Traditionell spricht der 24h Lauf mehr Athletinnen und Athleten an als beispielweise der 100 km Straßenlauf, das liegt in erster Linie daran, dass es eben kein Zeitlimit gibt, jedoch einen Medaillenstandard, der bei 100 km liegt.
Aufgrund der hervorragenden Organisation von Jörn und Steffen kamen wir auf insgesamt 17 Meldungen für die Meisterschaft, von denen dann 16 Athletinnen und Athleten an der Startlinie standen. Jörn hatte für den Großteil des Teams Hotelzimmer gebucht, und mit dem neuen Neunsitzer-Bus verlief die Anreise mit dem ganzen Equipment ganz entspannt. Als Supporter im Einsatz waren diesmal Harald Reiff und Michael Labs.
Schnell wurden die Zelte nach der Ankunft an der Strecke aufgebaut, anschließend ging es ins Hotel zum gemeinsamen Abendessen.
Das Feld war sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern hochkarätig besetzt, viele Deutsche Meisterinnen und Meister der letzten Jahre hatten sich angemeldet, hinzu kamen eine große Anzahl Athletinnen und Athleten, die bei der Disziplin viel Erfahrung aufweisen konnten.
So gingen alle mit ihrer persönlichen Zielsetzung nach dem Abendessen auf ihre Zimmer, um optimal auf den kommenden Tag vorbereitet zu sein.
Was die Läuferinnen und Läufer rund um die 24h bewegte und wie die Empfindungen waren:
Warum bist du zum 24h-Lauf mitgefahren?
Ramona:
– Für die Vorbereitung zu den 100 Meilen war dies mein wichtigster Lauf. Ich wollte dieses Format dazu nutzen, einen möglichst sehr langen Lauf zu absolvieren unter möglichst besten Versorgungsmöglichkeiten.
-Thema Sicherheit: Da dies auch mein bisher längster Lauf sein würde, wollte ich eine gute Absicherung, falls was schiefgeht und ich pausieren muss oder irgendwie medizinisch versorgt werden muss. Was GsD nicht eingetreten ist, aber sicher ist sicher.
-Das war auch mein erster Lauf, den ich wirklich nur mit mir allein laufen würde. Bisher bin ich immer mit jemandem zusammen gelaufen. Somit konnte ich mich wirklich ganz auf mich allein einstellen, was ich sehr genossen habe.
-Nicht zuletzt fand ich das Format sehr spannend, also eine „reizarme“ Laufumgebung, und ich wollte mal wieder Wettkampfatmosphäre beim Laufen.
Tobias:
Weil mich Matze und Jörn bei der 100KM DM überredet haben… 😀 Bzw. weil ich ihre Schwärmereien über ihre bisherigen 24h-Läufe interessant fand.
Dorothee:
Seit ich zum ersten Mal gehört habe, dass Wettkämpfe einen ganzen Tag und eine ganze Nacht dauern können, hat mich das fasziniert. Ich genieße das Laufen als Zustand und schon beim Verfolgen der letzten 24h-Meisterschaft im Liveticker fand ich es spannend, wie sich insbesondere in der zweiten Rennhälfte noch einmal ganz neue Konstellationen ergeben können. Ich mag Rundenläufe, weil man von Walker*innen bis zu Rekordjäger*innen alle ständig wiedertrifft. Außerdem war ich innerhalb der Meisterschafts-AG der LGM an der Entwicklung des neuen Konzepts beteiligt, das möglichst viele Vereinsmitglieder zur Teilnahme ermutigen sollte – da kann man ja selbst nicht kneifen!
Matze:
Ich wollte in Gemeinschaft der LGM ein tolles Event erleben. Außerdem wollte ich andere Läufer aus der Szene wiedersehen.
Sonja:
Ursprünglich wollten wir nach der DM im letzten Jahr keinen 24 Stundenlauf mehr machen. Und dann trafen wir als Helfer bei der 100 km-WM im letzten Jahr Karl Rohwedder (Anm. der Redaktion: Unser Vereinsfreund ist Anfang April plötzlich und unerwartet verstorben… wir sind immer noch fassungslos und sehr traurig) . Er sagte uns, dass die DM doch dieses Mal in seiner Heimatstadt Braunschweig stattfinden würde und da sollten wir doch unbedingt kommen. Wir sagten ihm zu und meldeten uns sofort an, als es möglich war. Und so war es für uns auch noch einmal ein intensive Abschiednehmen von Karl.
Hattest Du ein bestimmtes Ziel oder eine bestimmte Erwartung an den Lauf?
Ramona:
-Ja, mein Ziel war es, möglichst 120km zu laufen, das größte Ziel waren 140km.
– Ich wollte außerdem versuchen, verletzungsfrei zu bleiben und meinen körperlichen Zustand von 8 Wochen zuvor zu verbessern.
