Was in 2019 mit der Planung als „Weg der Deutschen Einheit“ begann, konnten wir vom 21. bis 27.05. als „Deutschlandquerung“ erfolgreich abschließen. Bevor ich jetzt von der diesjährigen Veranstaltung berichte, möchte ich im Rückblick mit der Planung in 2019 beginnen.

Nach der erfolgreichen Durchführung des „E11“ im Mai 2019 ging es ziemlich schnell in die Planung für 2020. Es sollte wieder ein Etappenlauf werden, der einer vorhandenen Wegeinfrastruktur folgt. Das erleichtert sowohl dem Orgateam die Planung als auch den LäuferInnen im Wettkampf die Orientierung.  Die Wahl fiel dann schnell auf den „Weg der Deutschen Einheit“, der auf 1.080 km Aachen und Görlitz miteinander verbindet; und zwar auf das Teilstück zwischen Oberhof und Olpe.

Zunächst wurden alle Etappen mit den nötigen VP`s geplant und die potentiellen Unterkünfte angefragt und gebucht. Nach der Veröffentlichung der Ausschreibung ließen die ersten Meldungen nicht lange auf sich warten, für uns das Startsignal die erste Erkundung zu planen. So nutzten wir das verlängerte Wochenende um den 3. Oktober 2019 mit Freunden zum Ablaufen der ersten Etappen in Thüringen.

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Weiter ging es mit konkreten Absprachen in den Unterkünften, im Detail geht es da z. B. um Essenszeiten und das Essen an sich. Um keine Überraschungen zu erleben, tut man gut daran auf größere Mengen zu verweisen, die LäuferInnen zu sich nehmen.

An Weihnachten 2019/2020 führten wir dann die zweite Erkundung durch; diesmal war die Homebase ein schönes Ferienhaus in Bad Berleburg. Um zu Zweit möglichst viele Etappen laufen zu können, bedarf es – gerade im Winter – einer exakten Planung. Die Tage sind kürzer und die Untergründe schwieriger zu belaufen. Das Wetter spielt auch eine nicht unwesentliche Rolle. Schließlich muss man autark unterwegs sein. Auch muss die Zeit, in der man von A nach B fährt gut kalkuliert werden, schließlich hat man ja in der Woche nur begrenzt Zeit.

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Anfang Januar war also die gesamte Planung in trockenen Tüchern: die Shirts waren entworfen, die Medaillen bestellt etc.

März 2020 kam dann der Supergau mit Lockdown und damit für uns und unsere Partner sowie die TeilnehmerInnen eine völlig neue Situation. Anfangs ging ich davon aus, dass sich die Lage nach drei bis vier Wochen wieder normalisieren würde. Mit dem Wissen von heute war diese Annahme ziemlich naiv, aber man klammert sich ja gerne an Strohhalme. Es folgte gezwungenermaßen die Absage, ebenso die Absage der 100Meilen. Nicht nur meine Welt war aus den Fugen geraten…

Corona kann aber nicht ewig dauern und so terminierten wir den Etappenlauf für Mai 2021 neu. Den TeilnehmerInnen boten wir eine Übertragung des Startplatzes an, alternativ auch eine vollständige Erstattung des Startgeldes. Die Stornierung der Unterkünfte hingegen gestaltete sich trotz Beherbergungsverbot als schwieriger. Teilweise war hier auch anwaltliche Hilfe von Nöten.

Der neue Planungsanlauf im Sommer 2020 zeigte schnell, dass wir die letzten beiden Etappen abändern mussten. Vor allem die Jugendherbergen wollten keine Gruppe mehr für nur eine Nacht beherbergen. Im April 2021 standen wir dann wieder vor dem gleichen Dilemma wie im Vorjahr: Lockdown und Beherbergungsverbot – diesmal aber mit einer guten Perspektive für die 100Meilen. Also mussten wir den Etappenlauf erneut absagen. Von Enttäuschung und Frust gekennzeichnet, entschieden wir uns zunächst dazu, keinen neuen Anlauf für den Etappenlauf in Erwägung zu ziehen. So erstatten wir alle Startgelder, erhielten aber viele großzügige Spenden, so dass kein finanzielles Defizit entstanden ist.

Nachdem der Mauerweglauf 2021 – trotz der strengen Coronaauflagen – ein voller Erfolg wurde, wollten wir dem Etappenlauf noch eine Chance geben. Die Gründe sind auch in einem Faible und einer Leidenschaft für Mehrtagesläufe zu suchen.

