Seit fast einem Jahr hatte Matze Weiser ein Ziel verfolgt. Ob er ist in Bernau geschafft hat, dieses zu realisieren, beschreibt er in seinem Bericht.

Was sind 6 Stunden?
„Sechs Stunden am Stück laufen und so weit wie möglich kommen. Diese Art des Laufwettkampfes hatte ich den vergangenen beiden Jahren bei anderen Mauerwegläufen nur gehört. Richtig wahrgenommen hatte ich sie letztes Jahr bei den 24 Stunden von Bernau. Nicht nur 24-Stundenläufer unseres Vereins waren am Start, sondern über im 6-Stundenlauf. Ich war wie in 2015 auch schon als Teammitglied einer 24-Stundenstaffel aktiv, die sich die Zeit durch vier teilte. Ich hatte viel Spaß dabei in Intervallen zu laufen, denn es wenn nur erlaubt, immer nur eine 1,616-km-Runde am Stück zu laufen. In beiden Jahren hat sich ergeben, dass ich 39 Runden und damit 63 Kilometer laufen konnte und dafür rund sechs Stunden reine Laufzeit zu benötigen. Ein Einzelstart in dieser Disziplin stand für mich überhaupt zur Debatte allein schon wegen der zeitlichen Länge.

Das änderte sich nach dem Berlin-Marathon 2016, wo ich an einem Zeitpunkt war, fast alle Saisonziele erreicht zu haben außer diesen unter vier Stunden zu schaffen. Ich war fertig mit der Saison, nie verletzt, aber Laufziele hatte ich keine. Da traf es sich gut, sich mit Steffen Bruntsch zu unterhalten und Ziele und Strategien für das Laufjahr 2017 auszuloten. Zunächst fiel mir nichts ein, aber schnell war dann doch dieses Sechs-Stunden-Laufen ein Thema und mit der im März stattfindenden Deutschen Meisterschaft in Münster ein passender Wettkampf als Trainingsziel gefunden.

Erster Versuch
Ein Trainingsplan, der zunächst aus Grundlageausdauertraining bestand und dann auf drei Monate auf den 11.März aus gerichtet waren, sollte mein im Oktober formuliertes Ziel von 60 Kilometer bringen. Dass es 1,7 Kilometer weniger wurden, hatte mich nur nach Rennende kurz betrübt. Ich hatte einen tollen Wettkampf und konnte viel mitnehmen. Es lag auch bestimmt daran, dass mein Körper einfach noch nicht so weit war, aber das Potential auf jeden Fall zu erkennen.

Das strukturierte brachte mir Anfang April eine tolle 1:42:21-Zeit beim Berliner Halbmarathon und anschließend standen zwei weitere Monate das Tempotraining an, um es in Potsdam auf der gleichen Distanz nochmal schneller ausprobieren zu wollen. Bei schwierigerer Strecke und deutlich anderen Bedingungen konnte ich eine geringfügig langsamere Zeit erreichen, aber mein diszipliniertes Training der mittlerweile letzten acht Monate hatte vor und nachher einige neue Bestzeit ermöglicht.

Training für den zweiten Versuch
Direkt nach dem Halbmarathon-Training habe ich dann in Berlin beim 50km-Lauf Ende Juni etwas mehr als fünf Stunden gebraucht. Dabei war für mich die wichtigste Erkenntnis ein Tempo von 5:45 min/km über dreieinhalb Stunden laufen zu können, obwohl mein letzter Lauf schon mehr als drei Monate her war. Dies bestätige mich in meiner Wahl, die ich zwei Wochen zuvor getroffen hatte, nun nicht primär auf eine Zielzeit von unter vier Stunden beim Berlin-Marathon hinzuarbeiten. Ich wollte stattdessen dieses Tempo trainieren und in sechs Stunden 60 Kilometer zu schaffen. Dafür hatte ich mich in Bernau angemeldet und war voller Vorfreude auf meine Trainingshighlights auf dem Weg dorthin. Rückblickend waren es tolle Erlebnisse:

