Falls sie dich fragen: „Bist du allein hier?“
Sag ihnen: „Nein, denn ich bin mit all’n hier!“[1]


Zur letzten Meisterschaft im Ultralauf 2023 hatte der Verein „Die Laufpartner“ am 1. Oktober auf seine Hausstrecke in Kleinmachnow/Dreilinden vor den Toren Berlins eingeladen. Im Industriegebiet, durch das die knapp über 1 km lange Laufrunde führt, erinnert nichts mehr an die Nähe zum ehemaligen Grenzkontrollpunkt (Checkpoint Bravo) – Mauerwegläufer*innen nutzen aber natürlich jede Gelegenheit zu Grenzgängen bzw. -läufen, zumal, wenn die Strecke quasi vor der Haustür liegt. So hatten wir kräftig die Werbetrommel gerührt, um mit möglichst vielen Vereinsmitgliedern auf und neben der Strecke den Saisonabschluss zu feiern.

„Hier gibt’s kein zu tief, zu flach
Zu dies, zu das
Zu nah, zu lang
Denn wir bleiben zusammen.“

Ursprünglich waren dann 28 Neongelbe gemeldet, von denen leider einige krankheitsbedingt ausfielen, so dass wir letztlich mit 8 Läuferinnen und 15 Läufern vertreten waren.  
Die Meldeliste zeigte, dass einige Spitzenläufer*innen und starke Teams (z.B. Die Laufpartner, LG Nord Ultrateam) am Start waren, so dass unsere Einzelläufer*innen eher nicht um die vorderen Plätze im Gesamtfeld mitlaufen würden. Wir waren allerdings mit dem Ziel angereist, durch einige Altersklassen- und Mannschaftsmedaillen genügend Punkte zu sichern, um in der DUV-Bundesliga den knappen Vorsprung vor unseren Verfolger*innen von Spiridon Frankfurt auszubauen und damit den zweiten Gesamtplatz zu verteidigen.

„Wir sind unzertrennbar
Wir, wir sind unverkennbar
Wir setzen uns ’n Denkmal“


Pünktlich um 9:00 setzte sich das Starter*innenfeld in Bewegung, zunächst noch bei den vorhergesagten kühleren Temperaturen. Später wurde es dann doch noch deutlich wärmer, was einigen im Laufe des Rennens zu schaffen machte. Für Stärkung und Motivation sorgte neben der Verpflegung des Veranstalters wie immer unser unschlagbares Supporter*innenteam, bestehend aus Steffen Bruntsch, Sonja Kley, Torsten Hofmann, Jorka Schweizer, Silke Lockstaedt, Peggy Haus und Harald Reiff.

Wie bereits im Vorbericht von Harald Reiff erwähnt, hat die Disziplin des 6h-Laufes besondere Herausforderungen: Für schnelle Marathonläufer*innen erscheint sie häufig zu lang, für Spezialist*innen auf den langen Kanten hingegen zu schnell. Einige der letzteren äußerten dann auch eher die Erwartung, sich nach den vielen Kilometern der Saison locker auszulaufen, während erstere schon eher ihre Grenzen jenseits der 42,2km austesten wollten. Einige von uns hatten bereits mehrere 6h-Läufe hinter sich, für andere war es die erste Erfahrung mit Runden- bzw. Zeitläufen überhaupt.

Besonders von ihnen, aber natürlich auch von allen Anderen wollten wir wissen, wie es denn nun lief, und haben einige Rückmeldungen eingesammelt.   

Sonja Schmitt: „Dreilinden war ein tolles TeamEvent, aber der Spaßfaktor am Lauf an sich war für mich – wie erwartet – begrenzt. Dieses Rundenkreiseln auf Asphalt ist (und wird) einfach nicht mein Favorit unter den Ultraläufen. 5km-Runden sind noch ok – Rodgau mag ich, die DM in Duisburg im Juli fand ich ganz cool und auch die dortige Strecke an der Regattabahn hatte etwas. Aber Dreilinden war vor für mich vor allem Mentaltraining (und im Pulk mit der LGM auftreten und Spaß haben). Meinen großen Respekt an alle, die sowas 24 Stunden auf einer 400-Meter-Bahn durchziehen – nach Sonntag noch unvorstellbarer für mich als vorher schon…“ 

