Sein Abenteuer, die World Marathon Majors (WMM) – also die sechs größten und prestigeträchtigsten Marathons der Welt – zu laufen, begann im November 2016 gleich mit dem größten und prestigeträchtigsten Marathon der Welt – dem New York City Marathon. Im Anschluss lief LGM-Läufer Sascha Dehling die fünf weiteren größten Marathons weltweit in Boston, Berlin, Chicago, Tokyo und zuletzt am vergangenen Wochenende in London. Hier die Zusammenfassung seiner Erlebnisse:

„Der New York Marathon startete in Staten Island und führte durch alle fünf Boroughs bis nach Manhattan in den Central Park. Da die Strecke sehr anspruchsvoll ist und ich eine Woche zuvor in Frankfurt noch einen 2:56er Marathon lief, konnte ich New York mit einer ordentlichen Zeit von 03:05:18 Std. finishen.

Fünf Monate später, im April 2017, reiste ich erneut in die USA und startete nur ca. 300 km von New York entfernt beim 121. Boston-Marathon. Er ist der älteste regelmäßig stattfindende Marathon der Welt. Man fährt zum Start 42 Kilometer raus nach Hopkinton, um dann fast nur geradeaus wieder nach Boston reinzulaufen. Und trotzdem ist Boston der Marathon, der mir mit Abstand am Besten gefallen hat. Dort hat einfach alles gepasst und die Stadt lebt den Marathon.
Da es bis zu 26 Grad warm wurde und ich den Heartbreak Hill unterschätzte, war ich mit meiner Zielzeit von 03:03:06 Std. total happy.

Im September 2017 stand mit Berlin der Heimatmarathon an. Und ich war mir sehr sicher, dass ich nach einem sehr erfolgreichen Ultralauf-Sommer noch nicht wieder richtig Marathon-fit war. Die erreichte Zielzeit von 02:58:09 Std. kann ich mir noch immer nicht erklären.

Zwei Wochen später reiste ich zum dritten Mal innerhalb von zwölf Monaten in die USA, um beim Chicago-Marathon zu starten. Beim 3. US-Marathon sollte dann auch endlich die 3-Std-Marke in den Staaten fallen.
Auch wenn mir die Strecke nicht ganz so gefallen hat, habe ich den Marathon in 2:56:59 Std. gefinisht.

Mein größtes Reiseabenteuer hatte ich dann im Februar diesen Jahres, als ich das erste Mal nach Asien geflogen bin, um in Japan den Tokyo-Marathon zu laufen. Die Stadt ist der Hammer – verblüffend, skurril und begeisternd.

Am Marathontag hatten wir 6 bis 8 Grad und es war sehr läuferfreundliches Wetter. Start war vor dem Gouvernment Building in Shinjuku und Ziel am Kaiserspalast im Zentrum von Tokyo. Zwar waren an der gesamten Strecke genug Menschenmassen, aber in Sachen „Stimmung machen“ ist definitiv noch Luft nach oben. Was mir nicht so gut gefallen hat, waren die vielen Pendelstrecken. Die Stadt ist groß genug, da muss man doch nicht ständig eine Straße auf und auch wieder ab laufen. Für einen Marathon in den Wintermonaten war ich gut in Frühform und konnte den Lauf in 02:56:32 Std. beenden.

Als Letztes stand dann am vergangenen Sonntag, den 22. April 2018, der Marathon in London auf dem Plan. Da das der Marathon ist, wo man am schwersten an einen Startplatz rankommt, war ich überglücklich, dass ich einen Platz als Nachrücker über einen Reiseveranstalter bekommen hatte. Das angebliche typische Londoner Wetter war an diesem Sonntag nicht vorhanden, stattdessen strahlte die pralle Sonne vom wolkenlosen Himmel. Start war draußen in Greenwich und Ziel auf „The Mall“ am Buckingham Palace.

Ich fühlte mich sehr fit und war mir sicher heute einen Sub3 laufen zu können. Aber bereits nach drei Kilometern merkte ich, dass es wegen des warmen Wetters zum Kraftakt werden würde. Ich war ja schon von der Zuschauerstimmung in New York und Boston total begeistert. Aber das heute toppte nochmal alles. Teilweise standen die Leute in Zehner-Reihen an der Strecke und brüllten wie verrückt. Ein absolutes Läufer-Highlight war, als es geradewegs auf die Tower Bridge zuging – ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper.

In der zweiten Hälfte lief ich wegen der Hitze zwar etwas langsamer, aber ich hatte genug Puffer, so dass es trotzdem für eine knappe Sub3 reichen würde. Irgendwann hatte ich aber die Einsicht, dass ich nicht um jeden Preis eine Sub3 laufen musste. Oft genug laufe ich diese Zeit, ohne mich völlig zu verausgaben, warum sollte ich mich hier heute also zu einer Sub3 quälen? Also nahm ich auf den letzten sieben Kilometern weiter Tempo raus, genoss die Stimmung, fieberte meiner SixStar-Medaille entgegen und finishte trotzdem in einer sehr guten Zeit von 03:02:30 Std.

Erst bekam ich im Ziel die London Marathon Finisher-Medaille, und dann musste ich rechts zu einem Stand, wo ich die SixStar-Medaille bekam. Auf dem kurzen Weg zu dem Stand war ich emotional so ergriffen, dass ich Gänsehaut und auch feuchte Augen bekam.“

Text: Sascha Dehling
Fotos: Sascha Dehling, Norbert Möhr, marathonfotos.com

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