  • selbst den Lauftreff der LG Mauerweg über 33 Kilometer zu organisieren und zuführen
  • beim Nachtlauf die 65 Kilometer in zehn Stunden zu absolvieren
  • eine Woche später den Viktoriapark-Marathon bei glühender Hitze nach fünfeinhalb Stunden mit 750 Höhenmeter zu bezwingen
  • beim Mauerweglauf nachts den Schlussteil über 59 Kilometer für meine Staffel zu laufen
  • im Rahmen des fast 45-km-Langen Naturmarathons in Lichtenrade eine inoffizielle Marathonbestzeit zu erreichen

Am Ende des 12-Wochen-Trainingszyklus waren es dann 850 Laufkilometer sowie ein paar auf dem Rad für Regeneration und Kompensation. Ich war bereit für den Stadtpark Bernau, wo ich mich mit Jörn Seelig auch im August schon zu einer gemeinsamen Trainingseinheit getroffen hatte, um ein Gefühl für die Strecke zu bekommen.

Vorbereitungen im Bernauer Stadtpark
Als ich eine Stunde vor dem Start auf dem Wettkampfgelände ankam am Samstag waren schon alle anderen da und unsere Basisstation aufgebaut. Unter mehreren Pavillons standen Tischen mit Verpflegung und Getränken. Also ein eigener Verpflegungspunkt (VP) hundert Meter hinter dem des Veranstalters. Es nieselte schon eine Weile und mein Zelt musste auch noch aufgebaut werden. Nach Anlaufschwierigkeiten und mit vereinten Kräften stand es dann doch recht schnell, so dass ich mich umziehen konnte und moralisch auf das Rennen einstellen konnte.

Persönliche Unterstützung hatte mich mit Norbert Möhr organisiert, dem ich meine Colagummis, Salztabletten sowie wie ein paar Seiten bedrucktes Papier übergab. Technisch unterstützen sollte mich meine GPS-Uhr. Drei für mich relevante Trainingsansichten hatte ich mir vorbereitet. Die erste zeigte mein aktuelles Lauftempo samt Pulsfrequenz an und die zweite mein Durchschnittstempo (Pace). Bei der dritten hatte ich beim sogenannten Racepace sechs Stunden und 60 Kilometer, was einem Tempo von sechs Minuten je Kilometer entsprach. Das sollte als reine Kontrolle dienen. Dann blieb noch genug Zeit sich mit Fotos und Smalltalk gemeinsam mit den vielen anderen Lauffreunden auf das Rennen zu stimmen.

Bei immer noch Nieselregen sind auf die Strecke gelassen worden. Es lief sich ganz gut an auch die Rampe aus Holz nach rund 600 Metern war problemlos, da sie nicht glatt war von der Nässe. Etwas später bei Linkskurve um den Teich verhielt sich schon anders. In den ersten beiden Runden bin ich beim Passieren dort leicht ins Rutschen geraten. Nach dem ansteigenden Teil der Runde lohnte ein Blick auf die Uhr, die mir eine Pace von 5:30 offenbarte. Vorher zu Recht gelegt hatte ich mir 5:45 und die wollte ich so lange wie möglich halten. Also viel zu schnell und Tempo herausnehmen. So lief Jörn Seelig zu mir auf und wir besprachen unsere Stoppstrategien an dem Verpflegungspunkt. Er wollte alle vier, ich drei Runden anhalten. Das Zusammenlaufen war nach meinem Stopp damit beendet und anschließend entfernte er sich von mir, da ich nun regelmäßig mein Lauftempo und Pace auf den ebenen Streckenabschnitten kontrollierte.

 

Fluch und Segen der Technik
Ich wurde immer mit 5:45 bestätigt, was sich mit meinem guten Körpergefühl deckte, aber eben langsamer war als Jörn. Aber ich hatte mir vorgenommen, mich nur auf mich zu konzentrieren und lediglich die Rundenanzahl mitzuzählen, um keinen geplanten Stopp zu verpassen. Außerdem bin ich in der gefährlichen Linkskurve nicht innen gelaufen, um keinen Sturz zu riskieren. Das klappte zweieinhalb Stunden wunderbar. Irgendwann hörte es auf zu regnen und etwas später war auch der Gefahrenpunkt trocken gelaufen.