Vorweg, es wurde nicht nur ein neuer Anlauf, es wurde aus verschiedenen Gründen eine komplett andere Veranstaltung, zumindest was Strecken und Unterkünfte betrifft.  Die zuvor gebuchten Unterkünfte standen zum Teil nicht mehr zur Verfügung. Das hatte zur Folge, dass der Großteil der Strecken neu geplant werden musste. Damit war für uns im Sommer auch klar, wo wir wieder unseren Weihnachtsurlaub verbringen würden. Wie schon geschrieben: das Ferienhaus ist echt toll!

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Die Anmeldungen ließen diesmal zu wünschen übrig und gebranntes Kind scheut das Feuer, so dass wir bis Ende Februar 2022 warten mussten, um eine endgültige Entscheidung zur Durchführung zu treffen.

Im März sind wir dann wieder an einem Wochenende mit Feiertag mit Freunden nach Thüringen gefahren, um den Streckenverlauf der ersten Etappen festzulegen. Wir durften schöne Tage in einem 400 Jahre alten, liebevoll renovierten Haus verbringen, was uns viel Spaß gemacht hat. Dennoch muss da einiges gelaufen und vorher sinnvoll geplant werden.

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Hier hatten wir bei der Planung Unterstützung von Gunter Rothe, ging doch die erste Etappe durch ThüringenUltra-Land, aber dazu später mehr.

Zum Anmeldeschluss hatten wir 22 Meldungen. Wenn man mit 42 Meldungen, die wir sonst immer hatten, zuzüglich einer Warteliste mit 5 Leuten, kalkuliert, dann muss man auch den Support einschränken. Das bedeutet, wir können nur 2 statt 3 VP-Teams aufbieten. Um den angegebenen Service der VP´s anbieten zu können, müssen dann diese beiden Teams mehr arbeiten und sogar die Rennleitung mit in die Versorgung einbezogen werden, was den Stresspegel für das Orgateam deutlich erhöht. Insgesamt steht tagsüber weniger Zeit zur Verfügung, um von A nach B zu kommen, denn auch wir müssen in den Fahrzeugen die tägliche Wegstrecke der Läufer zurücklegen, meist sogar sehr viel mehr.

Deshalb muss man sich intensiv mit den Startzeiten auseinandersetzen. Drei Startgruppen erfordern da eine exakte Planung, um ohne viel Spielraum rechtzeitig mit dem Gepäck im Ziel zu sein.

Los ging es dann am 21. Mai mit der Startnummernausgabe in Arnstadt. Es war wirklich schön, viele bekannte Gesichter zu treffen, die man über ganz lange Zeit nicht mehr gesehen hat. Nach dem Abendessen und dem 1. Briefing sowie der Festlegung der Startgruppen für die erste Etappe verabschiedeten sich die meisten LäuferInnen schnell auf ihre Zimmer.

1. Etappe: Arnstadt – Eisenach (64 km, 920 hm)

Der erste Tag sollte sich für die Rennleitung zunächst noch ganz entspannt gestalten. Gunter Rothe (Organisator des ThüringenUltras) ließ es sich nicht nehmen, mit seinen Mannen den dritten VP zu organisieren, was für uns eine tolle Entlastung war. Wir waren dadurch früh im Ziel und konnten wichtige Vorbereitungen für den Zieleinlauf und das Abendessen treffen. Das Hostel bot nur Frühstück an und wir mussten das Abendessen über einen externen Caterer hinzubuchen, was zu Störungen in der Kommunikation führte, als es um Getränke ging. Die nette Frau an der Rezeption gab uns den Schlüssel für den Raum, in dem das Abendessen stattfinden sollte, und fragte gleich nach, warum wir keine Getränkebereitstellung gebucht hatten. Innerliche Panik stieg auf. Die Sache ließ sich aber unkompliziert klären, indem ich mit der Frau in das Getränkelager ging und mit Hilfe einer Sackkarre die Getränke gleich an Ort und Stelle schaffte. Auch die Verteilung der Schlüsselkarten funktionierte problemlos. Wenn man aber nach 14 Uhr ankommt, ist die Rezeption nicht mehr besetzt und der CheckIn ist nur noch am Automaten möglich. Was dann gewesen wäre, möchten wir uns nicht ausmalen. So fand der Tag aber einen glücklichen Ausgang. Leider war gleich die erste Verletzung zu behandeln; auch da bringt man sich als Rennleitung ein.

