„Fast 25 Kilometer lang ist die Strecke und führt komplett über den Mauerweg zum Brandenburger Tor“, erklärte Vorstandsmitglied Alex der einzigen Läuferin und den elf Läufern. Pünktlich um 9 Uhr begrüßte er sie am vergangenen Sonntag am S-Bahnhof in Hermsdorf. Jeden zweiten Sonntag im Monat nehmen Mitglieder und Gäste diesen Abschnitt des Mauerwegs unter ihre Füße.

Bei strahlendem Sonnenschein liefen zwölf Laufbegeisterte von Hermsdorf zum Brandenburger Tor. (Foto: Jörg Levermann)
Bei strahlendem Sonnenschein liefen zwölf Laufbegeisterte von Hermsdorf zum Brandenburger Tor. (Foto: Jörg Levermann)

Je nach Anzahl der Teilnehmer gibt es zwei Geschwindigkeitsgruppen, eine langsame, mit 6:30 und eine schnellere Gruppe. So gingen auch am Sonntag zwei Gruppen auf die Strecke. Steffen sorgte mit deftigen Köstlichkeiten an den beiden Verpflegungspunkten und im Ziel für Nachschub im Energiehaushalt der Läufer.

Für die Normalbevölkerung ist es sicher ungewöhnlich, sonntags gegen halb sieben aufzustehen, ein schnelles Frühstück im Stehen einzunehmen, sich die Laufklamotten überzustreifen, Wechselsachen in den Rucksack zu packen und zum Bahnhof zu traben. Das ist aber notwendig, wenn man vom Südosten Berlins nach Hermsdorf zum MauerwegLauftreff will. Der der Aufwand lohnt sich aber. Denn besonders für Läuferinnen und Läufer, die noch nie längere Strecken gelaufen sind, ist dieser Lauftreff interessant. Denn entlang der Strecke gibt es immer in der Nähe S-Bahnhöfe an denen man abbrechen kann, falls die Kondition doch noch nicht so weit sein sollte.

Die etwas schnellere Gruppe, geführt von Mathias, hatte ein Tempo von 6:15 bis 6:30 pro Kilometer geplant und war letztendlich mit 6:21 unterwegs. Anja hatte die Nettozeit gemessen. Demnach waren wir – ohne die Stopps an den Verpflegungspunkten zu berücksichtigen – mit mit einem sechser Schnitt unterwegs. In der langsameren Gruppe ging es gemütlich zu mit 6:30 oder langsamer. So konnten die drei Mauerwegläufer in dieser Gruppe das tolle Laufwetter noch länger genießen.

Wer schon einmal dabei war, weiß wie schnell die Zeit vergeht. Denn der Gesprächsstoff geht unterwegs nie aus. Grotesk wird es aber, wenn über Philosophie diskutiert wird. Was hat Philosophie mit Laufen zu tun? Es liegt doch auf der Hand, es ist die Leidenschaft, die Liebe zu unserem Sport. Aber, was ist Liebe? Der niederländische Philosoph Spinoza (1632-1677) soll sich einmal dazu geäußert haben. Aufgeschrieben hat er seine Gedanken nur zum Teil. Aber seine Schüler haben sie akribisch notiert, seine unvollendeten Manuskripte bearbeitet und erst nach seinem Tode veröffentlicht. Demnach soll er gesagt haben:

„Liebe ist ein Gefühl der Freude, begleitet durch die Idee einer äußeren Ursache.“

Und schon stellt sich die nächsten Fragen: Was ist eine Idee? Ist sie real? Was ist überhaupt Realität? Im Film Matrix ist sie das zentrale Thema.

Fest steht: Als wir das Brandenburger Tor erreichten, haben wir diese zentralen Fragen der Philosophie des Langstreckenlaufens nicht lösen können. Mein Vorschlag, beim nächsten Mal philosophische Texte mitzubringen und unterwegs darüber zu debattieren, rief jedenfalls ungläubiges Staunen in der Gruppe hervor, erst recht, als ich danach fragte, wer das Protokoll dazu schreibt.

Wer sich einmal mit Philosophie auseinander setzen möchte, dem sei Jostein Gaarders Sofies Welt empfohlen. In einem Roman führt er in einer spannenden Rahmenhandlung in die Geheimnisse der Philosophie. Wer es gelesen hat, wird feststellen, wie stark doch unser Zusammenleben und unsere Moralvorstellungen heute von den alten Philosophen geprägt sind.

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