-Außerdem wollte ich möglichst frühzeitig eingreifen können, falls Beschwerden auftreten, damit nichts eskaliert.
Tobias:
C Ziel: Durchlaufen, B Ziel: 200KM, A Ziel: Podium in meiner AK
Dorothee:
Da ich letzten Herbst bei meinem ersten 24er 154 km gelaufen war, lag es natürlich in der Luft, die 100 Meilen anzupeilen. Eine Weile hatte ich sogar versucht, nach Plan zu trainieren, was ich allerdings bald wieder aufgab, da ich deutlich weniger Zeit für das Training hatte als gedacht und mich nicht durch ständige Defizite frustrieren wollte. Daher habe ich versucht, „Bis zum Ende noch laufen können“ als Hauptziel zu setzen und feste Zahlen aus dem Kopf zu verbannen. Wenn ich ehrlich bin, hat das aber nur teilweise funktioniert.
Matze:
Dieser Lauf sollte ein Leistungstest für einen Backyard-Ultra sein. 100 Meilen war ein Ziel. 24 Stunden auf der Strecke sein und zur Hälfte ca. 90 km zu schaffen.
Sonja:
Persönlich wollte ich eigentlich die km vom letzten Jahr toppen und es wäre auch durchaus möglich gewesen, aber nachdem ich festgestellt hatte, dass mir der 2. AK-Platz ja mit 100 km sicher ist, ging die Motivation immer mehr verloren. Auch der VP war einfach viel zu gut bestückt, so dass ich mich dort auch häufiger als geplant aufgehalten habe.
Kristin:
Mein Ziel war die Vorbereitung auf den Solo-Lauf 100 Meilen Mauerweg und ich bin sehr zufrieden!
Was war die größte Schwierigkeit für dich und wie bist du damit umgegangen?
Ramona:
Mit der zweiten Hälfte und gegen Ende der Nacht hatte ich Magenprobleme und Kreislaufprobleme, die nicht leicht zu beheben waren. Ich hatte dafür mehrere Runden heißen Tee getrunken, Salztabletten und Nudelsuppe genutzt. Dann wurde es besser, der Morgen brachte auch wieder etwas mehr Wärme und ich konnte auch wieder etwas Festeres zu mir nehmen (z.B. trockenes Brot).
Tobias:
Die Langeweile/ Monotonie. Ich wollte nach 100KM mit dem Zug zurück nach Berlin fahren. Dann haben mich Harald, Micha und Sophie motiviert, noch ein wenig weiter zu laufen.
Dorothee:
Ich habe häufig Probleme mit Wärme beim Laufen, und für Braunschweig waren über 20 Grad angesagt. Daher habe ich mich in den ersten 8 Stunden sehr darauf fokussiert, nett zu meinem Körper zu sein. Hieß konkret: jede (!) Runde unter den Gartenschlauch – das tat unglaublich gut. Außerdem habe ich alle 5km eine Toiletten- und Trinkpause eingelegt und mich alle 10km zum Essen und Trinken an den VP gesetzt, in den letzten paar Stunden auch öfter. Durch diesen festen Rhythmus habe ich nicht vergessen, genug für mich zu sorgen, und kam auch mit den Temperaturunterschieden im Laufe des Rennens gut zurecht.
Matze:
Die zunehmende Wärme und wenig Schatten und kleine Steine im Schuh. Nach 2 Stunden ein kleines Handtuch gekühlt in den Nacken gelegt und die mitgebrachten Gamaschen über die Schuhe gezogen.
Sonja:
Sehr oft habe ich in den 24 Stunden an Karl Rohwedder gedacht. Das war dann aber auch gleichzeitig die größte Schwierigkeit bei dem Lauf.
Was war für dich der schönste Moment während des Laufs?
Ramona:
-Während des Laufs ist es einfach wunderschön, wenn es einfach ruhig läuft, wenn man unterwegs ist, alles außer dem Versorgungszelt ganz weit weg ist und man durch nichts gestört wird. Man ist umgeben von vielen anderen Läufern, die offensichtlich genauso empfinden.
-Was ich auch bisher als neue Erfahrung genossen habe, wenn man seine direkte Konkurrenz im Auge hat und merkt, dass man Runde um Runde seine Platzierung mehr und mehr sichern kann.
-Die Morgenstimmung fand ich richtig toll, wenn der Nebel aufsteigt und man immer noch mit denselben Menschen seine Runden dreht und diese ruhige Atmosphäre dabei, Man weiß, es ist bald geschafft und man kann aber immer noch laufen.
Tobias:
Der Moment eine halbe Stunde vor Schluss, als ich wusste, dass mir der AK Sieg nicht mehr zu nehmen ist.