2. Etappe: Eisenach – Sontra (57 km, 1.250 hm)

Der zweite Tag war deutlich arbeitsintensiver, die Rennleitung musste einen VP betreuen und sich dann aufteilen, um sowohl die Nachzügler am VP betreuen zu können als auch rechtzeitig im Ziel zu sein. Bei dieser schweren Etappe – es wurde die Grenze von Thüringen nach Hessen überschritten – hatten die langsameren LäuferInnen auch ziemlich Verspätung im Ziel. In persönlichen Gesprächen konnten wir individuelle Startzeiten vereinbaren, so dass die Einhaltung der Cut Offs zukünftig gewährleistet sein sollte.
Leider gab es schon am zweiten Tag das erste DNS, was uns aber Unterstützung im VP-Team brachte. Des Einen Freud, des Anderen Leid.

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3. Etappe: Sontra – Felsberg (52 km, 1.370 hm)

Am Morgen der dritten Etappe gab es von der Wettervorhersage leider gar keine guten Nachrichten: starke Schauer waren vorhergesagt. Aus dem Grund fuhren die Rennleitung und das Team von VP 3 erst einmal gemeinsam zu VP 2, was sich als richtige Entscheidung herausstellte. Es ist wesentlich leichter mit 4 Leuten bei kaltem Wetter und im Regen ein Zelt aufzubauen und Kartoffeln sowie heiße Brühe zu kochen. Die heißen Kartoffeln wurden uns sprichwörtlich aus der Hand gerissen. Brühe und Kaffee wurden auch gerne genommen. Das Wetter besserte sich im Laufe des Tages und in Felsberg stand uns eine tolle Unterkunft zur Verfügung. Die Krönung war das Buffet am Abend, das keine Wünsche offen ließ.

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4. Etappe: Felsberg – Hessenstein (56 km, 990 hm)

Trotz früher Startzeit, wurde leider bei VP 3 der Cut Off überschritten, so dass es zum ersten DNF kam. Das Etappenziel war diesmal eine Burg, die zur Jugendherberge umgebaut wurde.  Bei den TeilnehmerInnen traten die ersten Zipperlein zu Tage: Shin Splint, etc.  Die Unterbringung zum Schlafen war etwas beengter als bisher gewohnt, das Essen aber war voll in Ordnung. Bier und andere Getränke waren für uns im Kühlschrank bereitgestellt. Und das Orgateam konnte sich beim Outdoorschach vergnügen.

5. Etappe: Hessenstein – Bad Laasphe (60 km, 1.460 hm)

Zur Königetappe erhöhte sich die Zahl der Frühstarter, davon war aber der Erfahrung nach auch auszugehen. Leider gab es am Morgen auch das zweite DNS, was uns wiederum einen Helfer mehr bescherte. Später sollte sich herausstellen: Zu viele Helfer können auch zum Problem werden. Kaum war VP 3 von der Rennleitung erreicht, mussten an VP 1 zwei TeilnehmerInnen evakuiert werden. Kein leichtes Unterfangen, wenn man in zwei Fahrzeugen nur 5 Sitzplätze hat und mit Cut Off-Überschreitungen rechnen muss.

So kam es dann auch und Nina musste die restliche Strecke von VP 3 bis ins Ziel per Pedes zurücklegen. Ich – nun alleiniger Rennleiter – kam dann rechtzeitig mit 4 TeilnehmerInnen, die auch gleichzeitig Helfer wurden, am Tagesziel, dem schönen Schloss Wittgenstein, an. Kurze Zeit später traf auch die Hausherrin ein und übergab nach einer schnellen, aber sehr umfangreichen Einweisung im Haus die Schlüssel, wünschte einen angenehmen Aufenthalt und fuhr von dannen. Netter Besuch hatte sich für den Abend angekündigt, Norbert Madry kam von Marburg und leistete uns Gesellschaft. Das Abendessen war wiederum großartig und das Küchenpersonal sehr unkompliziert, nett und hilfsbereit.

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6. Etappe: Bad Laasphe – Siegen (50 km 1.290 hm)

Wie bereits am Vortag gab es eine größere Frühstartgruppe, auch in den Fahrzeugen waren mehr Personen unterwegs, was aber auch ganz nützlich war.

