Habe ich wirklich alles eingepackt? Klingelt der Wecker früh genug? Hab ich die Streckenpunkte richtig eingespeichert? Am Vorabend war ich aufgeregt wie lange nicht mehr vor einem Laufereignis. Und dabei war dies hier doch gar kein Wettkampf. Sondern nur der Mauerweglauftreff.

Es war immer so selbstverständlich. Und sah immer so einfach aus…. Bei Kilometer 9 und Kilometer 17 sowie am Ziel des Mauerweglauftreffs erwartete einen ein bestens bestückter, fertig aufgebauter VP. Ich hatte mir nie wirklich darüber Gedanken gemacht, wie viel gute Planung notwendig ist, damit hier immer alles parat steht. Bis ich auf die Idee kam, mich selber als Versorger zu melden. Und plötzlich ganz neue Fragen auftauchten.

Erstens die Frage, ob mein kleiner Nissan Pixo mit Minikofferaum tatsächlich als Versorgerfahrzeug taugt, wenn man neben Tisch, Getränkefass, Becherhalter und den Lebensmitteln auch noch einen Beifahrer im Kindersitz sowie nach dem Start auch noch diverse Rucksäcke der Läufer transportieren muss. Antwort: Ja, aber man muss schon sehr durchdacht stapeln. Die zweite Frage war dann entsprechend, WIE man denn am besten stapelt. Antwort: Auf keinen Fall so, dass der Tisch unten liegt und alles andere oben drauf. Das müsste man dann nämlich jedes Mal wieder ausladen, um an den Tisch zu kommen, den man ja zuerst braucht – während man die kompletten Lebensmittel nicht an jedem VP und die Rucksäcke gar nicht braucht. Diesen Fehler konnte ich allerdings bei der Erstbeladung gar nicht machen, denn ich hatte noch gar keinen Tisch. Den brachte erst Harald per S-Bahn mit, da er gerade keinen vorrätig gehabt hatte, als ich die Sachen bei ihm abgeholt hatte.

Eine Erkenntnis im Nachhinein: Teller sind eher unpraktisch, dafür kann man nie genügend Tupperdosen dabei haben.
Eine Erkenntnis im Nachhinein: Teller sind eher unpraktisch, dafür kann man nie genügend Tupperdosen dabei haben.

Die dritte Frage war die, ob ich die Stellen für die VPs problemlos finden würde. Antwort: Prinzipiell ja, die Adressen gab’s vorab und Navigation ist heute mit Smartphone ja sehr unproblematisch – allerdings erforderte eine unangekündigte Baustelle auch Kreativität bei der Umfahrung. Vierte und ganz zentrale Frage: (Wie) Gelingt es, immer so lange am VP zu bleiben, bis die letzten wieder weiterlaufen, gleichzeitig aber schon am nächsten VP zu sein (und alles aufgebaut zu haben!), wenn die ersten ankommen? Antwort: An den ersten VPs ist das überhaupt kein Problem, gerade am Schluss kann es aber knapp werden. Da hat man dann aber auch den Vorteil, dass man das Ein- und Auspacken schon zweimal trainiert hat. Die fünfte Frage kam von meiner fünfjährigen Tochter Pauline, die mitkommen sollte und auch unbedingt wollte: „Mama, kann ich meinen eigenen kleinen Tisch haben?!“ Antwort: „Tut mir Leid Maus, aber der passt AB-SO-LUT nicht mehr ins Auto!“

Vorsichtshalber ordentlich früh gestartet, waren wir schon kurz nach halb neun in Hermsdorf. Keine drei Minuten später kam auch Harald frühzeitig aus der S-Bahn – mit dem Tisch unterm Arm. Den bauten wir mit ein paar ersten Leckereien schon mal auf – sozusagen VP 0 für die siebenköpfige Gruppe rund um Olaf Ilk, die schon um viertel vor sieben auf der Bornholmer Brücke Richtung Hermsdorf gestartet war. Beim Gruppenfoto drückte sich Pauline noch hochverlegen an meine Beine… – bei VP 1 erwartete sie dann schon mit den Bechern in der Hand ungeduldig auf die ersten Läufer. Meine Güte hatten wir uns beeilt, und jetzt dauerte es… „Mama, wann kommen die denn?“ – „Das dauert ja so lange!“ – „Kommen die jetzt bald?!“ Diese Verpflegervariante von „Sind wir bald da?“ wurde schließlich ablöst von einem enthusiastischen „Mama, Mama!! Ich seh was Gelbes!!!“