Michael Labs war es besonders wichtig, „…trotz bescheidener eigener Leistung Teil der besten Laufgemeinschaft zu sein, jeder unterstützt jeden und die weltbesten Supporter haben wir sowieso.“

Jorka Schweizer (Support): „Besonders schön fand ich die sich einspielenden Prozesse – von Runde zu Runde brauchten wir weniger Worte. Das Strahlen in Euren Augen … und dann noch verbesserte PBs und Platzierungen!!! Freu mich auf Eure Optimierungswünsche und aufs nächste Mal – und auf einen ganzen Winter voller langer Trainingsläufe mit Euch und Urmel!“

Lore Steiner: „Nach meinem Jahreshöhepunkt, den 100 Meilen Berlin, wollte ich bei dem 6h Lauf in netter Gemeinschaft laufen und ausprobieren, wie es ist, in Runden zu laufen.  Gefallen hat mir hierbei, mit allen auf der Strecke zu sein, andere Läufer*innen und die super Supporter*innen immer wieder zu sehen und auch die schnellen Läufer*innen mitzubekommen. Die Zeit ist sehr schnell vergangen und ich kann mir tatsächlich vorstellen, auch längere Zeit zu ‚kreiseln‘.“

Matze Weiser: „Für mich war es ein grandioser Saisonabschluss und ich war erfreut, wie viele Neongelbe sich dem 6-Stunden-Format erstmals stellten. Ich dachte im Vorfeld an meine Premiere bei der 6h-DM 2017 in Münster. Der Support aller an unserem Stand war vor, während und nach dem Lauf herausragend, sodass ich mich nur aufs Laufen konzentrieren konnte. Zwei Stunden ging ich mutig mit einem Tempo an, die 60km zu erreichen. Das gelang, bis das Duell Körper gegen Kopf begann. Der Körper streikte und der Kopf ersann Gegenmaßnahmen:

1. Oberschenkel fest  –> Wärmecreme auftragen (dank Chrissi)
2. Füße schwer und schmerzende Fußsohlen –> Schuhwechsel nach 3 Stunden
3. Hunger –> Kartoffel bestellt
4. Puls zu hoch –> gehen
5. Knie schmerzen –> Wärmecreme und kurz am VP sitzend verweilen
6. Keine Lust mehr zu laufen –> irgendwie bis zur Zielgeraden kommen und nicht nur am LGM-Stand angefeuert zu werden
7. Bierdurst –> Das Ziel im Auge behalten, um nach 6 Stunden beim VP der LGM zu sein und zeitnah sich ein Bier geben zu lassen.

Mein Miniziel waren 45km, ich trieb mich weiter bis 50km und konnte dann doch 54km erreichen. Für 6 Wochen fast ohne Training nach den 100 Meilen ein schönes Ergebnis. Nach dem Lauf war Feiern und Anstoßen am Stand angesagt sowie bei der Siegerehrung die Einzel- und Teamergebnisse der LG Mauerweg zu bejubeln.“ 

Maik Vogel: „Zum ersten Mal im Rundenkarussell, mit einer großen Gruppe unterwegs und perfektem Support an der Strecke. Danke allen helfenden Händen, besonders Sonja.

Immer wieder Spaß auf der Runde und am Ende den Finger gezogen (nach Haralds Hinweis/Antrieb :-)). Ein perfekter Sonntag, mit super Menschen und tollen Ergebnissen!“

Antje Matthiesen: „6 Stunden im Kreis laufen war für mich Jahrelang immer ein absolutes no-go, ich laufe viel zu gerne durch schöne und abwechslungsreiche Landschaften, als dass ich sowas tue… dachte ich… Bis dann der Liebste sich mal wieder für sowas anmeldete und ich mir dachte: Mach‘s doch mal, frau muss es vielleicht einfach mal versuchen 🙂 Gesagt, angemeldet und bei der DUV 6 Std Dreilinden am 01.10. an den Start gegangen.
Von den 6 Std habe ich dann bestimmt 4 sehr geflucht, weil sooooo, soooo langweilig dieses im Kreis laufen und das bei einer 1km-Strecke 🙁 Aber… der Support unserer LGM’ler – unbeschreiblich großartig, es gab sogar Tanzeinlagen und als wir dann bei der Siegerehrung als LGM so abräumten und uns so feierten, war das fast komplett vergessen 🙂
Wer weiß, vielleicht mache ich es ja noch mal :-)“