Gleich am Morgen Hilferuf von VP 1: Streckensperrung direkt nach dem VP aufgrund von Forstarbeiten. Kennen wir ja schon… Vor der Abfahrt nochmal Tablet raus, Alternative suchen und abermals Trennung der Rennleitung: Nina fuhr zu VP 1 und erkundete im strömenden Regen die Alternative, die sich schnell als machbar herausstellte. 2 km Umweg mussten die LäuferInnen in Kauf nehmen. Bevor ich den VP der Rennleitung besetzen konnte, musste ich das Leergut entsorgen und Zielbier kaufen. Gut, wenn man da zu dritt unterwegs ist. Vor Abfahrt am Getränkemarkt fällt mir auf, dass ich noch meinen Zimmerschlüssel in der Tasche habe. Also wieder zurück zum Schloss und Schlüssel abgeben (gut, dass das keinem Läufer passiert ist…). Dann aber endlich Abfahrt zu VP3, alle LäuferInnen verpflegen, schnell zusammenpacken und ins Ziel nach Siegen fahren. Wie immer Check In im Hotel, Ziel aufbauen, Taschen und Koffer, die zum Teil nicht so ganz leicht waren, ein letztes Mal ausladen. Nun ist alles bereit für den großen Empfang der TeilnehmerInnen, die nach und nach ins Ziel kamen. Nach sechs Lauftagen ist das für alle ein sehr emotionaler Moment, bei dem auch schon das eine oder andere Tränchen kullern darf. Parallel dazu mussten aber auch die Versorgerfahrzeuge aufgeräumt werden. Nach dem letzten Zieleinlauf hieß es dann, schnell aufs Zimmer, Ergebnisse online stellen, Urkunden schreiben und unter die Dusche zu springen. Eine gute Hose muss dann zur Siegerehrung auch sein. Vor dem abschließenden Essen gab es die finale Siegerehrung, die wir in drei Teile teilten: Zunächst ehrten wir alle LäuferInnen für die letzte Etappe (Tageswertung). Im Anschluss bedankten wir uns als Rennleitung bei unseren VP-Helfern für die sehr engagierte Woche. Die TeilnehmerInnen würdigten das mit Standing Ovations und einem besonderen Briefumschlag: Vielen Dank dafür!

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Nach der Siegerehrung für die Gesamtwertung (hier geht es zu den Ergebnissen) war das Buffet eröffnet und es wurde ein langer Abend…

Danke!

Abschließend bleibt als Resumee, dass es wieder eine sehr gelungene Veranstaltung. Sie hat uns zwar viel abverlangt, aber auch viele schöne Stunden und tolle Erlebnisse beschert hat. Für mich ist eine Mehrtagesveranstaltung die Königsdisziplin im Langstreckenlauf; jeder einzelne Teilnehmer hat eine großartige Leistung vollbracht.

Mein persönlicher Dank geht zuerst an Nina – ohne sie wäre eine solche Woche nicht machbar -, an Elke und Olaf, die den Frühstartern Frühstück zubereitet und immer zwei VP´s bestreut haben, Antje, die anfangs alleine zum VP fahren und ihn betreuen musste, Isabel, die uns in den letzten Tagen unterstützt hat, Christina, die leider nicht wie geplant laufen konnte, uns aber tatkräftig und mit viel guter Laune unterstützt hat, ebenso wie Christian und Heinz.  

Antje, Sonja, Andreas und Tom, sowie Bärbel und Wolfgang: ohne eure Hilfe wären die Erkundungen nicht möglich gewesen!

Man kann unschwer erkennen, wieviel Zeit und Personen nötig sind, um eine solche Veranstaltung zu einem guten Ende zu bringen. Aus diesem Grund wissen wir noch nicht, wo wir unseren nächsten Weihnachtsurlaub verbringen. Wer sich für die Vorbereitung und Durchführung eines Mehrtageslaufs berufen fühlt, der darf sich sehr gerne einbringen, der Dank vieler LäuferInnen ist euch – nicht nur – im Ziel gewiss!

Text: Harald Reiff
Fotos: Andreas Jackisch, Antje Lehmann, Antje Matthiesen, Frank Stein, Elke Ilk, Nina Blisse, Harald Reiff

Ein Kommentar

  1. Ein schöner Bericht der mich sofort wieder dorthin katapultiert , die Woche war grandios, bin immer noch sehr beseelt und weiß, davon zerre ich noch lange! Mein großer Dank geht an Harald und Nina, Olaf und Elke und auch an Antje und Isabel, natürlich auch an die unfreiwilligen Helfer Tina, Christian und Heinz! Ihr seid alle die wahren Helden dieser Veranstaltung!! Danke euch dafür!!

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