Dann kam ich nach 18 Runden das erste Mal auf den Gedanken auf den Monitor zu schauen, der uns die zurückgelegte Rundenanzahl und Distanz anzeigte. Die 18 Runden stimmten mit meiner Zählung über ein. Vor der nächsten Passage schaute auf die Distanz, die meine Uhr aufgezeichnet hatte:30,00 km. Wie selbstverständlich kontrollierte ich das am Bildschirm und war schockiert. Dort standen nach 19 Runden schon 30,695 km. Das bedeutete, ich war die ersten 2:53 Stunden schneller unterwegs, als mir die Uhr anzeigte. Jetzt kann ich das Rundenprotokoll des Veranstalters und meine Aufzeichnung vergleichen kann. Es waren rund fünf Sekunden und es fehlten rund 37 Meter in jeder Runde. Durch die Distanzabweichung waren meine zweite und dritte Anzeige wertlos, da sie sich bei der Berechnung auf die bisher zurücklegte Distanz beziehen.

Rechnerisch gesehen war im Nachhinein betrachtet lag ich mit fast 700 Meter vor meinem Plan zu dem Zeitpunkt und war bisher mit einer Pace von 5:38 Minuten je Kilometer unterwegs, die sich körperlich gut anfühlten. Das kannte ich von meinem 50km-Lauf im Juni, wo ich dann dramatisch eingebrochen bin. Daher nutzte ich die letzte verbliebene Unterstützung und drosselt weiter das Tempo. Von Carina Hanke wurde ich wenig später, ob meines gleichmäßigen Tempos angesprochen, die wohl schon eine Weile in unmittelbarer Nähe gelaufen sein musste. Sie offenbarte mir ihr Debüt in dieser Wettbewerbsform und ich gab ihr ein paar Tipps auf den Weg, bis ich am Berg am davon zog.

Wo bin ich eigentlich platziert?
Ich erhielt bald meine Unterstützung an der Basisstation von Norbert Möhr, der seinen Staffeleinsatz beendete hatte und kümmerte auch nicht mehr um den Anzeigebildschirm. Einfach weiter lief ich meinen Stiefel und nach gut drei Stunden konnte ich zu Jörn aufschließen, der entgegen seiner Taktik dann zum ersten Mal am VP anhielt und ihn erst nach mir wieder verließ. Die nächste Stunde lief ohne besondere Vorkommnisse und bis sich Norbert begann, sich mit meiner Zettelwirtschaft zu befassen. Dort hatte ich für Pace 5:40, 5:45, 5:50 und 5:55 selber Kilometertabellen erstellt. Nach 25 Runden konnte er so ablesen, dass ich für die gut 40 Kilometer im Schnitt jeweils 5:45 Minuten benötigt hatte. Jetzt im Nachhinein ist erkennbar, dass der Marathon wohl nach 4:03 Stunden (neue Bestzeit über diese Distanz) erreicht war, aber Samstag es nur keine Rolle. Es war noch zwei Stunden zu absolvieren.

Nach insgesamt viereinhalb Stunden erreichte mich wie vorher vereinbart eine Zwischenmeldung. Überraschenderweise teilte er mir nicht meine Platzierung in der Altersklasse (AK) mit. Ich hatte ebenfalls vor dem Rennen meine Konkurrenten aus der AK in Bernau M30-39 mit Namen und Vorleistungen recherchiert und in einer Liste zusammengefasst. Norbert rief mir zu, ich sei Gesamtsechster. Im Ultramarathonbereich wird nicht nur auf die ersten drei, sondern die ersten sechs Ränge geschaut, auch bei der Siegerehrung. Das weckte mich auf, denn den Platz wollte ich ab jetzt verteidigen. Bisher hatte ich alle anderen blauen Startnummern ignoriert. Manche gehende hatte ich schon ein paar eingeholt, aber sonst wusste ich fast nichts. Vereinsmitglied Mike Hausdorf hatte mich vor kurzem überholt, muss den Lauf aber langsamer angegangen sein als ich. Außerdem hatte mich Göran Golz schon einmal überrundet.

