schulen!‘ Diesem Auftrag fühlten wir uns von Herzen verbunden und so war die Idee der Schülermauerwegtour schnell geboren. Die Auszeichnung als ‚Ausgewählter Ort 2012‘ ehrt uns und bestätigt, dass wir mit unserem Anliegen – der Förderung von Demokratieverständnis bei jungen Menschen – das Richtige tun.“

Die von den Schülern sehnsüchtig erwartete Siegerehrung wurde dann in den Räumen der Gedenkstätte Bernauer Straße vollzogen. Der Zeitzeugenbericht von Reiner Eppelmann war ein ganz besonderer Höhepunkt. Er fesselte alle Zuhörer – egal, ob selbst Zeitzeuge oder nach dem Mauerfall Geborener – gleichermaßen. Die erinnernden, mahnenden und vor allem motivierenden Worte gingen jedem im Raum ans Herz. Vor innerer Rührung und Bewegtheit hatten die folgenden Redner Mühe, ihre kurzen Reden zu halten. Eppelmann zeigte auf, dass Menschen die in Freiheit leben, sich auch frei entfalten können, wenn sie die damit verbundenen Chancen nutzen. Er wies darauf hin, dass es damals 1989 die einfachen Menschen waren, die etwas bewegten, dass Lebenswege in Freiheit von einem selbst gestaltbar sind, dass man auch im Klienen etwas bewegen kann und dass das Kostbarste, was die ältere Generation den jüngeren Menschen zu geben hat, etwas Unbezahlbares und zugleich höchst Kostbares  ist – nämlich Erfahrung.

Auch Michael Cramer ist die Vermittlung von Erfahrung und die sich daraus ableitenden Lehren ein Herzenswunsch. Er brachte es einst mit folgenden Worten auf den Punkt: „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann auch die Zukunft meistern!“

Über die teilnehmenden Schüler lässt sich sehr lobend berichten, dass sie sehr motiviert und bestens vorbereitet waren. Sie folgten sehr interessiert  und aufmerksam den Zeitzeugenberichten und kurzen Ansprachen. Auch den Schülern war ihre innere Regung anzumerken, so dass wir sicher sind, sie mit unserem Anliegen erreicht zu haben.

Wir blicken erleichtert und stolz auf die erste Schülermauerwegtour zurück. Ihr Erfolg ist erheblich durch die interessierte Teilnahme der Schüler geprägt. Sie alle sind Gewinner und erhielten zum Ende der Veranstaltung eine Medaille und ein Silikonarmbändchen mit dem Zitat von Michael Cramer: „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann auch die Zukunft meistern!“.

Abschließend lässt sich die erste Schülermauerwegtour so zusammen fassen: Es ist im wahrsten Sinne des Wortes „Alles gut gelaufen!“

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Auch 2013 wird es wieder die Schüler-MauerwegTour geben, genauer gesagt am 8. November. Ansprechpartnerin für dieses Projekt der LG Mauerweg Berlin e.V. ist Monique Sahan.

Kontakt: lgmauerweg@gmx.de

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