Vielstarterin Andrea Möhr über ihr ereignisreiches Sportjahr 2015. Und wer sie kennt, weiß auch, wie ihre Saison 2016 beginnen wird – genauso, wie die vorige geendet hat, also mit vielen, vielen  Wettkampfkilometern. Ihren Rück- und Ausblick zu Ende zu lesen, lohnt sich trotzdem – alleine schon der Unterhaltung wegen…

 „Mein Jahr begann mit dem Einstieg in die sich grausam anhörende AK W 50. Meinen Protest wollte keiner hören und er nutzte mir nichts. 2015 nahm seinen Lauf mit meinem 100. Marathon und Ultra (habe mehr Ultras als Marathons) in 10 Jahren beim Teammarathon in Leipzig im Januar und es ging weiter in Rodgau, ein schöner Lauf mit toller LGM-Stimmung und einem noch friedlichen Toni.

Läufercup
Andrea und Vereinskollegen im Cup-Einsatz

Nach dem Aufruf des Trainers, mal am Berliner Läufercup teilzunehmen, startete ich nach 2009 das zweite Mal bei den Cup-Läufen. Was jetzt wirklich nicht kalkuliert war, dass ich von Anfang an die AK- Wertung führte. Ich wollte am Wochenende Ultras laufen und nicht die kurzen Dinger. Nun musste ich beides verbinden, wollte das auch nicht vergeigen. Dank Tempotraining mit  Andreas Deák war ich nicht einmal langsamer als 2009, obwohl da ein paar AKs, Jahre und Kilo dazwischen liegen.  Ach ja, wandern, der dritte Start beim Mammutmarsch über 100 km und das dritte Mal ein Finisher – als einzige Frau.

Und es gab noch die Roth-Anmeldung zum Ironman. Passte nun so gar nicht in den Kram. Seit meiner Anmeldung für die 100 Meilen sollte das mein Höhepunkt werden. Die Hitzeläufe zur Vorbereitung sind unvergessen, ich denke da an Osno-Eichwalde (106 km bei 37 Grad), liebevoll organisiert von Jörg Ledvermann, als die Gruppe freiwillig auf Friedhöfe ging, um sich an den Wasserstellen abzukühlen und ich bald auf allen Vieren ins Ziel gekrochen bin. Ich hatte mir mit dem scheuernden neuen Rucksack eine Nervenentzündung an der Wirbelsäule zugezogen, mein Körper wollte nicht mehr laufen. Nur Alexander von Uleniecki war es zu verdanken, dass ich doch durchlief, da er mich nicht ins Auto ließ und auf uns drei Schlussläufer wartete.

Der Nachtlauf bei Sturm und Kälte (Andreas Urbaniak wurde Opfer eines abfallenden Astes) war auch toll, ebenso wie die Generalprobe 75 km und einen Tag später der Tempolauf 10 km im Cup, meine schlechteste Platzierung. Da kam Freude in den Beinen auf.

Ich lief einen CupLauf und Ultra nach dem anderen. Um in der Woche nicht zu versauern, beglückte ich die Marzahner Läufergemeinde mit meiner Anwesenheit. Langsam kam der Ironman näher, vom Radtraining keine Spur, sprich keine Zeit, wann denn das noch. Schwimmen kein Problem. Wenigstens eines weniger…

Der Thüringen-Ultra, auch so ein Hitzelauf, wo ich einen 3. AK-Platz verbuchen konnte, sollte mir eine Woche vor Roth die nötige Power in den Beinen bringen, die ich dringend auf dem Rad brauchte. Dieser Hitzelauf über 100 km raubte bestimmt auch einige Körner, so war ich über mein Abschneiden in Roth (ich verpasste mein Ziel um 2 min)! zwar zufrieden, aber auch wieder nicht. Es ließ mich lange nicht in Ruhe.

andrea siegerehrung
Ein oranges Finisher-Shirt für die Ultramöhre

100 Meilen-Hitze in Berlin, meine schlechteste Leistung in diesem Jahr. Emotional toller Lauf, die Gespräche mit den Mitläufern sehr interessant und kurzweilig. Nachts fiel ich in den Stundenschlaf, Materialprobleme und Fehler, ich konnte nur noch gehen. Sigrid Eichner finishte 4 min vor mir, hat mich gewurmt, aber Hut ab vor ihrer Leistung.

Es folgte noch mein Sieg beim 24h-Lauf in Fleestedt, eine perfekte Teamarbeit mit Norbert. Er war Packesel, Zeltauf- und abbauer, Babybrei-Zubereiter und Antreiber in einer Person.

Die Staffel in Bernau war ein unvergessliches Mauerwegwochenende. Sigrids Rekord und die gemeinsame Schlussrunde der Mauerwegblümchen trieben mir Tränen der Rührung in die Augen.

Beim Berliner Läufercup belegte ich ebenso wie beim Marzahner Läufercup den zweiten Platz. Ich danke den Jungs, die beim BLC dabei waren, für die tollen Wettkämpfe.

Ein richtiges tolles Highlight war der KoBolt, 106 km den Rheinsteig entlang mit 3400 HM. Viele Verlaufkilometer in Minuten und Stunden, in bergauf und bergab, gefinisht und nächstes Jahr mit Norbert. Da zeig ich mal, wo es lang geht und dass sich das Navi durch Streckenkenntnis ersetzen lässt.

Das Jahr endet mit 118 Marathons und 2016 beginnt fast so wie 2015. Erst Oderbruchkippe bei Sigrid, Leipziger Teammarathon und Rodgau.

Norbert wird 2016 Triahlon machen, ich Ultras, da gibt‘s mehrere Wochenenden, wo wir über Facebook verhandeln müssen und euch eventuell teilhaben lassen.

Ich wünsche euch allen, die auch nicht namentlich genannt wurden, ein tolles neues Jahr 2016 und ganz besonders wünsche ich Norbert mal ein verletzungs- und operationsfreies Jahr. Das kostet der Krankenkasse nur Geld.

P.S.: Da habe ich ja das Megamega Highlight vergessen, New York. Ich glaube, so geht alt werden…., danke Mike für den Hinweis auf diesen Lapsus.

Andrea Norbert New York

New York war ein einzigartiges Erlebnis, die Stadt der Widersprüche, eine irgendwie andere Welt. Den Marathon bin ich mit Norbert zusammen gelaufen, was wir sonst nicht tun, es war mein Geburtstagsmarathon. Wir haben dort Mike Friedl, Marion Setzefand und das Team Stars und Sternchen sowie auch andere Bekannte getroffen. Unser neongelbes Shirt in den New Yorker Straßen…. Der Lauf selbst war toll, 220 Fotos, jede Menge Spaß gehabt, viele Handschuhe und Ärmlinge sowie Mützen wanderten in unsere Shirts und gefinisht haben wir dann irgendwann. Der Berlin-Marathon war da nur ein kleiner Vorgeschmack, was die Stimmung angeht.“

Text: Andrea Möhr