Patrick hatte da mal eine Idee für einen 100 km Lauf… den deutschen Jakobsweg von Berlin nach Frankfurt an der Oder laufen. Als er mich fragte, ob ich mit ihm laufen würde, überlegte ich nicht lange. Schnell war klar, wir versuchen das!

Damit war das Ziel klar, nun ging es an die Streckenplanung und Organisation. Diese teilten wir uns auf, sodass jeder einen Teil der Strecke plante. Früh morgens um 7 Uhr sollte es zunächst von der Friedrichstraße nach Erkner gehen. Diesen Streckenabschnitt lieferte uns meine Handy-App Komoot. Von Erkner aus wollten wir dann auf den Jakobsweg einsteigen. Die Strecke dazu hatte Patrick auf seinem GPS-Gerät organisiert.

Nach einigen Überlegungen zum Thema Versorgung kamen wir zu der Entscheidung uns auf der Strecke selbst zu versorgen. Am Abend vor dem Lauf wurde gepackt. Es dauerte einige Zeit bis alles verstaut war, denn die große Frage war: wieviel Flüssigkeit brauchen wir? Was ist mit Wechselsachen im Ziel und welche Menge an Essen sollen wir mitnehmen?

Am nächsten Morgen starteten wir mit 1,5 bzw. 2,2 Litern Flüssigkeit im Rucksack, einigen Riegeln und Nüssen, sowie einer Rettungsfolie für den Notfall. Wechselsachen passten in den Rucksack einfach nicht mehr hinein, also mussten wir darauf verzichten.

Der erste Teil der Strecke bis nach Erkner (35 km) verlief deutlich angenehmer als erwartet. Nachdem wir eigentlich mit einem Lauf durch die Stadt gerechnet hatten, erlebten wir bereits auf diesem Abschnitt sehr viel Natur. Es ging durch den Görlitzer Park, weiter durch den Treptower Park, über den Plänterwald, entlang der Wuhlheide bis hin nach Erkner. 

Als dieses erste Teilziel hinter uns lag freuten wir uns sehr darüber den Jakobsweg erreicht zu haben. Bevor wir uns wieder auf den Weg machten, legten wir eine kurze Pause ein und befüllten unsere Rucksäcke erneut. Dann ging es in Richtung Fürstenwalde los.

Der Einstieg auf den Jakobsweg war richtig schön. Es handelte sich um einen kleinen Single-Trail mitten im Wald um einen See. Diese Passage gefiel uns beiden sehr gut, sodass wir gut vorankamen. Nach einiger Zeit ging es dann auf einen Waldweg, welcher von einer Vielzahl an Kiefern gesäumt war. Die Strecke ging nun weiterstgehend grade aus, nur die Baumarten am Wegesrand wechselten immer mal wieder zwischen Kiefern, Eichen und Robinien. Wir scherzten darüber ein wenig und unsere Strecke bekam dabei die liebevolle Bezeichnung: die lange Grade nach Frankfurt/Oder.

Wir liefen weiter durch die schöne Natur bis wir nach weiteren 35 km unser zweites Teilziel erreichten: Fürstenwalde! Damit hatten wir den größten Teil der Strecke mit etwa 70 km bereits hinter uns. Das Ziel kam näher und nachdem wir im örtlichen Supermarkt unsere Rucksäcke erneut befüllt hatten, ging es weiter in Richtung Frankfurt/Oder.

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Auch dieser Streckenabschnitt verlief durch Wälder und entlang an Feldern. Zwischendurch kamen wir durch kleine, hübsche Ortschaften, in denen sich oftmals junge Familien niedergelassen hatten. Als die Sonne sich in der Abenddämmerung über den Feldern von uns verabschiedete und den Himmel noch einmal in ein hübsches Farbspiel verwandelte, war es für uns an der Zeit die Lampen aus unseren Rucksäcken zu holen. 

So liefen wir in die Dunkelheit hinein, was zumindest für mich eine neue Erfahrung war. Die nächsten 2 Stunden ging es im Dunkeln weiter auf Frankfurt/Oder zu. Immer wieder ging der Blick auf die Uhr, denn der letzte Regionalzug nach Berlin sollte laut Fahrplan um 0:28 Uhr abfahren. Diesen wollten wir unbedingt erreichen und die Alternative einer vierstündigen Wartezeit auf dem Bahnhof in kurzen Laufsachen beflügelte unsere Beine zusätzlich.

Die geplanten 100 km erreichten wir bereits am Stadtrand von Frankfurt/Oder. Bis zum Bahnhof waren es jetzt nur noch 4 km und uns war klar, wenn wir den Zug noch rechtzeitig erreichen wollten, kam ein Herunterwandern der letzten Kilometer nicht in Frage. Im Gegenteil, am Ende wurde es nochmal knapp. Wir erreichten den Bahnhof 10 Minuten vor Abfahrt des Zuges, weshalb leider keine Zeit für ein Finisher-Foto verblieb. Schnell besorgten wir noch zwei Tickets und stiegen nach 16:48 Stunden und insgesamt 104 km ziemlich übelriechend in den Zug. Für unsere Mitreisenden muss die Maskenpflicht in diesem Fall wohl ein Segen gewesen sein.

Text und Bilder: Patrick Roß und Anja Kirchner

2 Kommentare

  1. Klasse Idee und Tolle Story – da bekommt man richtig Lust, es nachzumachen.
    Schön, dass auch die Versorgung auf der Strecke zu klappen scheint.
    Und fix wart ihr! Da muss ich noch ne Weile trainieren:)!

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