Am Anfang stand für LGM-Läufer Mike Friedl der Gedanke, sein Patenkind in Gambia zu besuchen. Beim Recherchieren im Internet stieß der langjährige Ultra-Marathonläufer dann auf den Banjul-Marathon in der Hauptstadt von Gambia. Beides zusammengenommen führte zu einer schnellen Reisebuchung und vielen tiefgehenden Eindrücken auf einem fernen Kontinent, von denen Mike hier berichtet:

„Mit der Möglichkeit, Patenkindbesuch und Marathonlauf zu verbinden, war die Entscheidung getroffen, den Besuch in diesem Land umzusetzen. Ein Telefonat mit einem befreundeten Läuferehepaar aus Hamburg, ob sie mit kommen möchten, wurde bejaht mit einem Tipp, dass es die Möglichkeit gab, vorher im benachbarten Senegal ebenfalls einen Marathon zu absolvieren. Es dauerte keine zwei Stunden und die gesamte Reise war gebucht. Nach Besuchen in  Südafrika und Kenia freute ich mich sehr auf einen erneuten Trip nach Afrika mit meinem Lauffreunden Doris und Marion .

Am 13. Februar ging es dann endlich los von Berlin über Brüssel nach Dakar. Angekommen im Senegal war es natürlich erstmal wichtig, sich an die Hitze zu gewöhnen. Da der am 16. Februar stattfindende Marathon in der Stadt Saly ca. 80 km von der Hauptstadt des Senegals entfernt ist, haben wir uns auch dort ein Hotel gebucht. In dieser typischen Stadt dieses Kontinents, mit Hütten, staubigen Sandstraßen usw., waren wir sehr erfreut, ein einfaches, aber sehr sauberes und gut geführtes kleines Hotel mit den netten Namen „Maria Grazia“ gefunden zu haben. Start-Nr.-Abholung am ersten Tag unseres Aufenthaltes war ein kleines Abenteuer, aber letzten Endes haben wir in einem Geschäft unsere Unterlagen erhalten. Am Tag vor dem Marathon-Lauf hatten wir bei einem Besuch im Wildpark tolle Erlebnisse .

Mike mit Mitgliedern des weltweit organisierten Country-Clubs.

Sonne, Staub und extremer Gegenverkehr
Am Sonntag, den 16. Februar, früh aufstehen, frühstücken und im Dunkeln ab ging es zum Startplatz des Internationalen Saly Marathons. Überraschend treffen wir dort Laufkameraden aus der USA , Frankreich, Polen , Ungarn. Alle diese Läufer sind Mitglied des Country Marathon Club. Ein Verein, der sich aus Mitgliedern zusammensetzt, deren crazy Hobby es ist, in so vielen Ländern wie möglich einen Marathon zu laufen. Führender ist ein Amerikaner, der in 160 verschiedenen Ländern einen Marathon gelaufen ist. Um 8 Uhr kam der Startschuss für ca. 50 Teilnehmer, und mein 456. Marathon wurde einer meiner schwersten Marathonläufe in meiner nun fast 30jährigen Laufkarriere.

Im Gegensatz zu Marathonveranstaltungen in Europa, wurden außer auf den ersten Kilometern, keine Absperrungen vorgenommen, sondern wir mussten auf sandigen und abschüssigen Landstraßen die 42,195 km absolvieren. Die Kombination von 38 Grad Hitze, knalliger Sonne  und extremem Gegenverkehr machte den Lauf zu echten Bewährungsprobe. Ca. 30 km konnte ich ein einigermaßen vernünftiges Tempo aufrecht erhalten, aber dann war der Akku leer und ich musste, auch weil es keinen Verpflegungstand mehr mit Getränken gab, die letzten 12 km walken und unterwegs bei einer Tankstelle und einem Shop Wasser und Cola kaufen. So kam ich nach fast sechs Stunden ins Ziel, war – obwohl ältester Teilnehmer – nicht Letzter, und ausgelaugt, aber glücklich.

Hotelwechsel aus hygienischen Gründen
Am nachfolgenden Tag wurde mit einem Besuch in der Hauptstadt Dakar der Besuch in Senegal abgeschlossen. Mit einer Propellermaschine sind wir dann nach Gambia (Banjul) geflogen.

Mit Propellermaschine von Dakar nach Banjul

In Serekunda, nahe der Hauptstadt Banjul, größte Stadt in Gambia, mussten wir das gebuchte Hotel (Lodge) aus hygienischen Gründen wechseln. In einem typischen Touristenhotel direkt am Strand war aber der Aufenthalt zu ertragen, und ich konnte jeden Morgen gemütliche 5 km joggen. Gute Verpflegung, nettes Personal, leider gab es aber immer wieder Problem mit dem W-Lan. Aber wenn man in diesen Ländern ist, hat man das Gefühl, man ist auf einen anderen Planet, aber das ist ja gerade die Challenge.

Beeindruckt von der Patenkind-Familie
Einer der Höhepunkte während der Tage in Gambia war der Besuch bei unseren Patenkind. Die Familie lebt in sehr einfachen Verhältnissen,  sie hatten nicht viel zu erzählen und es war schon beeindruckend, wie die Familie mit den wenigen Möglichkeiten ihr Leben  gestaltet und einen doch glücklichen Eindruck bei mir hinterließ. Ich bin ehrlich, ich war wieder etwas mehr geerdet …

Auch ein Höhepunkt war der Besuch einer Krokodil-Farm und natürlich der Internationale Banjul-Marathon. Man darf diese Veranstaltungen nicht mit unseren so super organisierten großen Events vergleichen. Selbst die wöchentlich in Deutschland stattfindenden kleinen privaten  Laufveranstaltungen wie bei Sigrid oder Jana & Mischa oder Torpedo sind teilweise besser organisiert bzw. sind mehr Teilnehmer vor Ort als bei den geschilderten internationalen Veranstaltungen. Zum Teil gibt es nur Wasser wie beim Saly- und Banjul-Marathon, aber auch dies war für die langsamen Läufer teilweise nicht mehr an der Strecke vorhanden, und so wurde manche Tankstelle oder Shop anvisiert, um bei den extrem hohen Temperaturen genug Flüssigkeit zu haben.

Slalom-laufend zwischen hupenden Autos
Auch in Banjul gab es keine Absperrungen, man läuft aus der Stadt heraus, ebenfalls auf kaputten Landstraßen dem extremen Verkehr entgegen, und – wie in Banjul geschehen – auf den Rückweg in die Stadt zwischen den hupenden und abgasfreudigen Autos Slalom-laufend. Die letzten ca. 12 Kilometer in der Stadt waren ein absoluter Wahnsinn und trotz dieser extremen Verhältnisse war ich auf der auf selbigen Distanz wie in Saly ca. 40 Minuten schneller. Ich war super zufrieden und wurde sogar von einem sehr freundlichen Mitarbeiter der Organisation zum Hotel zurück gebracht. Am selbigen Abend ging es dann, etwas müde aber sehr glücklich, zurück nach Deutschland.

Resümee: Die Reise war ein tolles Erlebnis. Habe übrigens Läufer aus aller Welt kennengelernt , schaut mal unter “County Marathon Club“ – Länderpunktsammler im Internet.

Text & Fotos: Mike Friedl

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