Ein Läufer in einem blauen Trikot irritierte mich immer wieder, denn er lief alle paar Runden vor dem Anstieg zu mir auf und überholte mich. Überrundete er mich? Nein im Nachhinein muss er einfach immer nach dem Überholmanöver eine Pause eingelegt haben, denn am Ende war Frank  Schüler 200 Meter vor mir in der Abrechnung. Ähnlich ging es mit mir Matthias Eßmann, der mich wohl schon in der 23. Runde überholt haben musste und daher schon eine Runde vor mir war. Mit einem Läufer im Triathletentrikot und ihm habe ich mich in den letzten Runden des Laufes dann immer wieder Überholmanöver geliefert. Aber meine Position unter den ersten Sechs konnte ich nach jeder Runde sehen.

Die letzte Stunde – Norberts Unterstützung
Körperlich hatte ich es nach viereinhalb Stunden gemerkt, dass es nicht mehr ganz flüssig ging. Das Tempo war mittlerweile zu Beginn jeder Runde manchmal über 7:00, aber immer, wenn ich zum Park zurückkehrte, gelang mir eine Steigerung dank der Streckenführung. Ich war positiver Stimmung, hatte doch einen Puffer herausgelaufen und mit Beendigung der 31. Runde waren 50 Kilometer in unter 4:55 Stunden absolviert – so schnell wie noch nie.

Die nächsten drei Runden waren dann die härtesten und eigentlich wollte der Körper immer wieder gehen. Dem nachgegeben habe ich dem nur an dem letzten Anstieg, um dort nicht unnötige Reserven zu lassen. Am Ende der 35. Runde stand Norbert mit einem Becher Cola, aber ich fragte ihn mehrmals nach meinem geliebten Colagummi. Seine Antwort „Du trinkst jetzt Cola“. Im vollen Lauf habe ich versucht den Becher zu leeren, nur ungefähr die Hälfte landete im Mund. Der Rest in der Nase, auf dem Shirt und dann warf ich den Becher zur Seite. Der Kick wirkte sofort und ich konnte für die übrige Zeit neuen Elan und die verbliebenen Reserven mobilisieren. Dazu war ich mir schon 30 Minuten vor dem Ende sicher, mein 60 Kilometer-Ziel zu erreichen.

Die Runden 36 und 37 verliefen wie im Rausch ohne Gehpausen und es gab auch Passagen in 4:30, natürlich immer vor und nach dem Passieren unserer Basisstation. Dort bekam ich neben den Anfeuerungen auch den Becher gereicht und vollführte meine Colataufe. Es war geil.

Fünf Minuten vor 20 Uhr gelang es mir die Ziellinie zu überqueren gleichzeitig mit Jörn. Ich bat ihn an meiner Seite zu bleiben, da ich schon die Anstrengungen merkte. Gemeinsam sammelten wir unsere Restmeter. Mir genügten eigentlich 224, doch die waren beim Erreichen der Rampe schon erreicht. Sie war der Auftakt für einen Schlussspurt, der erst mit dem Schlusssignal enden sollte. Die leichten beiden Anstiege flogen wir hoch und kurz vor dem letzten war es dann vorbei.

Das 60km-Ziel ist erreicht
Sechs Stunden am Stück und dann fiel es ab. Welchen Puls ich hatte, ist nicht überliefert, denn den Gurt hatte ich nach der Hälfte des Rennens abgelegt, weil er mich scheinbar einschnürte. Ich begann zu zittern und ließ meinen Freudentränen einfach freien Lauf. Ich hatte mein Ziel mit Training, Disziplin, Willen und toller Unterstützung erreicht. Nachdem ich mich wieder gesammelt hatte, legte ich mein Buff auf die Erde, ging zu Göran zurück und wir beglückwünschten uns zu unseren Leistungen. Er war Gesamtzweiter geworden und hatte meinen sechsten Platz verteidigt. Wir verbrachten die Zeit bis der Radfahrer mit der Restmetervermessung bei uns war nicht nur mit Reden. Vorsichtige Dehnungsübungen am Baum brachten uns ein wenig Bewegung, denn es wurde auch kalt. Im Anschluss an die Bekanntgabe von einem Restkilometer des Vermessers gingen wir gemeinsam Richtung Basisstation.