"Ich bin schon da!" - Egal, wie schnell die Vereinskollegen laufen, der Versorger muss schneller vor Ort sein - um für den entsprechenden Empfang zu sorgen.
„Ich bin schon da!“ – Egal, wie schnell die Vereinskollegen laufen, der Versorger muss schneller vor Ort sein – um für den entsprechenden Empfang zu sorgen.

Das Gelbe war Toni, der sich einen großen Vorsprung erlaufen hatte. Ein paar Minuten später trudelten dann sukzessive auch die anderen ein, denen Pauline strahlend die Becher hinhielt. Da natürlich alle fröhlich zurücklächelten, war sie bis VP 2 so weit aufgetaut, dass sie immer, wenn ein gelbes Shirt an der Bornholmer Brücke auftauchte, den Läufern begeistert entgegenlief und sie zu einem Schlussspurt herausforderte. Und hochzufrieden feststellte: „Weißt du, der eine hat sich richtig angestrengt, aber ich hab‘ trotzdem gewonnen!“

Beim Endpunkt an der Straße des 17. Junis waren wir gerade mit dem Aufbau des Tisches fertig, als die ersten Mauerwegläufer auftauchten. Dort kam dann auch endlich die Sonne raus, vorher war es doch recht frisch gewesen. Aber auch (trainings-)bestzeitentauglich: Die meisten waren jedenfalls hochzufrieden mit ihrem persönlichen Tagestempo. Wir waren es mit unserem auch: Schließlich waren wir immer rechtzeitig an den VPs zur Stelle gewesen. Wenn es nach Pauline ginge, könnten wir übrigens beim nächsten Mal gleich wieder als Versorger an den Start gehen. Es hat auch wirklich Spaß gemacht. Trotzdem freue ich mich, das nächste Mal wieder laufend dabei sein zu können!

 Fünf Tipps für künftige Versorger:

  1. Nicht auf die offiziellen Anmeldezahlen verlassen. Harald schrieb mir am Freitag, dass er zehn Anmeldungen habe, aber „wahrscheinlich werden es mehr“. Tatsächlich dabei waren dann 21 (!) Läufer. (Insofern mein Aufruf für künftige Termine: Bitte vorab bei (Harald) NEU: Tilo Schreiber melden – das ist ECHT hilfreich für die Mengenplanung speziell der Getränke. Gerade im Sommer wollt ihr doch auch nicht, dass ihr irgendwann auf dem Trockenen sitzt…)
  2. An eine große Mülltüte denken. Mülleimer sind bei den VP-Stellen Fehlanzeige und Abfall ist immer.
  3. Vorher prüfen, welcher Betrag externen Mitläufern berechnet wird. Ich hatte acht Euro im Kopf, so dass ich auf einen mir gereichten 20er wie selbstverständlich zwölf Euro rausgab. Und später peinlich berührt feststellte, dass beim Mauerweglauftreff ja nur eine „kleine, freiwillige Spende“ erhoben wird. Ich bitte höflichst um Entschuldigung…
  4. Viele, viele Tupperdosen o. ä. mitnehmen. Wer erst alles aus Folie auspacken, auf Teller legen und dann wieder einpacken muss, verliert viel Zeit und riskiert ein Auto voller Krümel (ich hatte beide Varianten, daher weiß ich das).
  5. Alle Tipps ignorieren und eigene Erfahrungen machen. Einfach bei Michael Labs melden und in ein ganz neues „Lauf“abenteuer starten…

(Text und Fotos: Sonja Schmitt)