Der Baltic Run war Karsten Bülows zweiter Versuch über die 100 Kilometer. Beim ersten Mal lief es gar nicht nach Wunsch, aber am vergangenen Pfingstwochenende konnte der Mauerwegläufer sein erfolgreiches Finish feiern. Wie schreibt Karsten so treffend? „Manchmal dauert es eben etwas länger, seine Wünsche und Träume zu verwirklichen. Aber umso schöner ist dann das Gefühl, es geschafft zu haben!“
Karsten_Buelow

Der Wunsch, einmal einen 100-Kilometer-Lauf zu machen, entstand vor mehr als 20
Jahren, als ich einmal etwas über den “100 km del passatore” gelesen hatte. Da war ich Marathonläufer.

Aber es kam anders und ich machte ca. 20 Jahre Laufpause, im Nachhinein ist mir immer noch nicht klar, wieso. Der Wunsch, einen 100-Kilometer-Lauf zu machen, blieb aber immer noch im Hinterkopf. Letztes Jahr im August wollte ich es nun angehen, beim 100er in Leipzig. Leider überschätzte ich wohl meine Form und lief die ersten 50 zu schnell, quälte mich dann noch weiter, bei 55 dachte ich, schaffe nicht noch 45, und dann hörte ich bei 60 Kilometern auf. Zuerst zufrieden mit der Entscheidung, dann aber im Nachhinein doch enttäuscht.

Ich machte  eine Pause, dann kam ich mit neuem Ziel – Kienbaum 2015 – zurück ins Lauftraining. Merkte aber in der Trainingsphase, dass es noch zu früh war und entschied mich dann für den Baltic Run. Training lief gut und ich war guter Dinge, diesmal ohne Zeitdruck mit starkem Willen die 100 Kilometer zu schaffen.

Am Samstag war ich um 5:45 Uhr in Bernau und traf gleich „Velo Tom“, und wir entschieden uns, zusammen zu laufen, da wir beide im 6:30er Schnitt loslaufen  wollten. Klappte auch sehr gut. Da ja die Strecke einige Steigungen hatte (war etwas überrascht, nicht perfekt vorbereitet), entschieden wir uns, die Steigungen zu gehen. Der geplante Schnitt litt nicht darunter, da war ich wieder überrascht.

Nachdem zweiten VP war mir etwas übel und ich verzichtete dann fast komplett aufs Essen. Es wurde auch etwas wärmer, und meinem Kreislauf tat das wohl nicht
so gut, später sagte Tom ich war voll rot. Bis zum VP bei Kilometer 56 lief ich mit Tom, aber dann merkte ich, das ich langsamer laufen musste, und ließ Tom vorlaufen. Es kam ein Waldstück und ich entschied mich mal etwas länger zu gehen, um wieder Kraft zu schöpfen. Waren dann wohl auch ca. zwei KIlometer, die ich brauchte, Strecke war dort sowieso nicht so toll. Es ging mir dann wieder besser und ich lief wieder, blieb aber dabei,
die Steigungen in den meisten Fällen zu gehen.

Bei ca. Kilometer  70 kam ich auf dem Bürgersteig ins Stolpern, taumelte und rettet den Sturz dann ins Gras, glücklicherweise konnte ich mich mit den Händen abfangen und es passierte mir nichts. Es kam auch dann bald der VP, da dort auch der Arzt war, ließ ich ihn mal kurz in mein Ohr gucken, das schon seit längerem zu war, Er konnte aber nichts machen, belastet ja auch nicht. Die Hände noch kurz gewaschen und es ging weiter und der Laufschritt wurde von Kilometer zu Kilometer wieder besser. Kurz vor dem nächsten VP bei 78,5 KIlometern kam dann die erste große Überraschung: Meine Freundin und zwei Freunde waren dort zum Anfeuern hingekommen, das war natürlich super, aber es ging noch weiter.

Am VP umarmt ich dann noch Olaf, er war ja dort Helfer, und Tom war auch da. Das war überraschend und Tom meinte, er dachte ja nicht mehr, dass ich noch zurückkomme. Umso besser, dass ich es tat. So war das Startteam wieder vereint, und wir liefen dann die restlichen Kilometer zusammen.

Wir waren jetzt zu dritt, da noch Thomas, der die 234 Kilometer laufen wollte, mit dabei war. Tom lief natürlich wieder seinen 6:30er Schnitt Thomas und ich etwas dahinter, und wir mussten uns dann öfters anhören, wie kann man nur so langsam laufen. Da wir ja weiterhin, die noch immer vorhandenen Steigungen gingen, waren wir immer wieder schnell zusammen.
Der Akku meiner Uhr fiel dann bei Kilometer  80 und der von Tom kurze Zeit später aus, dann halt ohne Uhr, war auch mal was Anderes. Bei den letzten beiden VPs machten wir nur noch kurze Pausen, und wir kamen Prenzlau immer näher. Dort kam uns meine Freundin entgegen und lief noch die letzten Meter mit, Tom und ich erhöhten das Tempo und liefen dann gemeinsam ins Ziel.

Ich war und bin noch immer sehr glücklich, dass ich es geschafft habe. Vielen Dank an Tom, war toll gemeinsam zu laufen.

Die “100 km del passatore” werde ich wohl im nächsten Jahr mal angehen.“

(Text und Fotos: Karsten Bülow)