Auf dem Weg dorthin traf ich auf Frank im blauen Trikot und beglückwünschte ihn. Am VP des Veranstalters konnten wir unser erstes Finisherbier erhalten, dass ich mir mit Jörn und Göran schmecken ließ. Die Rückkehr an der Basisstation war grandios. Applaus und zahlreiche Glückwünsche verursachten ein erneutes Gefühlschaos. Mein Körper zitterte aber auch etwas vor Kälte und wir beschlossen so schnell zur Dusche zu gehen.

Pünktlich zur Siegerehrung waren wir fertig. Leider wurden nur die ersten drei der Gesamtwertung auf die Bühne gebeten, statt wie von mir erhofft die ersten sechs. Aber die Enttäuschung währte nur kurz. Denn die drei Erstplatzieren wurden gleich dort behalten und die Siegerehrung für Altersklasse M40 erfolgte. Mike Hausdorf wurde hier und in der Gesamtwertung Vierter. Welche AK würde der Gesamtfünfte haben? 18 Läufer umfasste die Siegerehrung in der M40, bei der Jörn als Sechster und Olaf Jung als Zehnter nach vorn gerufen wurde. Die Spannung stieg. Es folgte die Siegerehrung der M20, bei der keiner mehr als 60 Kilometer geschafft hatte. Dann war es raus. Sprecher Jörg Stutzke rief mich bei der M30 als zuerst auf. Mit einem Jubelschrei, der im ganzen Stadtpark zu hören sein musste, sprang ich auf die Bühne. Erster in der AK, ganz oben auf dem Podium wie vor zwei Jahren mit der Staffel. Wahnsinn. Von den ursprünglich neun gemeldeten sind nur vier angetreten. Das war mir egal, denn ich war hier und hatte mein Rennen gerockt und dabei ist ein tolles Wettkampfergebnis herausgesprungen als Gesamtsechster. Frank gewann als Gesamtfünfter gewann die AK M50.

Im Einsatz für Kraftstofffamilie
Anschließend sind wir zur Basisstation, um von Christiane Krüger die Einsatzplanung für die Staffel zu erfahren. Ja, mit Jörn zusammen hatte ich mich schon vor Wochen entschieden, bei Christianes Zehnerstaffel mitzulaufen. Je nach Verfassung blieb uns der Laufumfang freigestellt, denn hier ging es ausschließlich um den Spaß am Laufen, dachten wir vor dem Rennen. Christiane offenbarte uns, dass wir zurzeit mit einer anderen Staffel um den dritten Platz kämpften.

Zunächst sollten wir ab 1 Uhr immer Wechsel laufen, aber bis dahin war noch viel Zeit. Ans Laufen wollte vorerstl nicht denken, auch wenn die Lockerungsübungen beim Warten auf den Radfahrer, der anschließende Spaziergang, die heiße Dusche, die Kompressionstrümpfe und die warme Kleidung mir ein gutes Gefühl gaben. Zuerst essen und trinken. Gegrillte Wurst, selbstgebackener Kuchen, belegte Stullen, Kartoffeln usw. wurden an unserem VP gereicht. Drei weitere Bier brachten ebenfalls etwas zum Wohlgefühl bei. Mein Adrenalinspiegel senkte sich nur langsam und ich beschloss vor meinem Staffeleinsatz nicht schlafen zu gehen.

Dieser kam dann etwas früher als gedacht, als ich für Christiane eine Runde übernahm. Mit neuer Startnummer ausgerüstet begab ich mich zu Wechselzone und erwartete dort auf Oli. Mit dem Staffelstab ging es in die nächtliche Runde. Die Bewegung wurde durch die Oberschenkel zu Beginn etwas erschwert, aber bis zur Rampe hatte ich meinen Rhythmus gefunden und war zu meiner Überraschung in der Lage mein Sechsstundentempo von 5:45 zu laufen. Was der Körper in der Lage ist zu meistern, erstaunte und erfreute mich gleichermaßen. Ich übergab den Stab an Andi und hatte dann immer zehn Minuten Pause bis zum nächsten Einsatz.