Dorothee:
Sonntagmorgen, kurz nach 8:30 Uhr, 100 Meilen geschafft und noch 1,5h Zeit. Kleiner Imbiss am VP und den Moment genossen. Kurz zuvor verkündet, nach 161km höchstens noch walken zu wollen. Aufstehen, von Harald gefragt werden, was ich vorhabe: „Bisschen laufen!“ „Spazierengehen?“ „Nein, Laufen!“ Danke, Harald, für Dein Gesicht in dem Moment – einfach unbezahlbar!
Matze:
Zu wissen, im Team den Bronzemedaillen-Platz zu erreichen, als ich meine bisherige Bestleistung eingestellt hatte.
Sonja:
Am schönsten waren für mich die vielen Runden, die Marcel Leuze mit mir gewalkt ist. Da war ich dann auch zügig unterwegs, so dass wenigstens die 100 km rechtzeitig erreicht wurden.
Hast Du etwas Neues über Dich und das Laufen gelernt?
Ramona:
-Am besten konzentriert man sich voll und ganz auf sich und seine Kräfte.
-Schlaf wird überbewertet.
-Laufen ist besser als Gehen.
-Ganz kurze Pausen sind nicht schlimm.
-Genieße den Moment. (Einmal mehr)
-Ich kann mehr, als ich mir zutraue.
-24h sind gar kein so schlechtes Format.
Tobias:
Ich bin kein Rundenläufer!!! Und freue mich deshalb auf den Mauerweglauf!
Dorothee:
Es ist wirklich entscheidend, auf sich und den Körper zu hören – das kann einem letztlich niemand abnehmen, aber man kann es üben. Und wenn man dann einen guten Tag erwischt, können 24h ein Genusslauf sein.
Matze:
24h-Laufen geht vor allem über Erfahrung und nicht nur über vorherige Trainingskilometer.
Sonja:
Bestätigt hat sich (…) einmal mehr, dass Landschaftsläufe uns doch deutlich besser gefallen, dass wir noch einmal an einem 24-Stundenlauf teilnehmen, sehe ich im Moment eher nicht.
Kristin:
Solche Distanzen zu laufen, ist Kopf und Wille! Laufend haben wir LGMler das alle drauf!
Fazit von Harald:
Mir hat es aus Supportersicht mit meinem Tandempartner Michael sehr viel Spaß gemacht, an der Stelle sei auch die tolle Unterstützung von Sophie erwähnt, die mit uns viele Stunden lang unterstützt hat, was vor allem in der Nacht, die empfindlich kalt für uns war, alles andere als selbstverständlich ist.
Wir durften ein großartiges Rennen unserer Athletinnen und Athleten erleben, die es uns leicht gemacht haben. Dennoch ist es nicht möglich, bei einer so großen Zahl an Teilnehmenden den Überblick über die einzelnen Platzierungen zu behalten. Und last but not least durften wir einen neuen Deutschen Rekord von Felix Weber erleben, was mich in den letzten 4 Stunden regelrecht elektrisiert hat.
Folgende Ergebnisse wurden von unseren Läuferinnen und Läufern erbracht:
Einzelwertung Frauen:
Cindy Krutzsch 77,452 km
Sigrid Eichner 100,572 km 2. Platz Seniorinnen W 80
Claudia Tautz 103,775 km
Sonja Kley 109,82 km 2. Platz Seniorinnen W 65
Martina Pahmeyer 123,8768 km
Ramona Kasten 141,032 km 3. Platz Seniorinnen W 50
Kristin Drechsler 153.748 km
Dorothee Serries 171.5586 km 3. Platz Seniorinnen W 45
Einzelwertung Männer:
Mike Friedl 113.288 km
Detlef Kley 120.4118 km
Bernd Balsen 130.628 km
Mathias De Prest 137.7502 km 3. Platz Senioren M 45
Steffen Sens 150.7018 km
Matthias Weiser 168.2339 km
Jörn Künstner 176.3259 km
Tobias Langer 223.5283 km 1. Platz Senioren M 40
Mannschaften:
Mannschaft Frauen 50+ 3. Platz: Martina Pahmeyer, Ramona Kasten, Kristin Drechsler
Mannschaft Männer 50+ 3. Platz: Jörn Künstner, Steffen Sens, Bernd Balsen
Mannschaft Männer 3. Platz: Tobias Langer, Jörn Künstner, Matthias Weiser
Das gesamte Team hat durch eine engagierte Leistung das beste Ergebnis der Vereinsgeschichte bei deutschen Meisterschaften mit 3 Mannschafts- und 6 Einzelmedaillen erzielt und außerdem erstmals den zweiten Platz in der Tageswertung erreicht. Vielen Dank dafür und Gratulation an alle Teilnehmenden!
Alle Ergebnisse gibt es hier:
Text: Harald Reiff, Idee/Umfrage: Dorothee Serries, Fotos: Harald Reiff, Matthias Weiser, Dorothee Serries