Er hatte nicht damit gerechnet, dass es „so verdammt hart wird, aber so ist das, wenn man noch grün ist hinter den Ohren, als Ultraläufer!“ Jörn Seelig über die am härtesten erkämpfte Finisher-Medaille seines Lebens:

„Da denkt man, naja, die 50km im Frühjahr in 4:30h, persönliche Bestzeit beim Marathon im Spreewald im April, 73,5km beim Rennsteig-Supermarathon gut über die Bühne gebracht – kann ja nüscht schief gehen, die 100km schaffste in zehn Stunden…
So kann man sich täuschen! 11:58h und ein paar Sekunden hat’s gedauert bis ins Ziel!

Aller Anfang ist leicht…
Es ging gut los, die ersten acht der 20 5-Kilometer-Runden liefen richtig gut und so, wie ich es mir vorgestellt hatte, 28 bis knapp 30 Minuten pro Runde. Dann wurde ich schon langsamer und die Schmerzen begannen – viel zu früh! Nach zwölf Runden ging eigentlich nichts mehr und ab 70km habe ich ernsthaft ans Aufgeben gedacht! Aber alle Helfer an der Strecke und natürlich die Jungs und Mädels von der LG Mauerweg haben mich immer wieder gepushed und aufgemuntert, mir Mut zugesprochen! Tausend dank dafür – großartig!

Einen großen Anteil hatten auch mein Neffe und seine Freundin, die ab der 16. Runde mit dem Fahrrad oft an meiner Seite waren – quatschen auf der Strecke lenkt von den Schmerzen ab! Dann habe ich gesehen, dass Olaf Bier geholt hatte, beim Streckenposten an Runden-km 2,5! da war ich gerade auf der drittletzten Runde. Auf der vorletzten Runde fragte ich ihn, ob er mir für die letzte Runde einen Schluck reserviert – klar! Man kann sich gar nicht vorstellen, wie die Aussicht auf einen Schluck richtiges Bier motivieren kann!

… und dann wird es schwer: Bier her – oder ich fall um!
Ich hielt vor der letzten Runde nicht mehr an unserem Versorgungspunkt an, wollte fertig werden – und das Bier! Angekommen bei Olaf und der kleinen LGM-Abordnung, öffnete er eine Flasche und ich setzte an – zisch! Geil! Harald, du warst auch über die gesamte Zeit ein Supermotivator und hast den Schluck aus der Pulle besonders bejubelt!

Es war die ultimative Schlussmotivation! Ich bin die letzen 2,5 Kilometer immer schneller geworden, hab noch mal alles raus geholt: Den letzten Kilometer in 4:58min! Und der zog sich! Die große pfütze – jetzt noch 1000 Meter, da hinten wird’s hell, jetzt ist es nicht mehr weit! Ich höre die Musik von den Partydampfern, da ist das Flatterband, noch einmal um die Ecke – da ist das Ziel! ich kann es kaum fassen! Wahnsinn, ich bin soeben 100 Kilometer GELAUFEN!“

Text: Jörn Seelig
Fotos: Gritta Sens, Jörn Seelig

 

Kommentar hinterlassen