Mit Jörn teilte ich mir dann immer im Wechsel die zehn Runden und sah das Warten zwischendurch als Intervalle an. Jetzt war wieder ich drin im Bernauer Staffelmodus und es war nicht weiter als Intervalltraining – 1.616 Meter laufen und dann regenerieren. Auch Jörn teilte mit mir die Auffassung, dass wir durchaus noch einige schnelle Runden für die Staffel absolvieren konnten. Aber zunächst ging es für mich in die Horizontale in mein Zelt. Gut eine Stunde konnte ich dort ruhen, ja sogar ein wenig schlafen. Der nächste Einsatz wieder mit Jörn im Wechsel umfasste für mich weitere sechs Runden, der gegen fünf Uhr endete. Mario Hein sprach mich überraschenderweise an, der ebenfalls für eine Zehnerstaffel war, aber erst ab vier Uhr in Bernau war. Das Laufen bereitete mir Spaß, auch weil unsere Staffel mittlerweile den dritten Platz innehatte.

Bernau ist so vielfältig
Guter Dinge traf ich an unserer Basis ein, um mich sofort hinzulegen. Einzelläufer Andreas Urbaniak war ebenfalls dort und hatte eine Krise, die ihn sogar bewog seinen Lauf sofort beenden zu wollen. Gemeinsam mit Jörn und Norbert wollte ich ihn zum Weitermachen bewegen. Mit den Worten „Warte doch einfach bis es hell ist und schau was dann passiert!“ verabschiedete mich zum Schlafen. Erfreulicherweise hörte ich beim Aufwachen gegen 9 Uhr, dass der Sprecher gerade wieder eine Runde von Andreas vermeldete.

Für mich war es Zeit zum Aufstehen, denn mit frischen Eiern und Brötchen wartete ein richtiges Sonntagsfrühstück auf mich. Gut gestärkt konnte ich später zwei weitere Runden drehen. Sonst war ich im Kreise meiner Lauffreunde und gegen 12 Uhr konnte sich unsere Staffel auch ihrem dritten Rang sicher sein. So konnte jeder unserer Teammitglieder noch weitere Runden drehen. Am Ende hatte konnte ich 17 Runden beitragen. Die daraus resultierende Distanz von 27,5 Kilometer ergab für mich insgesamt mehr als 88 Kilometer an diesem Wochenende, auf die ich sehr stolz bin.

In der letzten halben Stunde widmete ich mich dem Einzelrennen der Männer, bei der Andreas eine grandiose Aufholjagd auf den führenden Herbert Hartl präsentierte. Statt meine Jacke überzuziehen, bin ich Andreas entgegenlaufen, um ihn anzufeuern. Sensationell kam er immer näher an den Führerenden heran. Das Schlusssignal konnte ich an seiner Seite erleben. Leider schaffte er nicht, ganz nach vorn gelaufen, hatte aber ein grandioses Ergebnis mit fast 195 Kilometer bei seinem Debüt hingelegt.

Danksagung
Ich möchte mich bei namentlich bei Norbert Möhr für die Unterstützung in Bernau vor Ort bedanken sowie bei alle anderen, die mir Verpflegung und Anfeuerungen geben haben. Andrea Möhr und Christiane Krüger haben es gemeinsam wunderbar organisiert, uns allen gute Rahmenbedingungen vor Ort zu schaffen. Christiane hat außerdem ein tolles Staffelteam zusammengebracht und die Einsatzplanung optimal gelöst. Zusammen mit Jörn Seelig habe ich ein sensationellen Doppelstart hingelegt.

Die Grundlage meiner Leistungen nicht nur in Bernau war ein perfekt auf mich abgestimmter Trainingsplan, den Steffen Bruntsch mir zur Verfügung gestellt hat. Immer wieder wurden zeitliche Anpassungen vorgenommen, damit ich auch an Laufhighlights teilnehmen konnte. Danke Steffen für deine Hinweise, Ideen und kritischen Beurteilung. Auch die Trainingsangebote der LG Mauerweg Berlin am Dienstag, Donnerstag und am Wochenende haben zu meinem Erfolg beigetragen.“

Text: Matze Weiser
Fotos: Stefan Dettmann, Norbert Möhr, Katja Warmer, Matze Weiser

 

 

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