Jörg Lockstaedt: „Als Neumitglied und das erste Mal im Ultrabereich jenseits der 42.2km unterwegs, kann ich zwar sagen, es war hart in der vierten Stunde, aber umso schöner, nach fünf Stunden zu wissen, dass man durchkommt. Essen während des Laufens war bisher bei mir noch nie ein Thema, da muss ich noch Erfahrungen sammeln, mehr als eine Cola und eine Waffel habe ich an dem Tag nicht reinbekommen.
Das Anfeuern von draußen wegen der Mannschaftswertung hat zum Ende nochmal sehr gepusht, somit konnten Gehpausen mental unterdrückt werden. Das Rundenformat war für mich eine sehr angenehme Variante, da man 60x angefeuert wurde, einfach genial.
Ansonsten freue ich mich auf die nächsten Herausforderungen, habe ja gehört, dass die DM 50km in 2024 im März anstehen.
Meine Frau Silke war zwar nicht ‚laufend‘ am Start aber war genauso begeistert von dem Sonntag und vor allem freuen wir uns, so freundlich begrüßt und aufgenommen worden zu sein. Eine tolle Laufgemeinschaft, die LGM.“

„La famiglia, das Gefühl ist da
Mach die Nacht zum Tag
Bis zum Nachmittag, yeah
Komm wir feiern heut‘ Zusammstag, yeah“

In den letzten Stunden des Laufs hatte sich das Unterstützer*innenteam fortwährend vergrößert, neben den oben Genannten waren im Laufe des Tages waren noch unsere Mitglieder Sascha Dehling, Dirk Gandecki, Olaf Ilk, Anja Kirchner, Bernd Kutz, Birgit Leszinski, Martina Noack Katharina Noll und Mathias Pesch eingetroffen, um uns mit Anfeuerungsrufen und La Ola über die Runden zu tragen.  

Nachmittags um 15 Uhr war es dann auch geschafft, das Schlusssignal ertönte und die Vermessung der Restmeter begann. Bei den Männern hatte sich Michael Ohler vom TSV Kandel mit 82,644 Km den Gesamtsieg gesichert, bei den Frauen wurde Jasmin Beer von den Laufpartnern Gesamtdritte und Deutsche Meisterin mit 76,553km. Herzlichen Glückwunsch!

Und wir waren natürlich gespannt, ob wir als Team unser wichtigstes Ziel erreicht hatten…

Hier zunächst alle Ergebnisse unserer Starter*innen:

Einzelwertung Frauen:
Nina Blisse 63,896 km (3. Platz W40)              
Lore Steiner 60,080 km (3. Platz W50)
Christiane Radatz 59,514 km
Antje Matthiesen 55,694 km (2. Platz W55)
Kristin Drechsler 55,531 km (3. Platz W55)
Dorothee Serries 52,396 km
Sonja Schmitt 50,229 km
Karina Kluge 43,062 km

Einzelwertung Männer:
Norbert Zeppitz 68,612 km
Mathias de Prest 67,870 km (1. Platz M45)
Fabian Theimert 67,011 km
Maik Vogel 62,879 km (3. Platz M55)
Jörn Künstner 61,412 km
Jörg Lockstaedt 61,382 km
Tim Kremer 56,202 km
Matthias Weiser 54,164 km
Valerio Lorrai 54,092 km
Patrick Roß 52,800 km
Paul Müller 49,179 km (3. Platz M70)
Detlef Kley 48,606 km
Tobias Ziesing 47,008 km
Andreas Pfeiffer 32,741 km
Michael Labs 29,907 km

Mannschaftswertungen:

Frauen 50+: 1. Platz (Lore Steiner, Antje Matthiesen, Kristin Drechsler)
Männer 50+: 3. Platz (Maik Vogel, Jörn Künstner, Jörg Lockstaedt)

Außerdem hatten wir insgesamt vier Männerteams am Start, die die Plätze 4, 8, 11 und 13 belegten, sowie zwei Frauenteams auf den Rängen 5 und 6.  

