Ein Bericht von Mike Friedl

Ein langgehegter Wunsch

Mike kann behaupten, dass seine Reise auf die Harnas Wildlife Foundation Farm in Namibia vor ca. 15 Jahren in Gedanken begann. Als er noch in Istanbul lebte und arbeitete, sah seine Tochter an einem späten Nachmittag zufällig eine Reportage über eine Wildtierfarm aus Namibia. „Papa, komm mal schnell, Du bist doch so vernarrt in Tiere und Du liebst Afrika.“

Die Reportage zeigte Menschen verschiedensten Alters aus Europa, aber auch aus Amerika und China, die auf der Farm unterschiedlichste Helfertätigkeiten ausübten, z.B. Fütterungen von Raubtieren.  Mit Begeisterung sah Mike die Bilder aus Namibia und seitdem war ihm klar: Diese Farm mitten Namibia zu besuchen ist ein Muss.

Lange Zeit war dies aus beruflichen aber auch aus sportlichen Gründen nicht möglich gewesen. Nun, nachdem er seine berufliche Tätigkeit gegen das Rentnerleben eingetauscht hatte und sein großes Ziel, den 500. Marathon, welchen er in Lissabon Anfang Oktober als 72jähriger absolvierte, erreicht war, konnte Mike seinen Wunsch endlich in die Tat umsetzen.

Es gibt drei Möglichkeiten, sich auf dieser Farm aufzuhalten: Mitarbeit für 18-45-Jährige als Volontär(in), in einem exklusiven Projekt für 18-99-Jährige oder nur die Buchung für einen Urlaubsaufenthalt. Mike entschied sich für das zweite Projekt, was die Versorgung von Wildtieren und weitere Farmertätigkeiten beinhaltet.

Nachdem Mike den afrikanischen Kontinent in seinen vielen Facetten bei früheren beruflichen und sportlichen Reisen in Südafrika, Swasiland, Marokko, Ägypten, Kenia, Senegal und Gambia schon kennen gelernt hatte, war er riesig gespannt auf die ehemalige deutsche Kolonie.

Reise auf den Spuren deutscher Kolonialvergangenheit

Nach der Buchung im Juni ging es Ende November endlich los: Flug über Frankfurt nach Windhoek. In den drei Tagen Windhoek war die deutsche Vergangenheit nicht zu übersehen: Einkaufsläden und massenweise Straßenschilder mit deutschen Namen.

Am vierten Tag ging es in 5-stündiger Fahrt von Windhoek zu der ca. 280 km entfernten Harnas-Farm, die 80 km von der nächsten Stadt Gobabis entfernt liegt. Mike und zwei Volontäre aus Belgien und China wurden nicht nur von zwei Nashörnern, einer Mutter mit Nachwuchs, empfangen, sondern auch von Frau Katja, der Projektleiterin. In der ersten Nacht war das für ihn noch ungewohnte Gebrüll der Löwen hinter seiner Unterkunft nicht zu überhören.

Kombination von Arbeit und Sport

Die Tage beginnen auf Harnas schon teilweise sehr früh. Da Mike aber auch auf der Farm nicht auf seine seit fast 35 Jahren gewohnten frühsportlichen Tätigkeiten verzichten wollte, konnte er sich mit der Projektleiterin auf einen verspäteten Beginn einigen. Laufen und Walken, mindestens 1 Std., aber auch länger, bis zu 20 km bei angenehmen kühlen Temperaturen in der Frühe, auf kontrollierten Wegen im Busch waren so möglich. Laut Manager Lukas ist Mike der erste Gast/Volontär, der das Tierschutzreservat auch sportlich nutzte.

Faszinierende Vielfalt

Auf dem 8000 Hektar großen Gelände leben in riesigen Wildtiergehegen Löwen, Leoparden, Geparde, Baboons (eine spezielle Affenart in Süd-Afrika) und Affen. In absoluter Freiheit gibt es ca. 200 verschiedene Tiere, z.B. Nashörner, Antilopen, Esel, Wildhirsche, Sträuße, Buschwild, Wildhunde, große Schildkröten, Erdmännchen, Streifenmangusten usw. Es ist faszinierend, wie friedlich diese unterschiedlichen Tierarten zusammenleben.

Mikes Tätigkeiten waren nicht nur die tägliche Fütterung der Raubtiere in den riesigen Gehegen, die bis zu drei Stunden dauern konnte, sondern auch das Zuschneiden von Fleisch, Obst und Gemüse für die Tiere sowie Käfigsäuberungen.

Auch die Hunde müssen trainieren…

Zu den absoluten Höhepunkten zählte das Trainingsprogramm mit den 3 Hunden der K9/ Sicherheitsstaffel und eine organisierte Übernachtung im freien Hinterland der Farm. Mit Stockbrot und afrikanischen Würstchen wurde der abendliche Hunger über einem Lagerfeuer gestillt. Die Nacht wurde begleitet vom Gebrüll der Raubtiere und vielen weiteren Tieren, es ist der „Sound des Buschwaldes“. 

Kennenlernen der Umgebung

Auf einer Trekkingtour mit erfahrenen Führern ist man auf Indigene gestoßen, die mit einfachsten Mitteln in den Sommermonaten in ihren Strohhütten leben.

Sehr interessant war auch ein Besuch im Kindergarten und der Schule auf der Harnas Farm, wo die die Kinder der ca. 70 Angestellten ihre ersten Bildungsjahre verbringen.

Arbeit für das Interesse der Tiere – ein unvergessliches Erlebnis

Was die Harnas-Farm betrifft: Es ist keine Tiershow wie in einem Zoo oder Zirkus. Hier arbeitet man nur für das Interesse der Tiere, ob klein oder groß, ob niedlich oder gefährlich. Dort werden nur kranke, verletzte, misshandelte oder verwaiste Tiere aufgenommen und es wird versucht, diese überwiegend wieder in freier Wildbahn auszusetzen. Die faszinierenden Raubtiere bekommen nur abgewogenes und fettfreies Fleisch. Die qualitativ hochwertige Auswahl des Futters gilt für alle Tiere, auch für die sieben tollen Hunde der Farm, mit denen Mike als Hundeliebhaber sich speziell angefreundet hatte.

Sehr schnell ging die Zeit vorbei, es war ein unvergessliches Erlebnis und mit viel Wehmut hat Mike sich verabschiedet.    

Text und Fotos: Mike Friedl, Redaktion: Dorothee Serries

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