Jahres-Ultra-Auftakt nach 2018 und 2019 auch dieses Jahr wieder bei Bert Kirchners tollem Taunus-Ultratrail. Wie bisher entschieden wir uns auch diesmal wieder für die „kleine“ Strecke (heuer 56km/1600HM), um am Ende nicht so lange im Dunkeln durch den Wald „irren“ zu müssen.

Allerdings mussten wir bei diesem Lauf doch auf dreierlei verzichten, dass für uns zu dieser Veranstaltung unbedingt dazugehört: Den Abschnitt auf die Spitze des Feldbergs (die – immer anders verlaufende – Strecke führte diesmal überraschenderweise nur daran vorbei), das Dabeisein von Sylke Bistron und ihrem Lutze (sieh zu, dass du wieder lange Distanzen trainierst!, ihr habt uns gefehlt😊) und Schnee (2018 reichlich, 2019 spärlich, 2020 nicht vorhanden).

Beim Start über die 56 Kilometer mit Lauforganisator Bert Krchner (rechts).

Statt Schnee und Eis prägte die Strecke diesmal  Schlamm, und das reichlich. Für uns und alle gab es es auf weiten Teilen der Strecke nur die Wahl: Laufe im Schlamm, am Schlamm oder um Schlamm herum. Manchmal fiel die Auswahl auch flach, da die Streckenführung das „um herum“ ausschloss.

Mein Glück war gestern, dass ich tatsächlich die ganze Zeit zusammen mit Tom lief (meine Grundvoraussetzung für die Teilnahme an diesem Trail, weil ich immer Angst habe, irgendwo umzupurzeln und dann einsam im Wald zu verenden😳), denn bei ca. km 15 entfernte ich mich laut meiner Suunto-Uhr immer mehr vom Track. Tom dagegen war genau auf Linie. Dass seine Uhr recht hatte und nicht meine, zeigte sich spätestens einen Kilometer später, als meine Uhr mich erst zehn Kilometer vom Track entfernt wähnte, dann 20 und schließlich die Karte auf 100km aufriss. Fliegen kann ich ja nicht, also orientierten wir uns pragmatisch nach Toms Uhr.

Hilfe, wo bin ich? Meine Suunto bewies mir, wie wichtig es auf einsamen Trails ist, nicht allein unterwegs zu sein.

Ein weiteres Handycap ereilte dafür dann Tom wenig später in Form einer kaputten Trinkblase, die dazu führte, dass Rinnsale aus seinem Rucksack seinen Rücken herunter liefen und seine Klamotten in kurzer Zeit pitschnass waren. Äußerst unangenehm bei winterlichen 2 Grad, auch wenn tatsächlich die Sonne fast durchgängig schien. Ließ sich obenrum noch durch Ausziehen des Pullovers uns Anziehen einer wasserabweisenden Jacke eine Lösung finden, blieb bei der Hose nur die Wahl: aufhören oder mit nasser Hose bis ins Ziel. Meinen Respekt an meinen Regenlauf-hassenden Mann, dass er den Lauf mit den pitschnassen Tights so durchgezogen hat und nur trocken kommentierte: „In Berlin hätte ich mich in die U-Bahn gesetzt, aber hier fährt ja keine.“

Das stimmt, öffentliche Verkehrsmittel gab es nicht, und auch nur zwei – allerdings bestens ausgestattete – VPs bei km 18 und 39 mit heißem süßen Tee und vielem mehr. Leider hatten wir keinen Nerv für die sehr lecker aussehende „Suppe-ohne-Tiere“, mit der uns Berts Frau Jessyca für die letzten 17km pushen wollte. Schlimmer war, dass ich vergaß, meine Trinkblase nochmal zu befüllen, so dass wir uns die wenige Schuck Wasser auf dem verbliebenen Strecken-Drittel teilten, trotzdem einen Saudurst hatten und gerade auf den letzten Kilometern stellenweise Sternchen vor den Augen hatten – zumal es Bert wieder nicht hatte lassen können, uns fünf Kilometer vor Schluss noch mal eine Wand vor die Nase zu stellen. Sprich: Abgesehen von dem allerletzten Kilometer ging es zum Schuss nochmal kilometerweise ziemlich steil nach oben.

Irgendwie schafften wir es aber ohne umzukippen bis oben, liefen den verbleibenden Downhill-Kilometer und schwankten um kurz nach fünf, acht Stunden nach Start des Laufs, in den Schuhraum der Jugendherberge, wo man es erstmal schaffen muss, sich aus seinen verschlammten Tretern zu befreien, bis der Auftritt auf Socken im Gemeinschaftsraum als Zieleinlauf gewertet wird. 

Tatsächlich hatten wir es – da die Sonne im Westen ja etwas später untergeht als in Berlin – gerade so noch im Hellen geschafft, was uns die Vorjahre nie geglückt war. In der Jugendherberge warteten dann die verdiente knallheiße Dusche und kühle Getränke. Und natürlich Lauforganisator Bert, der sich wie immer über unsere Ankunft – sowie sowieso über jeden glücklichen, unfallfreien Zieleinläufer – freute.

Fazit: Wer Laufen über Stock und Stein bergauf und bergab, wechselnde Routen und familiär geprägte Veranstaltungen mag, ist beim Taunus-Trail richtig; wer Medaillen, Zuschauer und einen Eintrag bei der DUV braucht, muss zumindest wissen, dass er dazu woanders hin muss. Weiterhin empfiehlt es sich, genug Essen und Trinken zur Selbstversorgung sowie eine GPS-Uhr dabeizuhaben und einen Laufpartner, um auf dessen Ausrüstung zurückgreifen zu können, falls die eigene versagt. Und natürlich, weil das Laufen zu zweit viel mehr Spaß macht😍.

Text: Sonja Schmitt
Fotos: Tom Schmitt; Sonja Schmitt

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