Alle Ergebnisse der DUV-Meisterschaft im 6h-Lauf findet ihr unter: https://myracepartner.com/veranstaltung/ergebnisse/?event-id=203516&result-id=241844&g=&ak=

Bilanz

Wir haben es geschafft! In Dreilinden konnten wir uns den vierten Platz in der Tageswertung (hinter den Laufpartnern, der LG Ultralauf und dem LG Nord Berlin Ultrateam) sichern, dies hat gereicht, um den zweiten Gesamtplatz in der Bundesliga hinter der LG Ultralauf und vor Spiridon Frankfurt zu verteidigen. Den Endstand der DUV-Bundesliga findet ihr unter:

https://statistik.d-u-v.org/bundesliga2020.php?year=2023

Dazu beigetragen haben viele tolle Einzel-, aber vor allem auch Teamleistungen im zurückliegenden Jahr, zu denen wir euch allen ganz herzlich gratulieren! Egal, ob ihr eure Bestzeiten geknackt habt, zum ersten Mal länger als Marathon gelaufen seid oder einfach mal wieder 24h auf einer Laufstrecke verbracht habt – ihr habt nicht nur viele Punkte, sondern auch viele wunderschöne Teamerlebnisse ermöglicht – Danke!!

Wir danken an dieser Stelle auch noch einmal allen Supporter*innen des vergangenen Jahres, die teilweise lange Fahrten, durchwachte Nächte und nicht immer gemütliches Wetter auf sich genommen haben, um die Starter*innen mit Nahrung, Zuspruch und Motivation zu versorgen. Wir hoffen, dass ihr ähnliche Unterstützung erfahrt, wann immer ihr sie braucht.

Um all dies auf die Beine zu stellen, hat die AG Meisterschaften, seit Ende 2022 organisiert von Steffen Bruntsch und Jörn Künstner, ebenfalls eine wunderbare Teamleistung erbracht: Angefangen von den Überlegungen, wie man möglichst viele Mitglieder dazu motiviert, sich die passenden Strecken und Termine herauszusuchen und dann auch auf den Anmeldebutton zu klicken, über die Suche nach Organisator*innen und Supporter*innen für die einzelnen Veranstaltungen bis hin zum Einsammeln von Feedback und Berichterstattung: All das kann (mindestens?) so anstrengend sein wie ein Ultra – danke für alles, was ihr ermöglicht habt!  

In einigen der obigen Kommentare klang ja bereits an, dass das Laufjahr 2024 schon seine Schatten vorauswirft. Erster Meisterschaftstermin ist voraussichtlich die 50km-DM in Bremen am 17. März, und wir freuen uns darauf, die neue Saison so schwungvoll zu beginnen, wie die alte aufgehört hat. Aber erst einmal ist Erholung und Entspannung angesagt:

„Wir sind zusammen groß, wir sind zusammen eins
Komm, lass ’n bisschen noch zusammenbleib’n
Nehmt die Flossen hoch und die Tassen auch
Wir feiern heute bis zum Morgengrau’n“.

Text: Dorothee Serries, Fotos: Silke und Jörg Lockstaedt, Roland Strübing, Anja Kirchner, Matthias Weiser

[1] Alle Liedzitate stammen aus „Zusammen“ von den Fantastischen Vier, das auch während des Wettkampfes mindestens einmal gespielt wurde😉

Ein Kommentar

  1. Der Bericht liest sich fantastisch, ein Genuß dabei die Emotionen aus dem Lauf nochmal Review passieren zu lassen. Die ‚LGM‘ hat den 2.Platz in der Bundesliga errungen, sehr cool, aber auch Gratulation an die ‚LG Ultralauf‘ zum Gewinn der Saison.
    Die Fotos waren auch zur Hälfte von einem vorbei radelnden Freund, der sich mal die Verrückten anschauen wollte, die da 6h im Kreis rennen. Daher auch mein besonderer Dank an Roland Strübing, tolle Fotos. geworden.
    Vielen Dank Harald für den Motivationsschub zum Ende hin, das war sowas von nötig bei mir, auch wenn dadurch die Woche erst am Mittwoch wieder erträglich wurde. Grüße Jörg & Silke

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